Bottrop. Die Junge Union Bottrop stellt sich neu auf. Sie ist vom Wahlergebnis enttäuscht und stellt Forderungen an die Mutterpartei vor Ort und im Bund.
Viel Einsatz hat der Wahlkampf im Vorfeld der Bundestagswahl gefordert, aber es hat auch Spaß gemacht – da ist sich der neue Vorstand der Jungen Union (JU) in Bottrop einig. Seit Juli ist Hermann Lanfermann (31) Vorsitzender des hiesigen CDU-Nachwuchses, als Stellvertreterin ist Vanessa Vohs (23) im Boot, dazu kommt Jan Fallböhmer (24). Klar, dass seit ihrem Amtsantritt der Wahlkampf im Mittelpunkt stand. Die JU-Mitglieder haben sich an Infoständen beteiligt, haben Flyer für den Direktkandidaten Sven Volmering verteilt und ihn teils auch im Haustürwahlkampf begleitet.
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Es sei eine intensive Zeit gewesen, sagt Hermann Lanfermann. Er wie auch seine Mitstreiter hatten den Eindruck, dass die Bottroper auf den Politik-Nachwuchs positiv reagiert hätten. „Wir haben viel Zuspruch erhalten, die Leute waren offen, haben sich teils auch gefreut, mit uns ins Gespräch zu kommen, die JU wieder zu sehen.“ Zumal die Gruppe zuletzt kaum präsent war, wie die Verantwortlichen mit Blick auf die letzten Jahre einräumen.
Kandidat Armin Laschet hat es auch CDU-nahen Wählern schwer gemacht
Allerdings habe man gerade an der Haustür auch gemerkt, dass der Kandidat Armin Laschet oftmals nicht gut ankam. „Viele durchaus CDU-nahe Wähler haben uns gesagt, dass es in diesem Jahr eine ganz schwierige Wahl für sie sei“, so Lanfermann. „Es ist schade, dass die Menschen so sehr auf Armin Laschet geschaut haben und nicht auch auf die Leute dahinter“, bedauert Jan Fallböhmer. Entsprechend enttäuschend sei dann auch das Wahlergebnis. Jetzt gelte es die Partei zu modernisieren, sagt Vanessa Vohs. Das sei zuletzt verpasst worden, und das sage sie ganz bewusst auch aus ihrem Blickwinkel als junge Frau.
Unabhängig davon seien die Wahlkampferfahrungen wertvoll, so habe die JU zum Beispiel den gesamten Social-Media-Wahlkampf für die Bottroper CDU geführt. Erfahrungen, die bei der Landtagswahl 2022 helfen können. Und dann steht 2025 die nächste Kommunalwahl an, bei der Bernd Tischler (SPD) nicht erneut als OB-Kandidat antritt. Das selbstbewusste Ziel der JU: Die CDU soll erfolgreich um den Posten kämpfen.
Verzicht der CDU auf einen OB-Kandidaten in Bottrop war ein Fehler
Dass die Partei bei der letzten Wahl auf einen OB-Kandidaten verzichtet hat, sei ein großer Fehler gewesen, sagt Jan Fallböhmer. Geht es nach der Jungen Union, sollte sich die CDU nicht allzu viel Zeit damit lassen, einen OB-Kandidaten zu küren und ein für die Kommunalwahl aufzustellen. Man müsse die Zeit nutzen, um Themen und Personal bekannt zu machen.
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Ein drängendes Thema aus JU-Sicht ist die Digitalisierung – nicht nur in den Schulen. Auch Ämter und Dienstleistungen müssten digitalisiert werden. Und warum bemühe man sich nicht, Sitzungen politischer Gremien auch digital stattfinden zu lassen, fragt Jan Fallböhmer. Auf diese Weise gelinge es möglicherweise, mehr junge Menschen für politische Arbeit zu gewinnen, die in Studium, Ausbildung und Beruf womöglich stärker gebunden sind. Mehr Flexibilität käme denen vielleicht zugute.
Junge Union will junge Bottroper erreichen, sie für Politik interessieren
Auch das Thema Wohnen sei in Bottrop drängend. „Dazu gehört, dass man der jungen Generation weiterhin den Traum vom Einfamilienhaus erlaubt“, sagt Hermann Lanfermann. Sein Stellvertreter wirbt dafür, grünes, ökologisches Bauen umzusetzen – etwa in Grafenwald.
Unabhängig von den konkreten politischen Themen geht es der JU aber auch darum, junge Menschen generell über Politik zu informieren, sie im besten Fall zum Mitmachen zu bewegen. Dafür nimmt der neue Vorstand verstärkt die sozialen Medien in den Blick, ist erreichbar über Facebook oder Instagram. „Wir freuen uns über jeden, der sich bei uns meldet, Interesse hat und uns kennenlernen möchte“, betont Vanessa Vohs. Gleichzeitig stellt sie klar, dass es bei der JU nicht immer nur um Politik ginge, man auch gemeinsam Freizeit miteinander verbringe.
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Und wie haben sie selbst den Weg zur JU gefunden? Hermann Lanfermann wurde durch seinen Großvater, der auch Mitglied der Partei war, geprägt. Er sei schon länger JU-Mitglied gewesen, doch die Entscheidung sich aktiv zu engagieren sei gefallen, weil er sich so sehr über den Verzicht auf den OB-Kandidaten geärgert habe. Vanessa Vohs wiederum hat der Landessieg in einem Schüler-Debattierwettbewerb politisiert.
Kontakt zur Jungen Union
Die Junge Union in Bottrop hat nach eigenen Angaben rund 60 Mitglieder. Regelmäßig veranstalte die Gruppe einen Stammtisch – immer am zweiten Freitag im Monat. Treffpunkt ist derzeit die Rathausschänke, Gäste sind willkommen.
Weitere Informationen und aktuelle Termine gibt es auf der Facebook-Seite der JU Bottrop oder auf der Instagram-Seite.