Bottrop. Ein Shopping-Tag mit Café-Besuch: Das echte Leben kehrt zurück in die Bottroper Innenstadt. Und den Einzelhändlern fällt ein Stein vom Herzen.
„Heute sind wir ordentlich gerannt“, sagt Jenny Nelain aus der Herrenabteilung vom Modehaus Sinn in der Bottroper Innenstadt am Samstag. „Aber wir sind froh, und mir fällt ein Stein vom Herzen, dass es endlich wieder möglich ist, ohne Termin und Test einkaufen zu gehen.“ Das echte Leben kehrt zurück in die City.
Seit Freitag gilt die Shopping-Lockerung der Corona-Maßnahmen überall dort, wo es eine stabile Wocheninzidenz unter 100 gibt. Und die Bottroper sind wild darauf, endlich wieder eine Möglichkeit zu haben ihr Leben außerhalb der eigenen vier Wände zu leben. Nicht nur die Gassen des Wochenmarktes sind voller Stadtbewohner, die das schöne Wetter zu einem Shoppingtag in der Innenstadt nutzen.
Bottroper sind ob der geltenden Regeln teils noch unsicher
Jenny Nelain, die zum Beginn bei Sinn an der Tür gestanden hat, um die geforderte Anzahl von höchstens einem Kunden pro 20 Quadratmeter Fläche zu regulieren, hat bei den Menschen vor allem Freude in den Gesichtern gesehen. „Viele sind erst noch ein wenig vorsichtig, wenn sie sich in den Laden begeben, da immer noch eine gewisse Unsicherheit bezüglich der Regelungen herrscht. Aber dann macht sich ein Gefühl der Erleichterung und Freiheit bemerkbar, man merkt den Menschen an, dass sie sich endlich wieder ein kleines Stückchen normales Leben zurückholen konnten.“
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In den vergangenen Wochen hatten die Verkäuferinnen und Verkäufer über lange Strecken des Tages nichts zu tun, trotz der Möglichkeit, mit einem Test und einer Anmeldung vor Ort shoppen zu können. „Viele Menschen haben Angst vor dem Test oder fürchten dieser tut weh“, begründet Jenny Nelain dieses Ausbleiben von Kunden.
Bottroper Verkäuferin hat den Kundenkontakt im Laden vermisst
Vor allem die Möglichkeit die Kunden im Laden beraten zu können ist ein Faktor, der beim Online-Shopping nicht möglich ist. Und dieser Kundenkontakt gehört zu den Dingen, die sie mit am meisten vermisst hat.
Geradezu langweilig sei es in den vergangenen Wochen im Laden gewesen, hört man von einer Verkäuferin in einem anderen Modegeschäft in der Innenstadt. Auch sie hat am Samstag im Vergleich zu der Zeit davor ein Vielfaches an Kunden erlebt.
Irmhild D. (73) und ihr Ehemann gehören zu den Samstagsshoppern. Sie erzählt: „Wir sind schon ganz k.o. vom ganzen Einkaufen, aber man muss ja die Chance nutzen.“ Die beiden freuen sich auch darüber, dass man wieder alte Bekannte, die man schon seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hat, auf dem Wochenmarkt trifft. Und grundsätzlich sind sie froh, dass die Bottroper Innenstadt wieder lebendig ist und man die verschiedenen Läden erkunden kann.
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Auch das junge Bottroper Pärchen Phillip S. und seine Freundin Isabell sind glücklich, sich endlich wieder lebendig fühlen zu können. Die beiden ziehen jetzt zusammen und freuen sich die Möglichkeit zu haben, auch mal spontan ein T-Shirt shoppen zu gehen. „Wir kaufen lieber hier in der Stadt ein als alles online zu bestellen, da man die lokale Wirtschaft und Kultur ja auch unterstützen möchte. Covid hat für viele kleine Läden das Aus bedeutet, deshalb müssen wir die noch verbleibenden auf unserer Weise unterstützen.“
Generell fühlt sich Phillip momentan sehr entspannt und sicher. „Mir ist die Strategie sehr viel klarer als das bei den anderen Corona-Phasen noch der Fall war.“ Und auch Jenny Nelain von Sinn hofft: „Wenn das so weiter geht, geht es auch mit den anderen Bottroper Läden weiter bergauf.“
Bottropern schmeckt auch das Eis in der Außengastronomie
Sinn-Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Göbel hatte bereits im Vorfeld in den Modehaus-Filialen in Koblenz, Trier und Magdeburg, in denen der Besuch ohne Testnachweis schon früher möglich war, die Erfahrung gemacht: „Dort haben wir einen normalen Umsatz, seit die Test-Pflicht weggefallen ist.“ Mit Test betrage der Umsatz dagegen nur 50 Prozent des normalen.
Und nach dem Shopping? Schmeckt bei schönstem Sonnenschein vielen offenbar auch das Eis oder der Snack im Außenbereich der Cafés. Auch wenn hier der Corona-Test noch Pflicht ist. Christina Berger, Chefin vom Café Kram, nennt das Samstagsgeschäft bei guter Stimmung einen „Befreiungsschlag für uns“. Und: „So viele Gäste haben uns gesagt, dass es sich nach Normalität anfühlt.“
Allerdings führten die seit Freitag dank neuer Coronaschutzverordnung geltenden Regeln zu einem Chaos, wie sie es bislang noch nicht erlebt habe – mit verunsicherten Gästen, wie viele Haushalte sich nun treffen dürften, und teils auch verunsicherten Gastronomen.
Mit Blick auf die nächste Lockerungsstufe ab einer konstanten Inzidenz unter 50 sagt Berger: „Wir sind sehr erleichtert, wenn die Gäste draußen keinen Test mehr brauchen.“
Die Corona-Regeln
Bei einer konstanten Inzidenz unter 100 gilt für den Einzelhandel: Einkaufen in allen Geschäften ist ohne Test und vorherige Anmeldung gestattet, sollte die Menge an Kunden eine Person pro zwanzig Quadratmeter nicht überschreiten.
Für Restaurants: Kunden können im Außenbereich von Restaurants und Cafés sitzen und essen, sollte bei ihnen und den Bedienungen ein negativer Test oder eine Immunisierung durch Impfung oder überstandener Erkrankung vorliegen.
Bei einer stabilen Inzidenz unter 50 an fünf Werktagen hintereinander sind weitere Lockerungen vorgesehen. So darf in der Außengastronomie auch ohne negatives Testergebnis gegessen werden. Die Innengastronomie öffnet mit Testpflicht. In Bottrop liegt die Inzidenz am Samstag am dritten Werktag in Folge unter 50.