Bottrop. Bottrops City müsse mehr auf Migranten und Senioren ausgerichtet werden, sagt Einzelhandelsverbandsvorsitzender Borgmann. Das sind die Gründe.
Der Bottroper Einzelhandel leidet schwer unter der Corona-Krise. Schließungen wechseln sich mit vorsichtigen Öffnungen mit unterschiedlicher Regel-Lage ab. Doch Corona sei weniger der Grund für Probleme, sondern viel mehr das Brennglas, das sie verdeutlicht, sagt Jan Gerd Borgmann, Inhaber der Baupart GmbH und Vorsitzender des Bottroper Einzelhandelsverbands. Er plädiert dafür, mit Blick auf die Zukunft zwei Zielgruppen besonders in den Fokus zu nehmen: Senioren und Menschen mit Migrationshintergrund.
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„Wir haben einen großen Vorteil in Bottrop“, sagt Borgmann. „Wir haben eine hohe Zahl an Wohnungen in der Innenstadt.“ Und diese Bürger seien die ersten, die fußläufig die Innenstadt erreichen. Mit Blick auf eine älter werdende Gesellschaft sieht Borgmann ein hohes Potenzial in den Senioren: „Die sind 65, haben noch ein Zeitfenster von 15, 20 Jahren, in dem sie relativ fit sind.“
Bottroper Innenstadt attraktiver für Senioren machen
Und es seien diejenigen, die eben nicht nach Oberhausen ins Centro fahren und die sich beim Kaffee in der Bäckerei Sporkmann wohler fühlen als in der Coca-Cola-Oase im Einkaufszentrum. „Ältere Leute gehen dreimal die Woche in die Stadt, sie haben in der Regel relativ viel Geld, sie gehen ins Café, sie gehen in die Apotheke, sie kaufen ihre Kleidung in der Boutique, die sie kennen, auch wenn sie da zehn Euro teurer ist als im Internet“, fasst der Unternehmer die kaufkräftigen Eigenschaften der Senioren zusammen.
Ihnen den Aufenthalt in der Innenstadt attraktiv zu machen, sei mindestens ebenso wichtig wie jüngere Menschen in die City zu ziehen. Denn die sind mobiler und entscheiden sich im Zweifel eher für das Centro oder die Großstadt nebenan als für das Zentrum ihres Wohnortes.
Viele Migranten leben in der Bottroper City: „Aber wo ist denn deren Gastro-Szene?“
„Die zweite Zielgruppe, die ich sehe, sind unsere Mitbürger mit ausländischen Wurzeln", sagt Borgmann. Sie seien es, die größtenteils in die Innenstadt kommen, von denen viele in den zentralen Wohnungen leben, dort von günstigen Mieten profitieren. „Aber wo ist denn deren Gastro-Szene?“ Zwar entwickle sie sich langsam, sei aber immer noch nicht so breit, dass sie für Migranten wirklich attraktiv ist.
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Jan Gerd Borgmann schwebt vor, einen Teil der Stadt „so einzurichten, dass diese Mitbürger sich wirklich wohlfühlen“. Das heißt: nicht nur Döner-Buden und arabische Imbisse anzusiedeln, sondern auch mehr qualitativ hochwertiges kulinarisches und kulturelles Angebot.
Die untere Hochstraße biete sich seiner Meinung nach dafür an: mit dem Discounter Action als Anziehungspunkt, zwei Döner-Imbissen und einem Asiaten, die bereits vorhanden sind und mehreren türkischen Immobilienbesitzern, die ein Interesse daran haben könnten, ihre Flächen für ausländischen Einzelhandel attraktiv zu machen. „Da hat jetzt ein kleiner arabischer Laden aufgemacht, super. Es könnten aber drei oder vier von der Sorte sein.“ Borgmann glaubt, dass man die älteren und migrantischen Bürger viel leichter verstärkt in die Stadt bekommt als beispielsweise junge Familien.
Schlüssel für positive Entwicklung sind die Immobilien
Die Innenstadt müsse so entwickelt werden, dass die Wohnsituation vernünftig ist, dass ein guter Mix zwischen Einzelhandel, Gastronomie und kirchlichem und kulturellem Angebot vorhanden sei. „Und das Ganze wird umrahmt von der Gladbecker Straße mit der Gastromeile, auf der sich mehr die Deutschen wohlfühlen, und am anderen Ende gibt es sowas noch mal, mit einem internationalen Angebot.“ Und dann gebe es die, die „über Kreuz“ gehen, die Deutschen, die gerne im arabischen Supermarkt einkaufen, die Migranten, die die Gastromeile ebenso gerne besuchen.
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Grundsätzlich, so Borgmann, seien der Schlüssel für die positive Entwicklung der Innenstadt die Immobilien, sagt Borgmann, der selbst Eigentümer von Objekten im Zentrum ist. Sie müssten so in Schuss gehalten werden, dass sie attraktiv zur Vermietung sind. Die kleinen Einzelhändler, sie kommen zurück nach der Krise, blickt Borgmann optimistisch in die Zukunft, doch so manch größeren Händler sieht er perspektivisch die Innenstadt verlassen – und gegebenenfalls Raum schaffen für Angebote für Senioren und Menschen mit Migrationshintergrund.