Bottrop. Im Bottroper Impfzentrum konnten sich erstmals Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren impfen lassen. Warum das für viele selbstverständlich ist.
Erst hatte das Gesundheitsministerium die Aktion verboten, nun durften sich Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren im Bottroper Impfzentrum impfen lassen. Für viele Eltern und ihre Sprösslinge eine Erleichterung – und manche haben kein Verständnis für diejenigen, die sich nicht immunisieren lassen.
„Das Virus macht keinen Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern“, sagt Merle. Die Zwölfjährige ist mit ihren Eltern Sandra und Markus Appel ins Impfzentrum gekommen, ist erleichtert, nun endlich die Spritze zu bekommen. „Ich habe dann ein besseres Gefühl, wenn ich was mit meinen Freunden unternehme.“
Bottroper Vater: Impfungen hätten schon früher starten sollen
Für ihren Vater ist die Aktion, die eigentlich schon Anfang Juli hätte stattfinden sollen, aber vom Gesundheitsministerium verboten wurde, längst überfällig. Er erinnert daran, dass früher Schluckimpfungen gegen Polio in der Schule verabreicht wurden – warum geht das nicht auch bei Corona? „Das haben die verschlafen.“
Auch interessant
Dass ihre Tochter und andere Jugendliche jetzt geimpft sind, lässt Sandra und Markus Appel hoffen, dass an den Schulen das Infektionsgeschehen besser in den Griff zu kriegen ist. Doch im Freundeskreis gebe es auch einige, die warten wollen, bis der Impfstoff noch besser bei Jüngeren getestet ist.
„Jedes Kind, das nicht geimpft ist, ist unverantwortlich“
Für die hat André Voltin kein Verständnis. Er ist mit seiner Frau und seiner 14-jährigen Tochter Emily-Sophie gekommen, ihre Impfung „beruhigt ungemein“. „Jedes Kind, das nicht geimpft ist, ist unverantwortlich“, sagt der Bottroper. Kinder hätten schließlich noch ihr ganzes Leben vor sich, eine schwere Corona-Erkrankung mit Langzeitfolgen könne Schäden fürs Leben verursachen.
Und auch die Eltern der zwölfjährigen Emma sehen in der Impfung „eine absolute Erleichterung“, vor allem, weil die Kinder in den Schulen nicht ausreichend geschützt würden. „Viele Bekannte sind aber zwiegespalten“, sagt Vater Christian Kirchner. „Sie sind verunsichert durch die Berichterstattung.“ Emmas Schwester ist elf Jahre alt – nach ihrem zwölften Geburtstag in einem halben Jahr wollen die Eltern sie auch sofort impfen lassen.
Ehemaliger Bottroper Chefarzt klärt über Impfungen auf
Aufgeklärt werden alle Zwölf- bis 15-Jährigen am Mittwochnachmittag von Dr. Martin Günther, ehemaliger Chefarzt der Kinder-und Jugendklinik des Marienhospitals, der im vergangenen Jahr in den Ruhestand gegangen ist. „Wer Kind in Bottrop gewesen ist, kennt mich“, sagt der Pädiater. Er ist völlig überzeugt von dem Impfstoff, der Schutz überwiege sehr deutlich das Risiko.
In seinen Aufklärungsgesprächen geht er auf die Fragen der Kinder ein, manche sind zurückhaltender, müssen ein wenig locker gemacht werden, damit sie beim Spritze-Setzen auch nicht den Arm verkrampfen. „Mit einem Zwölfjährigen rede ich ganz anders als mit einem 17-Jährigen“, sagt Günther. „Die Kinder wollen ernstgenommen werden und sich bewusst entscheiden.“
Etwa 20 Gespräche schafft er in der Stunde, rund 120 Impfungen können so am Mittwoch durchgeführt werden – der Andrang ist groß. Manche Familien hatten sich schon eine Stunde vor Öffnung des Impfzentrums in die Schlange gestellt.
Weitere Impfaktion für Kinder und Jugendliche im Movie Park
Leiter Michael Althammer ist zufrieden. „Endlich haben wir wieder etwas zu tun.“ Zuletzt war die Impfbereitschaft deutlich zurückgegangen, lediglich 160 Termine waren außerhalb der Kinderimpfung vergeben worden. Deutlich mehr Menschen als im Impfzentrum erreicht die Stadt mittlerweile durch mobile Aktionen, dort, so Althammer, könnten auch die Unentschlossenen oft noch überzeugt werden. Große Hoffnung setzt Althammer auch in eine weitere Impfaktion für Kinder- und Jugendliche, die am Samstagnachmittag auf dem Parkplatz des Movie Parks stattfindet.
Auch interessant
Nach nur einer guten halben Stunde hat der 14-jährige Joel seine Spritze bereits hinter sich und zeigt stolz sein Pflaster auf dem Oberarm. Seit zwei Jahren ist die Familie nicht mehr in den Urlaub gefahren, zu groß war die Angst vor Corona und die Unsicherheit rund um mögliche Quarantäneanordnungen. Joels Grund, sich schnellstmöglich impfen zu lassen? „Damit wir endlich wieder verreisen können.“