Bottrop. Wegen der Kokerei von Arcelor-Mittal rät die Stadt Bottrop Anwohnern von einem Verzehr bestimmter Gemüsearten aus dem eigenen Garten ab.

Angesichts einer erhöhten Schadstoffbelastung in der Nähe der Kokerei von Arcelor-Mittal rät die Stadt Bottrop Anwohnern von einem Verzehr bestimmter Gemüsearten aus dem eigenen Garten ab. Sie folge dabei einer Empfehlung des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv), das in den vergangenen Monaten Messungen im Umfeld der Kokerei von Arcelor-Mittal vorgenommen hatte.

Der weltgrößte Stahlkonzern steht in Bottrop schon seit einiger Zeit aufgrund des Schadstoffausstoßes der Anlage im dicht besiedelten nördlichen Ruhrgebiet in der Kritik. In den Jahren 2018 und 2019 hatte Arcelor-Mittal die vorgegebenen Zielwerte für Benzo(a)pyren (BaP), das zu den krebserregenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen gehört, in der Kokerei deutlich überschritten. Als maßgebliche Ursache galten undichte Ofentüren der Anlage, die Arcelor-Mittal im Jahr 2011 vom Bergbaukonzern RAG übernommen hatte.

Arcelor-Mittal betont: Zielwerte wurden im vergangenen Jahr eingehalten

Arcelor-Mittal erklärte, im Jahr 2020 habe die Kokerei die Zielwerte am Standort Bottrop eingehalten. Der Jahresmittelwert für BaP im Umfeld der Kokerei habe von Anfang Januar bis Ende Dezember bei 1,1 Nanogramm gelegen. Damit liege der Schadstoffausstoß im Rahmen des Zielwerts „von gerundet einem Nanogramm“.

Auch interessant

Wie stark die Schadstoffbelastung in den Stadtteilen nahe der Bottroper Kokerei ist, hängt stark von Wind und Wetter ab. Dies führt auch zu erheblichen Schwankungen der Ergebnisse an den Messstationen – mit vergleichsweise hohen Werten an bestimmten Tagen im vergangenen Winter.

Die Stadt Bottrop erklärte, es sei davon auszugehen, dass die Einhaltung des Zielwerts „nicht automatisch dazu führt, dass es keine Belastungen der Nahrungspflanzen im Umfeld der Kokerei mehr gibt“. Daher könne das Blattgemüse auch nicht grundsätzlich bedenkenlos verzehrt werden. Diese Einschätzung bezieht sich unter anderem auf Gemüse wie Grünkohl, Mangold, Spinat, Pflücksalat, Feldsalat, Rucola, Staudensellerie oder Kräuter.

Bezirksregierung plant unangemeldete Kontrollen bei Arcelor-Mittal

Allerdings ist die Luftbelastung im Umfeld der Kokerei nach Angaben der Stadt Bottrop im vergangenen Jahr zurückgegangen. Dies sei das Fazit der zuständigen Bezirksregierung Münster und des Landesumweltamtes. Dennoch werde die Bezirksregierung weiterhin den Anlagenbetrieb der Kokerei „stringent überwachen“, hieß es in einer Mitteilung der Stadt. Zusätzlich habe die Bezirksregierung ein externes Gutachterbüro beauftragt, das zunächst seit Februar und bis Juli 2021 zusätzlich unangemeldete Kontrollen bei Arcelor-Mittal durchführen soll. Im Sommer werde entschieden, wie das weitere Überwachungskonzept ausgestaltet werde.

Auch interessant

Im vergangenen Jahr hatten die Behörden gemessen, wie stark Grünkohl in der Nähe der Kokerei mit Schadstoffen belastet ist. „Während die Pflanzen, die zwischen Mai und August 2020 ausgebracht wurden (Sommergrünkohl), niedrige Belastungswert aufwiesen, zeigen sich durch neueste Ergebnisse an Pflanzen, die zwischen August und November 2020 wuchsen (Wintergrünkohl), deutlich erhöhte Belastungswerte“, erklärte die Stadt Bottrop.

Kokerei von Arcelor-Mittal schon Thema im Landtag

Auch der NRW-Landtag hatte sich bereits mit der Situation in Bottrop befasst. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) erklärte in einer Antwort auf eine Landtagsanfrage von SPD-Abgeordneten: „Eine Schließung der Kokerei kann aufgrund einer Zielwertüberschreitung nicht gefordert werden.“

Auch interessant

Arcelor-Mittal betonte in einer Mitteilung, das Unternehmen werde „auch in Zukunft weiter in die Instandhaltung und Modernisierung der Anlagen in Bottrop investieren, um die Grenz- und Zielwerte dauerhaft einzuhalten“. Dazu sei Arcelor-Mittal „mit den zuständigen Behörden kontinuierlich im fachlichen Austausch“ und werde „Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltauswirkungen auch weiterhin umsetzen, um einen emissionsarmen Betrieb der Kokerei zu gewährleisten“.