Bottrop. Der Rote Platz auf Prosper III ist nun für Autos gesperrt. Rundherum tut sich viel, um das teils schwierige Quartier lebenswerter zu machen.

Blumenkübel sperren nun das letzte Teilstück der Kardinal-Hengsbach-Straße – auch bekannt als Roter Platz – auf dem Prosper III-Viertel Gelände ab. Das ist ein weiterer Schritt, das einstige Problemviertel – gebeutelt von Autoposern und Drogendealern – wieder nach vorne zu bringen. Dabei bemüht sich das Quartiersmanagement, alle Akteure rundherum mit ins Boot zu nehmen.

Quartiersmanagerin Nora-Schrage-Schmücker (v.) und die Verantwortlichen aus Verwaltung und Politik zeigen die Pflanzkübel die nun den Roten Platz absperren. Gemeinsam mit den Anwohnern werden sie noch verschönert.
Quartiersmanagerin Nora-Schrage-Schmücker (v.) und die Verantwortlichen aus Verwaltung und Politik zeigen die Pflanzkübel die nun den Roten Platz absperren. Gemeinsam mit den Anwohnern werden sie noch verschönert. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Einzelhändler und Firmen in dem Bereich trügen den Versuch auch mit, weiß Quartiersmanagerin Nora Schrage-Schmücker. Sie bittet regelmäßig alle Akteure des Quartiers an einen Tisch, darunter auch die großen Wohnungsgesellschaften Vonovia und Vivawest, die RAG-Tochter Montan-Immobilien und die Essener Thelen-Gruppe. Die Anwohner würden ebenfalls mit einbezogen. Selbstverständlich gebe es immer mal wieder Kritik an einzelnen Vorhaben, doch grundsätzlich zögen alle an einem Strang. Es gehe darum, das Quartier wieder aufzubauen, den öffentlichen Raum den Bewohnern zurückzugeben. Prosper III soll nicht länger als Brennpunkt wahrgenommen werden.

Ein Fußballtor ist schon eine kleine willkommen Aufbesserung des Platzes

Dafür braucht es manchmal gar nicht viel. Seit kurzem steht am Rande des Platzes auf einer Wiese ein Fußballtor. Das ist heiß begehrt. Seit einigen Tagen ist der Platz gesperrt, und schon jetzt zeigt sich, dass Kinder aus den angrenzenden Wohnblöcken den Platz nutzen und als Spielplatz annehmen. In einem nächsten Schritt sollen Spielgeräte für Kleinen aufgestellt werden.

Gemeinsam mit den Kindern des Quartiers werden die Pflanzbeete verschönert. Außerdem sollen die Wände, die den Platz teils einrahmen, bunt werden. Das sei beispielsweise mit Vonovia so vereinbart worden. Auch daran können sich die Quartiersbewohner beteiligen.

Der abgesperrt Platz soll nun genutzt werden, um Ideen im Quartier zu verwirklichen

Der abgesperrte Platz kann nun genutzt werden, um das Quartier zu beleben. Aktuell laufen die Arbeiten in den Räumen, die die Hochschule Ruhr West dort angemietet hat. Sie zieht mit ihrem Fab Lab hier ein, dazu finden weitere Einrichtungen der HRW ihren Platz auf Prosper III. Davon verspricht sich die Quartiersmanagerin einen zusätzlichen Schub.

Mit den Verantwortlichen des Fab Lab überlege man, wie sich der Platz außerdem nutzen lasse. Erste Ideen drehen sich um Wasser-Inseln. Vielleicht gelinge es ja, eine Art Campus-Charakter zu etablieren und auch Gastronomie anzusiedeln. Den Versuch gebe es jedenfalls, so Nora Schrage-Schmücker.

Die Polizei soll in dem Bottroper Quartier verstärkt Präsenz zeigen

Überhaupt: Studentisches Leben könnte dem schwierigen Quartier gut tun. Das hoffen auch die Verantwortlichen aus der Politik wie Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff (SPD) und Frank Beicht (SPD), Ratsherr für das Prosper-Gelände. Er kennt die Probleme aus eigener Anschauung. Die Entwicklung, die sich nun zeige, diese ersten Erfolge gelte es zu bewahren. Denn es gebe eben auch Gruppen, denen gefiele das ganz und gar nicht. Sie würden teils sogar mutwillig dagegen arbeiten.

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Aus diesem Grund, so berichtet Beicht aus einem Gespräch zwischen dem OB und der Polizeipräsidentin, werde die Polizei verstärkt Präsenz im Quartier zeigen. „Denn es geht darum, Drogendealer zu verdrängen, die hier mit ihren Autos vorfahren. Es soll ungemütlich für sie werden“, bringt Beicht eines der Ziele auf den Punkt.

Stadt Bottrop hat die Finanzierung des Quartiersmanagements nun selbst übernommen

Das Projekt braucht einen langen Atem. Deswegen hat sich die Stadt entschlossen, die Kosten für das Quartiersmanagement zu übernehmen. Angefangen haben Nora-Schrage-Schmücker und eine Kollegin mit je einer halben Stelle im Jahr 2017. Damals wurde das Projekt vom Bund gefördert. Die Förderung ist inzwischen ausgelaufen. Eine halbe Stelle finanziert die Stadt nun aus dem Haushalt, einfach, weil man die Bedeutung und auch die ersten Erfolge hier gesehen habe. Allerdings, so der Technische Beigeordnete Klaus Müller, könne die Stadt nicht überall dort, wo Fördermittel für Quartiersarbeit auslaufen, mit eigenem Geld einsteigen. Immer gelte es, abzuwägen.

Ein Verkehrsversuch

Der Rote Platz ist mit den Pflanzkübeln zunächst einmal provisorisch abgesperrt. Die Stadt spricht von einer Abpollerung. In einem nächsten Schritt müssen noch andere Schleichwege, die auch auf den Platz führen, für Autos gesperrt werden.

Allerdings handelt es sich bei der gesamten Aktion zunächst um einen Verkehrsversuch. Nach Abschluss der Versuchsphase werde der Platz dann entweder endgültig gesperrt oder aber wieder geöffnet, so der Technische Beigeordnete Klaus Müller. Das hänge von den Erfahrungen ab, die man nun mache.