Der ACE hat den Verkehr vor zwei Bottroper Schulen gecheckt. Eine Bringzone entspannt die Situation. Kinder lernen Verkehrsregeln besser zu Fuß.

„Eltern-Taxi“ nennt man das, wenn Grundschüler mit dem Auto sozusagen fast bis ins Klassenzimmer gebracht werden. Diese stehen in der Kritik – vor allem, weil ihr geballtes Auftreten zum Schulbeginn vielerorts für brenzlige Situationen sorgt und die Unfallgefahr für die Kinder erhöht. Im Rahmen der bundesweiten Aktion „Goodbye Elterntaxi“ haben sich Ehrenamtliche vom ACE-Kreis Emscher-Lippe an je einem Tag die morgendliche Bring-Situation an zwei Bottroper Grundschulen genau angeschaut, an der Astrid-Lindgren- und an der Fürstenbergschule.

Die gute Nachricht: mit einer Elterntaxi-Quote von zusammen 15 Prozent liegen diese beiden Schulen unter dem Bundesdurchschnitt von 20 Prozent. Aber: Teils stellten die Ehrenamtlichen deutliche Verkehrsverstöße fest.

Manche Elterntaxi-Fahrer verstoßen gegen die Verkehrsregeln

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„Wir haben an beiden Schulen auf das regelkonforme Verhalten geachtet“, sagt Reinhard Lücke, zweiter stellvertretender Vorsitzender im ACE-Kreis. Hier habe es gravierende Unterschiede gegeben: An der Fürstenbergschule in der Boy begingen demnach 48 Prozent der Elterntaxi-Fahrer Verkehrsverstöße. „Dazu zählen das Halten im absoluten Halteverbot oder in zweiter Reihe“, so Lücke. „Überdies kommt riskantes Verhalten durch Wenden und rückwärts Fahren dazu.“ Allerdings sei die Situation an der Fürstenbergschule auch geradezu verführerisch. „Vor der Schule gibt es einen wunderbaren Parkstreifen. Dort gilt aber absolutes Halteverbot; er soll für die Schulbusse frei sein.“ Werde aber eben von den Eltern verbotenerweise auch genutzt.

Gute bauliche und verkehrsrechtliche Bedingungen

Ganz anders die Beobachtungen an der Astrid-Lindgren-Schule auf dem Eigen. Dort hielten die Ehrenamtlichen gar kein Fehlverhalten fest. „Hier läuft alles toll ab, organisiert, rücksichtsvoll, geplant“, fasst Lücke zusammen. Allerdings seien die baulichen und verkehrsrechtlichen Bedingungen auch ideal. Dort wurde nämlich – „auf Armlänge zum Haupteingang“ – eine Hol- und Bringzone für Eltern-Taxis eingerichtet; kurz gestoppt werden kann zudem im eingeschränkten Halteverbot nur wenige Meter die Straße runter. „Hier muss auch niemand wenden, denn die Eltern kommen mit ihren Wagen in alle Richtungen weg“, ergänzt Lücke. Nicht zuletzt erscheint ihm auch die regelmäßige Präsenz vom Bezirksbeamten vor der Schule mit eine Ursache zu sein für das beispielhafte Verhalten hier.

In der Hol- und Bringzone an der Astrid-Lindgren-Schule in Bottrop haben die Eltern sich vorbildlich verhalten, unterstreicht der ACE.
In der Hol- und Bringzone an der Astrid-Lindgren-Schule in Bottrop haben die Eltern sich vorbildlich verhalten, unterstreicht der ACE. © ACE Emscher-Lippe | REinhard Lücke

Die guten Halte-Bedingungen für die Pkw dienen zwar der Verkehrssicherheit vor der Schule. Haben aus Sicht des ACE aber dennoch einen großen Nachteil: „Die Kinder werden bis ins Klassenzimmer gebracht“, bringt Lücke es ein wenig überspitzt auf den Punkt. Experten aber würden empfehlen, dass die Jungen und Mädchen zur Schule laufen sollen, „wenigstens die letzten 500 bis 300 Meter“. Das habe seinen Sinn. „Die Kinder bekommen Bewegung, üben Koordination. Und es dient dem Erfahrungslernen von Verkehrsregeln.“ Der Bundestagsabgeordnete Michael Gerdes, Schirmherr der Bottroper ACE-Aktion, fügt hinzu: „Die Kinder können auf dem Schulweg auch soziale Kontakte pflegen.“

Kinder gewinnen Sicherheit im Verkehr

Dass Eltern teils schlicht aus Zeitmangel ihre Kinder zur Schule fahren, können Gerdes und Lücke verstehen. „Die Welt ist heute anders getaktet als noch zu meiner Schulzeit“, so Gerdes. „Dennoch müssen die Kinder die Verkehrsregeln lernen. Und das geht nur, wenn die Eltern als Vorbild voraus gehen.“

„Der Idealzustand ist, dass die Kinder komplett oder wenigstens ein Stück zu Fuß zur Schule gehen“, unterstreicht Lücke. „Wenn das nicht machbar ist, sollten sich die Eltern darüber bewusst sein, dass das nicht der Idealzustand ist.“ Und das Einüben der Verkehrsregeln an anderer Stelle ermöglichen. Damit die Kinder Sicherheit gewinnen – und die Eltern am Ende auch weniger Sorge um sie haben müssen.