Die Stadt vergleicht Äpfel mit Birnen, meinen Vertreter der Bürger im Bottroper Süden. Mittwoch äußern sich Experten im Umweltausschuss.

Die Rechtsanwaltskanzlei Kuhlmann, die Bürger im Bottroper Süden im Streit um Umweltbelastungen und Verschmutzungen durch die Kokerei Prosper vertritt, wirft der Stadt irreführende Aussagen bei der Bewertung der Schadstoffbelastung im Umkreis der Kokerei vor. So hatte die Stadt anhand der Untersuchungsergebnisses des Landesumweltamtes darauf verwiesen, dass sich im Umfeld der Kokerei mittlerweile deutlich niedrigere Belastungen mit polyzyklischen Aromaten zeigen als zuvor.

Der Anwalt der Anwohner zieht jedoch die Vergleichbarkeit der Messergebnisse in Zweifel, da die Daten in unterschiedlichen Zeiträumen erhoben wurden. Die Stadt verweist auf untersuchte Grünkohlpflanzen, die das Landesumwelt in diesem Jahr zwischen Mitte Mai und Mitte August für seine Messungen anpflanzen ließ. Für die Schadstoffmessungen in den Jahren 2018 und 2019 seien aber keine Untersuchungspflanzen aus Mai und August herangezogen worden, sondern aus der Zeit von August bis November. Die Aussagen der Stadt über gesunkene Schadstoffwerte seien mangels Vergleichbarkeit deshalb fragwürdig.

Steigende Schadstoffwerte liegen weiter am Zielwert

Hinzu komme, dass die Benzo(a)pyren-Messwerte als Marker für alle polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe in der kalten Jahreszeit die Werte aus dem Frühling und Sommer stets um ein Vielfaches überschreiten. „Aufgrund der gesunkenen Temperaturen zwischen August und November sind deutlich schlechtere Werte als aus der Zeit von Mai bis August zu erwarten“, meint der Jurist Daniel Kuhlmann. Auch die Stadt hatte jedoch darauf hingewiesen, dass die Umweltbehörden vor der Rücknahme ihrer Verzehrwarnung für Gemüse aus dem Bottroper Süden erst die Werte der für weitere Proben ausgesetzten Winterpflanzen abwarten werde. Vertreter der Verwaltung wollen sich in der Sache dazu aber ohnehin am Mittwoch im Bottroper Umweltausschuss äußern.

Der juristische Vertreter der Anwohner weisen unterdessen darauf hin, dass die Benzo(a)pyren-Messwerte in Welheim auch längst wieder angestiegen seien: von 0,22 ng/m3 im Juli auf inzwischen 1,12 ng/m3 im Oktober. Allerdings bleiben die Schadstoffwerte damit weiterhin nahe an dem für das Gesamtjahr maßgeblichen Zielwert von 1 ng/m3. Daniel Kuhlmann meldet ohnehin Zweifel an, ob die Besserung der Schadstoffwerte die Folgen von verbesserten Umweltschutzmaßnahmen der Kokerei sei. „Schon im Sommer 2019 wurden zum Teil bessere Benzo(a)pyren-Werte als im Sommer 2020 gemessen“, betont er, „noch bevor die Kokerei irgendwelche Maßnahmen ergriffen hatte“.