Bottrop. Bottrops Verkehrsausschuss hat über die Pop-Up-Radwege nicht endgültig entschieden. Stattdessen wurde grundsätzlich übers Radwegenetz diskutiert.

Vor der Sitzung des Bau- und Verkehrsausschusses hatten sich die Aktivisten der Gruppe Aufbruch Fahrrad aufgestellt. Auf großen Plakaten warben sie für den Radverkehr in Bottrop und unterstützten die Grünen-Forderung nach temporären Radwegen – auch bekannt als Pop-up-Radwege – in Bottrop. Am Ende war die Stimmung bei der Gruppe zwiegespalten. Zwar wurde der Antrag nicht abgeschmettert, direkt angenommen wurde er jedoch auch nicht.

Auch interessant

Stattdessen geht die Diskussion um die temporären Radwege in die Verlängerung. Die Ausschussmehrheit sprach sich dafür aus, dass der gerade neu konstituierte Arbeitskreis Nahmobilität sich weiter mit dem Thema befasst. Allerdings: In der Gruppe darf auch Aufbruch Fahrrad mitarbeiten. Die ÖDP hatte beantragt, dass die Radfahrer dort neben anderen Gruppen wie etwa der Verkehrswacht mitwirken können. Das werde man auf jeden Fall auch wahrnehmen, sagte Andreas Brand, Mit-Initiator der Initiative im Anschluss an die Sitzung.

Mehr Ablehnung für den Grünen-Antrag als noch vor einem Jahr

Gleichzeitig äußerte er sich enttäuscht darüber, dass die Entscheidung über möglich Pop-up-Radwege in Bottrop sich nun noch einmal in die Länge zöge. Das sei „typisch Bottrop“. Dirk Schäfer von der Initiative bedauert es aus diesem Grund: „Die Radwege wären ein Symbol gewesen, dass etwas passieren muss. Denn es gibt hier in dem Bereich in Bottrop einen echten Mangel.“

Den hatten die Ausschussmitglieder durchaus auch gesehen. Teilweise entwickelte sich eine regelrechte Grundsatzdiskussion über das Radfahren und die Qualität der Radwege in Bottrop. Dem Grünen-Antrag half das jedoch nicht. Anders als noch vor gut einem Jahr lehnten nun auch DKP, Linke und CDU den Antrag ab, sehen das Thema zunächst im Arbeitskreis besser aufgehoben.

Linken-Vertreter schlägt Radverkehrscheck für Bottrop vor

Linken-Vertreter Niels-Holger Schmitt warf den Grünen vor, nach einem Jahr quasi denselben Antrag noch einmal vorgelegt zu haben. Er sprach sich dafür aus, das Radwegenetz in Bottrop gründlich zu ertüchtigen. Das Ziel der Grünen, mehr Menschen zum Umstieg aufs Fahrrad zu bewegen und das Rad als Alltagsverkehrmittel zu etablieren, sei richtig, „aber halbgare Provisorien bringen da nichts“. Zudem ärgerte sich der Linken-Vertreter auch über die Berichterstattung über die grüne Position im Vorfeld, warf ihnen vor, lediglich Öffentlichkeitsarbeit betreiben zu wollen.

Auch interessant

Gleichzeitig schlug Schmitt vor, analog zu den Fußverkehrschecks auch einen Radverkehrscheck ins Leben zu rufen. Damals waren Schüler und Senioren auf ihren Wegen in der Stadt unterwegs, haben Mängel benannt anhand von Beispielrouten. Das Ergebnis war ein langer Katalog von Maßnahmen, die teils kurzfristig, teils aber auch nur mit größerem Aufwand umgesetzt werden können.

Grünen-Sprecher Roger Köllner warb dagegen für schnelles Handeln. Der Radverkehr nehme zu, die Elektromobilität sei gerade in diesem Bereich ein großes Thema – Stichwort E-Bikes – da könne man es sich nicht leisten, so lange zu warten, bis langwierige Planungsprozesse abgeschlossen sein. „Wir haben keine 30 Jahre mehr, um unser Radwegenetz so zu bauen, dass es die Radfahrer alle aufnehmen kann.“ Nach Auffassung der Grünen erhöhten Pop-up-Radwege die Sicherheit und die Sichtbarkeit der Radfahrer im Straßenverkehr.

Sechs Unfälle mit Radfahrern in Bottrop innerhalb einer Woche

Angesichts von zuletzt sechs Unfällen mit Radfahrern innerhalb von einer Woche in Bottrop ein wichtiges Thema. Daher wünschten sich die Grünen, dass die Verwaltung prüft, ob und wo gegebenenfalls solche temporären Radweg möglich wären. Das heiße ja nicht, dass die anderen Maßnahmen nicht auch sinnvoll seien – etwa die konsequente Ertüchtigung des Radwegenetzes. Nur dauere das eben länger.

Doch am Ende folgte die Mehrheit dem Vorschlag des Ausschussvorsitzenden Rüdiger Lehr (SPD) und verwies das Thema in den Arbeitskreis. Enttäuschung bei der Initiative Aufbruch Fahrrad, die die Sitzung im Zuhörerraum verfolgte. Dirk Schäfer: „Es war offensichtlich, dass der Ausschussvorsitzende einen Beschluss verhindern wollte.“

Der Arbeitskreis

Noch vor den Sommerferien soll sich der jetzt neuformierte Arbeitskreis Nahmobilität treffen und seinen Arbeit aufnehmen.

Neben Vertretern der Ratsfraktionen und -gruppen gehören auch die Polizei, der ADFC, die Verkehrswacht oder auch Aufbruch Fahrrad der Runde an.