Essen. Als sie neu waren, kosteten Corona-Selbsttests rund fünf Euro das Stück. Jetzt verramschen Drogerien und Supermärkte sie für um die 80 Cent.
Wie die Kräfte des Marktes wirken, war selten so offensichtlich wie in der Corona-Krise. Die Preiskurven von Klopapier, Nudeln und Desinfektionsmitteln passen in jedes Lehrbuch zum Thema Angebot und Nachfrage. Als die Regale leer waren, schossen die Preise nach oben. Und als die Leute sich eingedeckt hatten, wurden die von manchen Supermarktbetreibern zu spät und zu viel besorgten Viererpacks von Noname-Klopapierrollen erst zum Ladenhüter und deshalb dann zur Ramschware.
Reichlich zeitverzögert geschieht nun dasselbe mit den lange so begehrten Corona-Tests. Sowohl PCR-Tests, die etwa Urlauber zur Einreise in einige Länder benötigen als auch die im Handel frei verkäuflichen Schnelltests werden deutlich günstiger. Die Gründe sind klar: je mehr Menschen geimpft sind und je mehr Auflagen etwa für den Besuch von Geschäften und Restaurants wegfallen, desto weniger Tests werden gekauft. Zumal in den vielen Testzentren jeder sich auch kostenlos testen lassen kann. Die Selbsttests werden inzwischen offenbar so selten aufs Laufband an der Kasse gelegt, dass die Händler sie nur noch loswerden wollen.
Covid-Tests als Beigabe wie Klebebildchen
Die Preise sind im freien Fall. Erst vergangen Woche hatte Deutschlands größte Drogeriemarktkette dm ihren Preis für einen Antigen-Selbsttest auf 95 Cent gesenkt – und damit den Mischsortiment-Discounter Kodi noch unterboten, der die vielleicht finale Preisschlacht mit 1 Euro eingeläutet hatte. Heute, am 14. Juni, wirbt dm mit neuem, erneut niedrigeren Preis: 80 Cent kostet ein Selbsttest inzwischen.
Verkauften die Schwarz-Töchter Lidl und Kaufland Tests die Tests schon seit einigen Wochen für 1,99 Euro, haben auch sie inzwischen den Preis für den Einzeltest auf 80 Cent gesenkt. In Großpackungen geht’s noch günstiger, 70 Cent zahlt, wer direkt den 200er-Pack nimmt. Bei Rossmann gibt es einen Test aktuell für 85 Cent – mit 20 Prozent Rabatt, der zusätzlich laut Werbespot für Selbsttests und Masken gilt, landet man bei 68 Cent. Der deutsche Discount-Marktführer Aldi lag mit 3,95 Euro pro Test bis vergangene Woche noch vergleichsweise teuer – hat nun aber auch nachgezogen. Neuer Preis für die Tests: 95 Cent.
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Die Edeka-Discount-Tochter Netto hat in einer Werbeaktion sogar Covid-Antigen-Schnelltests verschenkt, wenn auch nur an Kundenkarten-Inhaber und ab einem Einkaufswert von 30 Euro – ganz so, wie sonst Klebebildchen oder Rabattmarken an der Kasse verteilt werden.
Insider berichten von Millionenverlusten
„Im März waren Selbsttests ein knappes Gut, entsprechend hoch waren die Einkaufspreise für den Handel und somit auch die Verkaufspreise“, erläutert dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer. Das habe sich binnen weniger Wochen gewandelt, die Einkaufspreise seien gesunken, was dm nun an seine Kunden weitergebe.
Die Lebensmittelzeitung berichtete dagegen unlängst unter Berufung auf Brancheninsider, die großen Handelsketten würden die Tests zum Teil sogar unter dem Beschaffungspreis abgeben, um ihre Bestände abzubauen. Das führe zu Millionenverlusten, weil schon die fast bei jedem Anbieter nahezu einheitlichen knapp fünf Euro zum Start des Testverkaufs im März vom Handel knapp kalkuliert gewesen seien.