Bottrop. Die Zahl der Bürgertests geht zurück, ein negativer Test wird immer seltener gefordert. Was bedeutet das für die vielen Testzentren in Bottrop?
Der negative Coronatest als Eintrittskarte – er wird immer seltener gefordert. Seit Freitag können Bottroper auch die Kneipen und Restaurants in ihrer Stadt wieder aufsuchen, ohne einen negativen Test vorweisen zu müssen. Die Inzidenz ist lang genug unter 35, damit ist die Testpflicht in dem Bereich weggefallen. Die Zeiten, da ein negativer Test Voraussetzung war, um einkaufen zu gehen, liegt gefühlt gar schon eine Ewigkeit zurück.
Entsprechend verändert sich auch die Zahl der Schnelltests, die in den 38 Testzentren in Bottrop genommen werden. In der Woche ab dem 24. Mai waren es noch 22.149, in der darauffolgenden Woche schon rund 2000 Tests weniger. Krisenstabsleiter Jochen Brunnhofer vermutet, das der Zenit bei der Anzahl der Tests damit zunächst einmal erreicht ist. Gleichzeitig ist auch die Zahl der positiven Tests immer weiter zurückgegangen. Zuletzt fielen nur drei Tests innerhalb einer Woche positiv aus. Das passt zusammen mit der sinkenden Inzidenz.
Bottrops Krisenstabsleiter: Brauchen die Testinfrastruktur nach wie vor
Gleichwohl brauche man die Testinfrastruktur nach wie vor, stellt er klar. Denn es gebe eben immer noch Bereiche, da sei der negative Test Zugangsvoraussetzung. Wer ins Konzert, ins Kino oder ins Theater will, der brauche etwa immer noch den Nachweis. Auch bei privaten Veranstaltungen oder Partys mit 100 bzw. 50 Teilnehmern schreibt die Corona-Schutzverordnung den negativen Test vor, gleiches gilt für körpernahe Dienstleistungen, sofern keine Maske getragen werden kann.
Auch in der Freizeitwirtschaft – eine wichtiges Standbein in Bottrop – werden die Tests noch benötigt. So können sich Besucher etwa auf dem Parkplatz des Movie Parks testen lassen. Das Testangebot dort werde sicher vor allem von auswärtigen Besuchern genutzt, die ohne Zertifikat anreisen, sagt Brunnhofer, dennoch sei es wichtig.
Das DRK testet derzeit pro Tag in Bottrop 30 bis 40 Personen
Die Testanbieter beobachten die Entwicklung. Für das Rote Kreuz in Bottrop nennt Vorstand Benedikt Böhm-Eichholz Zahlen. Das DRK betreibt das Testzentrum im Saalbau, dazu hat es den Testbus der Stadt übernommen, bietet Test im Außenbereich an. „Derzeit testen wir pro Tag etwa 20 bis 40 Personen“, sagt der DRK-Vorstand. Er vermutet, dass es für diejenigen, die Geld mit den Tests verdienen wollen, immer enger wird. Das DRK wolle auf jeden Fall die Außenteststelle weiter erhalten, gerade die Tests in der Innenstadt würden gut angenommen.
Allerdings: Am Ende müsse auch beim DRK wenigstens eine schwarze Null stehen. Dass der Bundesgesundheitsminister nun angekündigt hat, künftig nur noch zwölf Euro pro Test zu zahlen, sieht Böhm-Eichholz skeptisch. Das DRK habe die Tests frühzeitig einkaufen müssen. Zu dem Zeitpunkt seien sie noch teurer gewesen. Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass auch Schutzausrüstung und Personal nicht umsonst zu haben sind. Nichtsdestotrotz, den Standort im Saalbau wolle man lange halten, auch weil man dort ja für die Stadt die PCR-Tests bei Verdachtsfällen abnehme.
Wenn Mitarbeiterkosten die Einnahmen übersteigen, wird es kritisch
Der größte Testanbieter in Bottrop ist die Firma Medco. Deren Geschäftsführer Selim Ates spricht davon, dass das Testaufkommen zuletzt um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen sei. Doch nach wie vor gebe es die entsprechenden Nachfrage. „An unserem Drive-In-Testzentrum an Prosper-Haniel haben wir am Freitag rund 600 Leute getestet.“ Allerdings seien Freitag und Samstag auch die stärksten Tage, dann sei der Andrang besonders groß.
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Aber auch Selim Ates weiß nicht, wie es weitergeht. Noch gebe es aber auch genügend Menschen, die sich testen ließen. Daher lasse man sich überraschen, was die nächste Zeit bringt. „Aber unsere Betriebe laufen weiter.“ Man müsse ja auch abwarten, wie die Entwicklung im Herbst ist. Kritisch werde es jedoch, wenn die Mitarbeiterkosten die Einnahmen übersteigen sollten.
Bottroper Apothekensprecherin: Brauchen Testangebote weiterhin für die Kinder
Ähnlich äußert sich auch Birgit Lauer. Die Bottroper Apothekensprecherin bietet in ihrer Apotheke in Kirchhellen ebenfalls die kostenlosen Bürgertests an. Sie geht davon aus, dass der Bedarf noch lange bestehen wird – gerade mit Blick auf die Kinder, die bisher noch gar nicht geimpft würden. „Zur Aufrechterhaltung ihres sozialen Lebens werden die Kinder die Tests noch lange brauchen“, sagt sie mit Blick auf Sportkurse für Kinder, die oftmals ebenfalls einen negativen Test voraussetzen. Und daher brauche es die Infrastruktur. „Das sind wir den Kindern schuldig.“
Schnell- und Selbsttests
Die kostenlosen Corona-Schnelltests sind ein Baustein im Kampf gegen die Pandemie. Die nationale Teststrategie hat hier unterschieden zwischen den Schnell- und den Selbsttests. Letztere kann jedermann in der Apotheker oder auch im Supermarkt kaufen und kann sich dann zu Hause testen.