Bottrop. Neue Läden sollen die Bottroper City in Schwung bringen. Dafür zahlen die Inhaber nicht nur im Hansaviertel niedrigere Mieten. So geht es weiter.

Die Anmietungsoffensive in der Bottroper Innenstadt geht in die nächste Runde. Nach dem Fußgängerzonenviertel an der Hansastraße will die Stadt nun gemeinsam mit den Hausbesitzern auch leerstehende Ladenlokale im Rathausviertel zu günstigeren Mieten anbieten. Darunter sind Geschäfte auf der fußläufigen Gladbecker Straße und zwei Läden in der Altmarkt-Passage. Das Geld ist da. Beigeordneter Klaus Müller persönlich holte den Förderbescheid bei Regierungspräsidentin Dorothee Feller in Münster ab. Während die Stadt im Rathausviertel nun zum zweiten Mal bei der Anmietung von Läden helfen kann, kündigt die Landesregierung in Düsseldorf für diesen Herbst schon die dritte Phase zur Förderung von Innenstädten an.

Mehr als 430.000 Euro aus dem landesweiten „Sofortprogramm zur Stärkung von Innenstädten“ steckt die Stadt diesmal in ihr Projekt. Sie selbst muss nur zehn Prozent der Summe dafür aufbringen. „Wir sind mit sieben, bald acht Interessierten in Kontakt, die uns ihre Konzepte präsentieren“, erklärt Wirtschaftsförderin Dorothee Lauter. Die Entscheidung darüber, welche Interessenten die auf zwei Jahre begrenzte Starthilfe bekommen, wird wie in der ersten Phase im Hansaviertel auch jetzt wieder die Jury um Oberbürgermeister Bernd Tischler treffen. Außerdem will die Stadt für das Geld auch eine Managerin oder einen Manager für die gesamte City beschäftigen.

Neue Bottroper Geschäfte bringen Schwung in die Innenstadt

Der Deal der Stadt mit den Vermietern und künftigen Ladeninhabern funktioniert auch im Rathausviertel in etwa so: Die Vermieter verzichten auf gut 30 Prozent ihrer regulären Mietforderungen, die neuen Geschäftsinhaber zahlen 20 Prozent der alten Miete selbst, und die Stadt, die die Lokale an- und weitervermietet, stockt die fehlenden Prozente mit Hilfe der Fördergelder des Landes auf, damit die Hausbesitzer auf dann 70 Prozent ihrer alten Mieten kommen. Die Bottroper Wirtschaftsförderer setzen darauf, dass die so gewonnenen Geschäfte mit ihren neuen Angeboten die gesamte City wieder in Schwung bringen.

Serif Kilic bietet in seinem Imbiss Fritas Natural an der Hansastraße in Bottrop frische Kartoffelspezialitäten aus Spanien zum Verkauf an. Bei der Ladenmiete helfen ihm Stadt und Land.
Serif Kilic bietet in seinem Imbiss Fritas Natural an der Hansastraße in Bottrop frische Kartoffelspezialitäten aus Spanien zum Verkauf an. Bei der Ladenmiete helfen ihm Stadt und Land. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Im Hansaviertel ging dieser Plan schnell auf. „Da ist jetzt nur noch eines der ausgewählten Ladenlokale leer“, sagt Dorothee Lauter. Von der Mietbeihilfe profitieren dort zum Beispiel ein Geschäft für Wohnaccessoires an der Poststraße, ein neuer Supermarkt für vegane Lebensmittel an der Hochstraße sowie an der Hansastraße ein Anbieter spanischer Kartoffelspezialitäten und der holländische Blumenladen, dessen Inhaber ohne den Mietrabatt geschlossen hätte.

Bottrop rechnet im Oktober mit weiteren Neueröffnungen

Anfang Oktober wird in Partnerschaft mit dem Bottroper Marketingverein auch der Marketing-Store des Grusellabyrinthes mit integrierter Stadtrallye eröffnen. Auch die Hochschule Ruhr West mit ihrem Büro zur Präsentation von Projekten der zirkulären Wertschöpfung haben die städtischen Wirtschaftsförderer noch auf dem Zettel. Das ebenfalls geplante Ideenlabor für die „Läden der Zukunft“ von Schülern und Studenten ist allerdings noch nicht so weit.

„Innenstädte sind das Herz und das Gesicht einer jeden Stadt. Diesen wieder Leben einzuhauchen und sie lebendig und attraktiv zu gestalten und auch zu erhalten, ist eine große Herausforderung“, unterstützt Regierungspräsidentin Dorothee Feller die Vorhaben der Stadt. Bei ihren Besuchen auch in Bottrop könne sie erkennen, dass mit viel Herzblut und Engagement an der Zukunft der Innenstädte gearbeitet wird.

Nur wenige Interessenten sprangen in Bottrop wieder ab

In der Altmarkt-Passage in der Bottroper Innenstadt stehen Ladenlokale leer. Das will die Stadt ändern.
In der Altmarkt-Passage in der Bottroper Innenstadt stehen Ladenlokale leer. Das will die Stadt ändern. © FUNKE Foto Services | Franz Naskrent

Allerdings geht dabei nicht immer alles hundertprozentig glatt. Einige der Firmen, denen die Bottroper Jury ihr Okay für die Miethilfen gegeben hatte, sind wie der Anbieter von Lebensmitteln und Kosmetik-Produkten auf Hanfbasis inzwischen wieder abgesprungen oder wurden wie ein Textilhandel an anderen Adressen schneller fündig. Das Bottroper Ressort für Wirtschaftsförderung nimmt daher für die Eröffnung von Läden auf der Gladbecker Straße und in der Altmarkt-Passage auch wieder neue Bewerbungen an.

Interessierte melden sich hier

Geschäftsinhaber oder Firmengründer, die Interesse an einem Ladenlokal im Bottroper Rathausviertel haben, können ab sofort einen Antrag bei der Stadt auf Hilfen stellen.

Ansprechpartnerin im Amt für Wirtschaftsförderung und Standortmanagement ist Nathalie Grundmann. Sie ist telefonisch unter 02041/70-4603 zu erreichen. Die Mailadresse lautet:

Ob die Stadt auch die erneute Chance ergreift und in die dritte Förderphase des NRW-Heimatministeriums einzusteigen versucht, werde noch geprüft, sagte Dorothee Lauter. Sie wirft die Frage auf, ob solche Hilfsprogramme außer für die Innenstadt nicht auch für Stadtteilzentren möglich sein sollten.

Dabei ist der Wirtschaftsförderin ohnehin klar, dass die eigentliche Nagelprobe für die neuen Bottroper Geschäfte in zwei Jahren anstehen wird, wenn die Mietbeihilfen von Stadt und Land wieder entfallen. Ihr schwebt daher ein Fördermodell vor, mit dem die Mietanteile der neuen Geschäftsinhaber dann nicht sofort wieder auf hundert Prozent hochschnellen, sondern Jahr für Jahr schrittweise erhöht werden.