Kirchhellen. Wölfin Gloria und ihr Bruder haben Nachwuchs bekommen. Damit ist im Wolfsgebiet jetzt ein Wolfsrudel unterwegs, bestätigt das Land.

Was die Viehhalter im Dorf befürchtet haben, ist eingetreten. Das Landesumweltamt (Lanuv) hat auf Aufnahmen einer Fotofalle einen Wolfswelpen identifiziert, den Experten für den Nachwuchs von Wölfin "Gloria" und ihrem Bruder Ansgar halten. Damit ist im Wolfsgebiet jetzt ein Rudel unterwegs.

Zwei Fotos untermauern diese offizielle Bestätigung des Lanuv. Am Vormittag des 24.1 November wurden in einem Waldgebiet in Hünxe drei Wölfe von einer Fotofalle fotografiert und gefilmt wurden. Mit diesen Aufnahmen wurden im Wolfsgebiet Schermbeck erstmals drei Wölfe gemeinsam nachgewiesen. Das Alter und Geschlecht der Wölfe ließ sich auf diesen Aufnahmen nicht erkennen.

Experten identifizieren Welpen

Die endgültige Bestätigung kam mit einer Beobachtung am 5. Dezember. In Hünxe wurden zwei Wölfe beobachtet und gefilmt. Die Aufnahmen wurden von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) geprüft. In diesem Fall stellte sich heraus, dass es sich bei dem zweiten Wolf um einen etwa sechs Monate alten Welpen handelt. Das Lanuv geht deshalb "mit hoher Wahrscheinlichkeit davon au, dass es sich um einen Welpen der im Territorium vorkommenden Wölfe GW954f und GW1587m handelt. Es liegen dem Lanuv allerdings keine Bildaufnahmen aus dem Sommer vor, auf denen ein Wolf als diesjähriger Welpe identifiziert werden konnte."

Der Welpennachweis wirft aber ein Licht auf einen weiteren Riss Ende Oktober, bei dem erstmals in NRW ein Pferd den Wölfen zum Opfer fiel. Zeugen hatten damals versichert, sie hätten zwei Wölfe gesehen. Kurz zuvor entstanden an einer anderen Weide in Kirchhellen Aufnahmen, die im Licht der Welpen-Bestätigung auch Gloria mit Nachwuchs zeigen können.

Nachwuchs kommt einmal im Jahr

Denn: Im ersten Winter erreichen junge Wölfe bereits fast die Körpergröße von erwachsenen und lassen sich nur bei sehr guten Bildaufnahmen noch als Welpen identifizieren. Anders als bei Haushunden werden Wölfinnen nur einmal im Jahr paarungsbereit, in der Regel im Februar. Das lässt die Vermutung zu, dass Glorias Bruder, der Wolf mit der Kennung GW 1587, schon länger im Wolfsgebiet lebte, bevor er im April 2020 erstmals im Wolfsgebiet Schermbeck identifiziert wurde. Und das lässt Spekulationen zu: Nach dem Steckbrief des Naturschutzbundes (Nabu) können Wölfinnen bis zu sechs Junge werfen.

Dass Gloria und Ansgar inzwischen mit mindestens einem ihrer Welpen auf die Jagd gehen, hatte das Gahlener Bürgerforum schon letzte Woche vermutet. Von dem gerissenen Kamerunschaf an der Franzosenstraße in Dinslaken-Hiesfeld waren noch auf der Weide 24 Kilo Fleisch gefressen worden. Ein Wolf schafft, wenn er hungrig ist, zehn Kilo auf einen Satz. Also mussten nach Schätzungen des Bürgerforums schon mindestens drei Wölfe gemeinsam gefressen haben.

Bisher kein Nachweis des Welpen per DNA

2020 wurden vom Forschungsinstitut Senckenberg bisher 47 genetische Proben von Wölfen aus dem Territorium Schermbeck untersucht, wobei 19-mal die Wölfin GW954f und 18-mal der Rüde GW1587m identifiziert wurde. Bei 10 Proben war eine Individualisierung nicht möglich, weil die Probenqualität nicht ausreichend war. Die genetischen Proben hatten bisher keinen Hinweis auf einen Nachkommen des Wolfspaares erbracht.

Trockene Schlussbemerkung des Landesamtes zum Thema: "Nach den bundesweit geltenden Monitoringstandards wird das Wolfsvorkommen im Territorium Schermbeck ab sofort als Rudel mit einem bestätigten Welpen geführt."