Bottrop. Die Schützen-, Zeppelin- und Brauerstraße in Bottrop-Mitte werden gerade neu beschildert. Künftig haben Radler hier Vorrang. Was das bedeutet.

Noch laufen die Markierungs- und Beschilderungsarbeiten an den drei neuen Fahrradstraßen in der Innenstadt: der Schützen-, Zeppelin- und der Brauerstraße. Doch schon jetzt, rund drei Wochen vor Fertigstellung und offizieller Eröffnung, werfen die weißen Rad-Piktogramme auf blauem Grund und die leuchtend roten Flächen auf dem Asphalt Fragen auf.

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Nämlich die: Wie muss ich mich als Verkehrsteilnehmer, ob motorisiert oder nicht, hier verhalten? Darauf geben der Technische Beigeordnete Klaus Müller, Straßenverkehrsamtsleiterin Monika Werwer und Tiefbauamtsleiter Heribert Wilken gerne jetzt schon Antwort – damit auch alles klappt, sobald es „ernst“ wird.

Mit diesen Verkehrsschildern und Piktogrammen direkt auf dem Asphalt wird auf eine Fahrradstraße hingewiesen.
Mit diesen Verkehrsschildern und Piktogrammen direkt auf dem Asphalt wird auf eine Fahrradstraße hingewiesen. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Wichtigste Regel: Bei Fahrradstraßen haben Fahrräder Vorrang, Radfahrer dürfen hier auch nebeneinander fahren. Der Auto- bzw. Anliegerverkehr soll in Bottrop zwar nicht ganz außen vor bleiben – aber er muss sich gewissermaßen hinten anstellen. Pkw dürfen nur überholen, wenn anderthalb Meter Sicherheitsabstand gewährleistet ist. Gibt es Engstellen, darf immer zuerst der Radler fahren. Es gilt ein Tempolimit von 30 km/h.

Bottroper Fahrradstraßen: Vorfahrtsregel wird geändert

Möglicherweise am gewöhnungsbedürftigsten werden neue Vorfahrtsregeln auf den drei Strecken sein. Klaus Müller: „Wo jetzt die Regel rechts vor links gilt, genießt künftig an vielen Knotenpunkten der Verkehr auf der Fahrradstraße Vorrang.“ Knotenpunkte, an denen es kritisch werden könnte, werden deshalb mit der schon erwähnten roten Farbe auf dem Asphalt markiert. Und nicht nur das: „Wir schildern das aus, mit Stopp-Schildern, denn wir wollen die Fahrradfahrer schützen“, ergänzt Monika Werwer.

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Ebenfalls auffällig sind die gestrichelten Linien links und rechts am Rand der Fahrradstraßen. „Zwischen den gestrichelten Linien ist der Fahrstreifen“, erläutert Heribert Wilken. Eingehalten würden in der Regel 75 Zentimeter Abstand zu parkenden Autos, damit das Autotür-Öffnen nicht zur Gefahr wird.

Bottroper Fahrradstraßen: Auch Autofahrer sollen diese akzeptieren

Die Akzeptanz auch der Autofahrer für Fahrradstraßen zu erreichen, ist allen Beteiligten wichtig. Deshalb würden den Autofahrern zum Beispiel im Zuge der Einrichtung von Fahrradstraßen auch (fast) keine Parkplätze genommen.

Die Einrichtung der Fahrradstraßen dient dem übergeordneten Ziel, eine Verkehrswende hin zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln herbeizuschaffen. „Bottrop ist als Stadt, die ein vergleichsweise flaches Relief hat, gut zum Radfahren geeignet“, so Klaus Müller. „Unser Ziel ist es, möglichst viele innerstädtische Fahrten aufs Rad umzuleiten.“ Das funktioniere aber eben besser, wenn man für die Radfahrer attraktive, sichere Wege schaffe.

Der Route Radquadrat rund um die Innenstadt von Bottrop und die neuen Fahrradstraßen, die in die City hinein führen, sollen ein Netz bilden.
Der Route Radquadrat rund um die Innenstadt von Bottrop und die neuen Fahrradstraßen, die in die City hinein führen, sollen ein Netz bilden. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Das Projekt Radquadrat – die mit roten Quadraten gekennzeichnete Radroute rund um die Innenstadt, die übrigens auch über die Zeppelinstraße geht – soll nun ergänzt werden durch Fahrradstraßen, die strahlenförmig in die City hinein führen. „Wir schaffen jetzt ein Netz“, gibt Klaus Müller als Ziel aus.

Angefangen im südlichen und westlichen Teil der Stadt auch aufgrund der Lage des Josef-Albers-Gymnasiums, sollen die Strahlen künftig auch gen Norden und Osten gehen. In der Überlegung ist zum Beispiel, die Gerichtsstraße zur Fahrradstraße zu machen. Und möglicherweise auch die Scharnhölz- und die Paßstraße. Letztere könnten aber erst nach dem Umbau der Horster Straße in Betracht gezogen werden, so Müller. Der beginnt im August – und soll etwa zwei Jahre dauern.

Aufbau eines Netzes

Drei Fahrradstraße gibt es bereits in Bottrop: die Gregorstraße/Burgstraße an der Gregorschule in Kirchhellen, die Gustav-Ohm-Straße vor dem Heinrich-Heine-Gymnasium und die Beckstraße am Teilstandort der Janusz-Korczak-Gesamtschule.

Die Einrichtung der drei neuen Fahrradstraßen im Südwesten der Innenstadt dient in Kombination mit der Route Radquadrat rund um den City-Bereich dem Aufbau eines Netzes.

Finanziert wird das aktuelle Straßenpaket zum größten Teil aus Fördermitteln. Weitere Unterstützung für die Einrichtung der nächsten Fahrradstraßen im Norden der Innenstadt (inklusive Gerichtsstraße) ist beantragt.