Kirchhellen. Mehr als drei Jahrzehnte hat der Kirchhellener Werner Koller für die CDU Politik in Rat und Bezirk mitgestaltet. Am Montag wird er 80 Jahre alt.

Als junger Lehrer hat er den schwierigen Übergang von der Volks- zur Hauptschule Kirchhellen mitgestaltet. Als Ratsmitglied hat er drei Jahrzehnte über die Rechte Kirchhellens nach dem Zusammenschluss mit Bottrop gewacht. Und gemeinsam mit seiner Frau Hedwig hilft er seit fast 30 Jahren in der brasilianischen Gemeinde Bom Conselho. Am heutigen Montag wird der langjährige CDU-Kommunalpolitiker Werner Koller 80 Jahre alt.

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Als das junge Lehrer-Ehepaar Koller 1966 nach dem Studium in Essen nach Kirchhellen kam, fand es Anschluss über die üblichen Stationen: Heimatverein, Kolpingsfamilie, Schützen- und Brezelgesellschaft. Seine politische Heimat fand Werner Koller in der CDU, obwohl er in den frühen 1970er Jahren sich zunächst eher der FDP verbunden fühlte. Die Debatte um die Abschaffung des Abtreibungsparagrafen 218 habe damals den Ausschlag gegeben, erzählte er beim Abschied von seinen politischen Ämtern 2009.

Schnellstart in der Kommunalpolitik

Sein Förderer Ferdi Butenweg sorgte für einen Schnellstart Kollers in der Kommunalpolitik. 1976 wurde Koller in die Bezirksvertretung Kirchhellen gewählt und wurde dort Fraktionschef. „Durch sein offenes Ohr für die Sorgen der Bürger machte er sich hier schnell einen guten Namen“, erinnert sich Butenweg. Von 1979 bis 2009 saß er für die CDU-Fraktion auch im Rat der Stadt.

Dort war er einer der Wächter über die Rechte Kirchhellens nach dem Zusammenschluss mit Bottrop im Jahr 1976. „Die CDU hat peinlich darauf geachtet, dass die im Gebietsänderungsvertrag vereinbarten Maßnahmen umgesetzt wurden“, erinnert er sich. „Das war nicht leicht bei den politischen Mehrheiten. Dank ständigen Insistierens haben wir der Stadt aber zum Beispiel das Vestische Gymnasium und die Büchereifiliale abgetrotzt.“

Mehr Rechte für Bezirksvertretungen

Ein weiteres Beispiel für den Kampf um die Rechte Kirchhellens hat in NRW Politikgeschichte geschrieben. Einen Streit um ein Heizkraftwerk für die Hauptschule mit dem Rat der Stadt trug er in den 1990-er Jahren gemeinsam mit den mittlerweile verstorbenen Parteifreunden Bertold Tönnes, Josef Terwellen und Erhard Grawe bis vor das Münsteraner Oberverwaltungsgericht. „Alle Bezirksvertretungen in Nordrhein-Westfalen bekamen durch dieses Urteil mehr Rechte“, erinnert sich Butenweg. Und Hauptschule und Hallenbad bilden heute eine Nahwärmeinsel.

Ein besonderes Anliegen war Werner Koller die Sozialpolitik. Als stellvertretender Vorsitzender des Sozialausschuss betreute er mehrere Stiftungen, war beteiligt am Entstehen der Söller-Stiftung und hat gemeinsam mit seiner Frau selbst eine Stiftung ins Leben gerufen. Und das kam so.

Stiftung hilft Menschen in Brasilien

„Mit seiner Frau Hedwig besuchte er 1990 Sohn Guido, der in Recife im Nordosten Brasiliens ein soziales Jahr absolvierte“, berichtet Butenweg. „Dort lernte er durch den einheimischen Pater Zito das Elend und die Armut vieler Menschen kennen. Diese Eindrücke ließen ihn nicht mehr los. Er begann mit seiner Familie und seinen Freunden durch Spenden im Umfeld des Paters für Verbesserungen zu sorgen. Daraus entstanden als Wohngebäude ,Casa Kirchhellen’ und ,Casa Kolping’ und die Versorgung älterer, behinderter und hilflosen Menschen, die dort keinerlei Unterstützung vom Staat bekommen.“

Mit der 1992 gegründeten Stiftung „Bom Conselho Kirchhellen“ haben Hedwig und Werner Koller in dem brasilianischen Dorf ein Altersheim errichtet und zwei Farmen erworben. Butenweg: „In der Stiftung haben rund 30 Personen einen Arbeitsplatz gefunden. Die beiden Farmen sorgen dafür, dass rund 70 ältere, mittellose Menschen in der Stiftung mit Fleisch, Eiern, Obst. und Gemüse versorgt werden.“

Die Söllerstiftung

An der Gründung einer weiteren Stiftung hatte Werner Koller als stellvertretender Sozialausschussvorsitzender wesentlichen Anteil. 2002 hatte Ursula Söller, die Besitzerin des Gebäudekomplexes an der Ecke Hauptstraße/Kirchhellener Ring, ihn gebeten, dafür zu sorgen, dass nach ihrem Tod ihr Vermögen für das nachbarschaftliche Miteinander in Kirchhellen und Bottrop verwendet werde.Nach ihrem Tod im September 2010 entstand aus diesen Überlegungen die Söllerstiftung. Stiftungszweck: „die Stärkung des bürgerschaftlichen Gemeindelebens, die Pflege und die Förderung der nachbarschaftlichen Beziehungen vor allem in Kirchhellen“. Ein sichtbares Zeichen für die Arbeit der Stiftung ist die „Söllerhütte“, ein Rasthäuschen an Rad- und Wanderweg zwischen Kirchhellen und Alt-Bottrop an der Ecke Töfflinger Straße/Burenbrock. Die Idee dafür hatten übrigens die „Montagsradler“ um Werner Koller und Ferdi Butenweg.