Kirchhellen. Vorhersehbar gegensätzlich sind die Reaktionen auf den Nachwuchs von Wölfin Gloria und ihrem Bruder. Wie viele Welpen sind es wirklich?
Zwei Fotofallen haben den Nachweis erbracht: Wölfin "Gloria" und ihr Bruder haben Nachwuchs bekommen. Ein großer Erfolg für den Naturschutz, sagt der Bottroper Naturschutzbund Nabu. Die Arbeitsgruppe Wolf des Gahlener Bürgerforums befürchtet viele weitere Risse auf Weiden auch in Kirchhellen. Die Prognose: Nächstes Jahr werde das Wolfsrudel weiter wachsen.
Stefan Voßschmidt, Vorsitzender des Nabu Bottrop, freut sich darüber, dass das Wolfsgebiet "gute Lebensbedingungen für den streng geschützten großen Beutegreifer bietet. Für den Naturschutz ist das ein großer Erfolg. Wölfe sind hier heimisch geworden."
Appell: Weidetierhalter besser unterstützen
Der Nabu wiederholt seinen Appell ans Land, Weidetierhalter besser als bisher zu unterstützen. Nicht nur die Anschaffungskosten für geeignete Zäune und Herdenschutzhunde müssten finanziert werden, sondern auch die Unterhalts- und Errichtungskosten. Voßschmidt wiederholt seine Einschätzung, für die Bürger bestünde "weiterhin keinerlei Gefahr bei Freizeitaktivitäten im Freien."
Die Arbeitsgruppe Wolf des Gahlener Bürgerforums fordert seit einem Jahr die Tötung von "Gloria" mit der Kennung "GW954f", weil sie vielfach unter Beweis gestellt hat, dass sie Herdenschutzmaßnahmen überwinden und offenbar auch mannshohe Zäune überspringen kann. Der Entnahme-Antrag ist vom Kreis Wesel abgelehnt worden; das Verfahren liegt nach Angaben der Arbeitsgruppe jetzt beim Verwaltungsgericht Düsseldorf.
Mehrheit für Tötung auch in Schermbeck
Der Forderung nach einem Abschuss der "Problenwölfin" hat sich der westfälisch-lippische Landwirtschaftsverband WLV angeschlossen - und jetzt auch der Rat der Gemeinde Schermbeck. Begründung: „Die Wölfin ist bei zahlreichen Rissen von Weidetieren identifiziert worden. Auch ordnungsgemäß angelegte und staatlich geförderte Zaunanlagen überwindet sie scheinbar mühelos.“
Wie der Nabu fordert auch das Bürgerforum von Land. den Herdenschutz in voller Höhe des Mehraufwandes für den Tierhalter zu fördern. Die Arbeitsgruppe berichtet, die ersten fünf Hobby-Tierhalter hätten aufgegeben. Seit dem ersten Auftreten von "Gloria" zählt die Arbeitsgruppe 145 Nutztierrisse.
"Nachwuchs übernimmt Jagdtechniken"
Der pessimistische Ausblick der Arbeitsgruppe auf die weitere Entwicklung: "Die Landespolitik wird weiter versagen. GW954f wird noch einmal von ihrem Bruder gedeckt. Der Nachwuchs übernimmt ihre angelernten Jagdtechniken. Weitere Hobbytierhalter werden aufgeben und unsere Kulturlandschaft Niederrhein wird sich weiter verändern."
Das Landesumweltamt spricht nach den Foto-Nachweisen von "einem Wolfsrudel mit einem bestätigten Welpen". Aber wie viele Welpen hat die Wölfin wirklich geworfen? Nach bisher nicht bestätigten Angaben existiert ein Foto, das vier Welpen zeigt. Das würde passen: Der "Steckbrief Wolf" des Nabu spricht von vier bis sechs Welpen pro Wurf. Und: Im Februar könnte "Gloria" erneut paarungsbereit sein.