Bottrop. . Veranstaltung an der Prosperstraße möchte Politik außen vor lassen. Die Menschen sollen von den Rändern wieder zur Mitte finden.

Politische Eiszeit, möglicherweise beginnendes Tauwetter, Sprachlosigkeit oder markige Worte: Was ganz oben in deutschen und türkischen Politikerkreisen passiert, das wollen die Bottroper Christen und Muslime tunlichst außen vor lassen. Mit anderen Worten: Sie wollen an ihrem Nachbarschaftstag nicht politisieren, sondern feiern.

Denn immerhin ist es der 20. Nachbarschaftstag, den die Ditib-Moscheegemeinde von der Prosperstraße, Altkatholiken, evangelische Gemeinde, die katholische Kirche und die neuapostolischen Bottroper für den letzten Septembersonntag gemeinsam planen.

Fällt zusammen mit dem Herbstfest

Dass er in diesem Jahr mit dem fünftägigen Herbstfest der Moscheegemeinde auf dem Gelände an der Prosperstraße 76 (ehemals Ford Schwaak) zusammenfällt, könnte helfen, die gemeinsame Feier der Begegnung noch stärker als bisher in den Blick zu rücken - ebenso, wie die Moscheegemeinde, die nach der neuapostolischen Gemeinde im vergangenen Jahr nun Gastgeberin ist.

Der stellvertretende Vorsitzende der gastgebenden Moschee, Ergin Kinac.
Der stellvertretende Vorsitzende der gastgebenden Moschee, Ergin Kinac. © Heinrich Jung

„Wir wollen keine politische Ideologien oder Parteipolitik in so einen Tag tragen“, sagt Ergin Kinac. Der stellvertretende Vorsitzende der gastgebenden Moschee weiß, dass dies nicht immer einfach ist. Vor allem, seit der islamische Dachverband Ditib, der als verlängerter Arm der offiziellen türkischen Religionsbehörde gilt, in Deutschland nicht mehr uneingeschränkt als (Ansprech)Partner und Fördergeldempfänger betrachtet wird. So wird allen Beteuerungen zum Trotz Nachbarschaft auch in Bottrop komplizierter.

Suche nach Gemeinsamkeiten

Vor diesem Hintergrund hat sicher auch der Nachbarschaftstag, der 1999 erstmals begangen wurde, eine tiefere Bedeutung. Zum einen sei es der Versuch, die Menschen weg von den extremen Rändern in die Mitte zu bringen, wie Anke-Maria Büker-Mamy, Pfarrerin der evangelischen Martinskirche, betont. Zum anderen erinnert der frühere Propst Paul Neumann der katholischen Cyriakuspfarre an die Ursprünge des Tages, den sein verstorbener Mitbruder Rudolf Garus mit ins Leben gerufen hatte. „Auch der war so klug, auf gelebte Nachbarschaft zu setzen und die Politik außen vor zu lassen.“

Auf der anderen Seite geht es an diesem Tag immer auch um die Suche nach Gemeinsamkeiten in den beiden großen monotheistischen Weltreligionen. Dafür steht das Thema „Abraham/Ibrahim“. Zwischen einzelnen Musikbeiträgen legen die Vertreter der christlichen Konfessionen die Rolle des Ur-Vaters Abraham aus, nehmen aber auch - immer moderiert von den Vertretern der Moscheegemeinde - Bezug auf Bibelstellen des Neuen Testaments.

Auf jeden Fall hoffen alle, dass möglichst viele Bottroperinnen und Bottroper am 30. September um 14.30 Uhr zum Nachbarschaftstag an die Prosperstraße kommen. Auch das türkische Herbstfest an den übrigen Tagen ist sicher einen Besuch wert.