Bottrop. Laut einer Studie fehlen in NRW bis 2030 tausende Kita-Kräfte, schon jetzt wird mancherorts ein Mangel an Personal beklagt. Die Lage in Bottrop.

Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen in NRW bis 2030 in den Kitas mindestens 10.000 zusätzliche Fachkräfte, um die Quote für die U-3-Betreuung zu erhöhen. Zudem stehe für rund drei Viertel aller Kita-Kinder nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung. Die Kita-Gruppen sind nach Einschätzung der Experten in NRW häufiger zu groß als das im bundesweiten Durchschnitt der Fall ist. Für Fachkräfte-Nachwuchs soll nach Landeswillen eine Qualifizierungsoffensive der Corona-Alltagshelfer in den Kitas sorgen. Stellt sich die Frage: Wie ist die Personalsituation an Bottroper Kitas?

Bottroper Kita-Träger: Personalsuche wird immer schwieriger

Vier große Träger haben dazu Auskunft gegeben. Demnach sind dort aktuell (fast) alle Stellen besetzt – vorläufig jedenfalls. Denn die Personalsuche wird immer schwieriger.

So sagt Barbara Wagner, Gebietsleiterin für Bottrop und Gladbeck beim Kita-Zweckverband des Bistums Essen: „Wir haben einen Mangel beim Personal, aber bei weitem nicht so groß wie in anderen Städten.“ Die Lage der beiden Städte am nördlichen Rande des Ruhrgebietes sei von Vorteil; Bewerbungen für Stellen in den insgesamt 15 katholischen Kitas in Alt-Bottrop kämen auch von außerhalb.

Bottroper Zweckverband-Kitas: Mehr Nachwuchs in der Ausbildung

Zudem sei im Zweckverband deutlich mehr Nachwuchs am Start. „18 der 23 Kitas in meinem Bereich machen Ausbildung“, unterstreicht Barbara Wagner.

Und so hatte, Stand Ende August, lediglich eine der Zweckverband-Kitas in Bottrop bei der Mindestbesetzung Probleme. Laut Wagner konnte eine ausgeschriebene Stelle nicht nahtlos wieder besetzt werden. Andernorts machten allerdings Krankenstände Sorgen.

„Wir konnten zum Kita-Jahr 2021/2022 alle Stellen besetzen“, meldet derweil Jasmin Möller, Bereichsleiterin bei der Awo. Die betreibt in Bottrop neun Einrichtungen. Möller: „Schwierig wird es, kurzfristige Personalausfälle im laufenden Kita-Jahr zu kompensieren. Daher stellen wir durchschnittlich eine Fachkraft in Vollzeit pro Kita mehr ein, um auf Personalausfälle reagieren zu können.“ Grundsätzlich werde es immer schwieriger Fachpersonal zu finden. Die Awo versucht, mit Extras Mitarbeitende zu werben (u.a. Fort- und Weiterbildungsangebote, Aufstiegsperspektiven, Firmenfitness, Jobrad).

Stefanie Reich, Fachbereichsleiterin bei der evangelischen Kirchengemeinde Bottrop, sagt: Noch sieht die Personalsituation gut aus. Aber es macht mehr Mühe, Fachkräfte für die Kitas zu finden.
Stefanie Reich, Fachbereichsleiterin bei der evangelischen Kirchengemeinde Bottrop, sagt: Noch sieht die Personalsituation gut aus. Aber es macht mehr Mühe, Fachkräfte für die Kitas zu finden. © W. Labus / FUNKE Foto Services | Winfried Labus / FUNKE Foto Services

Und so merkt auch Stefanie Reich, Fachbereichsleiterin bei der ev. Gemeinde mit ihren elf personell voll besetzten Kitas in Bottrop, deutlich: „Man muss sich mehr mühen, um Fachkräfte zu finden. Das ist anders als noch vor einem Jahr. Man merkt, dass die Menschen mehr Auswahl haben.“ Schließlich wurden (und werden) auch gerade in Bottrop stets Kitas neu gebaut oder erweitert. Mehr Betreuungsangebote erfordern mehr Personal. Aber, so Reich: „Es wird in den Fachschulen nicht mehr ausgebildet.“

Bottrops städtische Kitas: Alle Stellen besetzt, Springerpool aufgestockt

Was Reich zudem Sorgen macht: Die Corona-Pandemie, in der die Erziehenden trotz aller Risiken durchgehend im Einsatz waren, habe den Beruf nicht attraktiver gemacht. Ältere nutzen aktuell die Chance zum früheren Ausstieg, jüngere würden den Arbeitgeber schneller wechseln. Die Konkurrenz ist groß. „Es gibt jetzt einen Träger, der sofort unbefristet einstellt“, so Reich. Aktuell würden vorausplanend Bewerbungsgespräche für Schwangerschaftsvertretungen geführt. Durch Corona-Quarantänen leicht erhöhte Krankenstände machen die Lage nicht leichter – „die Springerteams sind bei uns innerhalb von zwei Monaten aufgefrühstückt“. Sie würde sich wünschen, auch dort gute Kinderpflegerinnen einstellen zu dürfen, wo vom Gesetzgeber nur Erzieherinnen erlaubt sind (wie in U-3-Gruppen).

Ursula Sommer vom städtischen Fachbereich Jugend und Schule macht ebenfalls die Erfahrung: „Es wird zunehmend schwieriger, Personal zu akquirieren, das bezieht sich sowohl auf Erzieher/innen als auch auf Ergänzungskräfte.“ Derzeit seien aber in den neun städtischen Kitas alle Stellen besetzt, und der Springerpool für Vertretungssituationen konnte aufgestockt werden.

Bottroper Kita-Helferinnen und Helfer: Ihre Unterstützung fehlt jetzt

Die Verantwortlichen beklagen, dass die Unterstützung durch die ehemaligen Kita-Helferinnen und Helfer in den Einrichtungen fehlt. Diese wurden aufgrund der Corona-Pandemie vom Land finanziert und halfen den Fachkräften bei der Umsetzung der verschärften Hygienemaßnahmen. Diese Landesförderung lief Ende Juli aus – die Pandemie bekanntlich nicht. Diese Alltagshelferinnen und -helfer sollten aber als ausgebildete Kräfte von morgen gewonnen werden und die Möglichkeit zur Weiterbildung erhalten.