Bottrop. Der Abriss von Prosper II schreitet voran. Am Wochenende wurden die Brücken über die Prosperstraße abgebaut. Ein Kraftakt mit schwerem Gerät.
Die ehemalige Kohlebandbrücke der Zeche Prosper II an der Prosperstraße ist Geschichte. Bis zum Abtransport war es ein hartes Stück Arbeit. Tonnenschweres Gefährt kam am Samstag zum Einsatz. Die Prosperstraße zwischen Knappen- und Johannesstraße wurde gesperrt. Fußgänger, Rad- und Autofahrer sowie Busse mussten weitläufige Umleitungen hinnehmen.
Wer den Abriss des ersten Teilstücks, knapp 20 Tonnen schwer, sehen will, muss früh auf den Beinen sein. Die beauftragte Abrissfirma RPR legt ein zügiges Tempo vor. Während so manche noch beim Frühstück sitzen oder auf dem Wochenmarkt einkaufen, ist ein Teilstück bereits weg. Gegen 11.30 Uhr beginnen die Vorbereitungen für das zweite Teilstück.
Mitarbeiter mit Wasserschläuchen verhindern, dass Funkenflug Büsche in Brand setzt
Dank einer Hebebühne steht ein Mitarbeiter auf Höhe der restlichen Brücke. Mit einem Schneidbrenner zieht er an der Bodenseite und an den Seitenwänden einzelne längliche Durchstiche. Unter ihm an der Prosperstraße wässert derweil ein anderer Mitarbeiter mit einem Schlauch die Bäume, Büsche und Sträucher. „Wir wollen dadurch verhindern, dass ein Brand durch Funkenflug entsteht“, erklärt Bauleiter Günter Elskamp.
Das Bauwerk ist anschließend fast vollständig von den Trägern abgetrennt – aber eben nur fast. Vorher müssen zwei schwere Kräne, ein 160-Tonner und ein 120-Tonner, zur Baustelle gefahren werden. Deren Ketten werden am Bauwerk befestigt und halten somit die Brücke, erst dann folgen die letzten Trennschnitte.
Bei der Arbeit mit dem Schneidbrenner herrschen Temperaturen von bis zu 1300 Grad
Aber so langsam wird es heiß, die Mittagssonne brennt. „Mit den Jungs will man bei dem Wetter nicht tauschen“, sagt Robert Bures. Der Projektingenieur der RAG Montan Immobilien blickte hinauf zur Stelle, wo die Funken fliegen. Der Mann auf der Hebebühne trägt Schutzmaske, Brille, Helm, Handschuhe und feuerfeste Kleidung.
Bei der Arbeit mit dem Schneidbrenner herrschen Temperaturen um die 1300 Grad. Auf der Prosperstraße werden unterdessen zahlreiche Gummimatten ausgelegt. Dort soll das Bauwerk später von den Kränen abgelegt werden. „Die Matten sollen verhindern, dass die Straße beschädigt wird“, sagt Günter Elskamp.
Seit Mai 2020 laufen die Abrissarbeiten am Bottroper Bergwerk
Dann ist es soweit. Zunächst bauen die Arbeiter die Anlage mitsamt Förderbändern, die sich auf der Brücke befinden, ab. Ganz langsam bewegt sie sich in den Kranketten. Nun ist Teamarbeit gefragt. Auf der Baustelle greift ein Rädchen ins andere. „Jeder weiß, was er zu tun hat“, so der Bauleiter. Seit März dieses Jahres wird die frühere Kohlenwäsche dem Erdboden gleichgemacht. Auf dem Areal von Prosper II ist die Rückbaufirma seit Mai 2020 mit dem Abriss von Gebäuden beschäftigt.
Lesen Sie hier weiter Nachrichten aus Bottrop
- Kontroverse: Straßenausbau – Anwohner in Ebel werfen Stadt „Luxusausbau“ vor
- Straßenverkehr: Neue Auflagen – Planwagenfahrer sieht Existenznot
- Bundestagswahl: Kolping Kirchhellen – engagierte Debatte über Bildung
- Nahverkehr: Stadt will Kirchhellens zentralen Busbahnhof aufwerten
Abriss der Bergwerksbrücken in Bottrop
Die Kranführer betten die Anlage sanft auf den Gummimatten. Doch dann ist es auch schnell vorbei mit der gefühlvollen Behandlung. Den Rest erledigt eine hydraulische Schrottschere an einem Bagger. Scheinbar problemlos schneidet sie in die Stahlrahmen. Übrig bleiben nur Einzelteile wie Schutzbleche und Tragrollen. Für Menschenhand sind sie allerdings zu schwer, also muss wieder schweres Gerät helfen. Ein Magnet, der vier Tonnen heben kann, lädt den Schrott nacheinander auf einen wartenden Lastwagen. Danach geht’s weiter zum Abtransport.
34 Meter Stahl mit einem Gewicht von 30 Tonnen hängen am Kran
Übrig bleibt, (noch) die Trasse über die Straße. Von oben an der Hebebühne gibt es wenige Minuten später grünes Licht. Der Schneidbrenner hat seine Hausaufgaben gemacht. Nun sind die Kranführer wieder an der Reihe. Es folgt der gleiche Ablauf wie zuvor. In den Ketten hängen diesmal zirka 34 Meter Stahl bei einem Gewicht von knapp 30 Tonnen. Um 13.35 Uhr wird die Kohlebrücke schließlich sanft abgesetzt. Anschließend erleidet sie das gleiche Schicksal wie die Förderanlage. Wieder ist ein Stück Bergbaugeschichte in Bottrop verschwunden.
Zukunft der Kohlenmischhalle
Die runde Kohlenmischhalle auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Prosper II bleibt vorerst vom Abriss verschont. Über ihre Zukunft ist noch nicht entschieden worden. „Abwarten“, sagt Robert Bures, Projektingenieur der RAG Montan Immobilien. „Erstmal muss die Denkmalwürdigkeit geklärt werden.“ Insgesamt müssen auf dem Areal zirka 300.000 Kubikmeter umgebaut werden. Ein voraussichtliches Ende des gesamten Rückbaus wird für September 2022 angepeilt.