Bottrop. Die Stadt Bottrop stehe aufseiten der Kokerei, so der Vorwurf des Anwohner-Anwalts. Zudem erhebt er Forderungen an Landesumweltamt und Kokerei
Rechtsanwalt Daniel Kuhlmann vertritt zahlreiche Anwohner der Kokerei in ihrem Kampf gegen Die Belastungen. In einer Mitteilung, die er auch auf Facebook veröfentlicht hat, greift er nun erneut die Bottroper Stadtverwaltung an. Er wirft ihr vor, Anwohner zu manipulieren und gute Ergebnisse zu suggerieren, die es nicht gebe. „Ersichtlich will die Stadtverwaltung zu Gunsten der Kokerei lediglich verhindern, dass weitere Klagen erhoben werden“, so der Vorwurf des Dattelner Rechtsanwalts.
Er bezieht sich da unter anderem auf eine Passage in der Zusammenfassung des Lanuv-Gutachtens durch die Stadtverwaltung. Darin heißt es nämlich unter anderem, dass die von Bezirksregierung und Lanuv angeordneten und von Arcelor Mittal umgesetzten Maßnahmen Wirkung zeigten. Es fehle die Quelle für diese Aussage, so Kuhlmann. Das Lanuv-Gutachten gebe das nicht her. Bei der Vorstellung des Gutachtens hatten allerdings sowohl Vertreter der Bezirksregierung als auch des Lanuv betont, dass sie die Erreichung des Zielwerts bei der Luftbelastung auf die Umsetzung der Auflagen zurückführten, insbesondere auf eine genauere Einpassung der Türen für die Koksöfen.
Rechtsanwalt fordert Anpassung der Messperioden
Kuhlmann stört sich außerdem an der von der Stadt gewählten Formulierung „Sommergrünkohl“ mit dem die Messungen im Zeitraum von Mai bis August bezeichnet werden. Überhaupt sind aus Kuhlmanns Sicht die Messperioden – eine zweite geht von August bis Dezember – falsch gewählt. Das Lanuv selbst stelle fest, dass PAK bei kalten Temperaturen schlechter abgebaut werde als etwa im Sommer. „Daher fordern wir das Lanuv auf, seine Messungen künftig auch im Winter durchzuführen, um das wahre Ausmaß der Benzo[a]pyren-Belastung der Bottroper Bürger festzustellen.“
Die Kokerei fordert der Rechtsanwalt auf, die Belastungen nicht nur im Umfeld zu messen. Stattdessen sollte sie die Behörden Messungen direkt an den Emissionsquellen durchführen lassen, so Kuhlmann. Die vergleichsweise niedrigen Werte in Batenbrock sind aus seiner Sicht auch nicht der Kokerei zu verdanken, sondern allein dem Wind.
60 weitere Klagen gegen die Bottroper Kokerei angekündigt
Zudem führt Kuhlmann auf, dass im vergangenen Jahr an 86 Tagen der Wert von 50 Mikrogramm Feinstaub überschritten wurde. Zulässige sei eine solche Überschreitung maximal an 35 Tagen in der Woche. Kuhlmann kündigte an, nun 60 weitere Klagen zeitnah auf den Weg zu bringen. Es würden jeweils 100.000 Euro Schadenersatz geltend gemacht. „Wir hoffen auf 1000 Klagen, dann werden sich die Machenschaften für die Kokerei und ihre politischen Freunde nicht mehr lohnen!“