Bottrop. . Projekt der Internationalen Bauaustellung zeigt, dass die Belebung einer Industriebrache schnell gehen kann. Aber es lief nicht alles nach Plan.
Von der alten Zeche Prosper III ist nicht viel geblieben. Die beiden Torhäuser und ein Teil der Zechenmauer stehen an der Rheinstahlstraße noch. Auch die Platanenallee und die früheren Zechenhäuser gegenüber auf der anderen Straßenseite erinnern an das frühere Bergwerk. Alles andere wurde komplett abgerissen, um unweit des Stadtkerns ein neues Stadtviertel aufzubauen.
Wenn Oberbürgermeister Bernd Tischler mit Blick auf das nahende Aus für das Bergwerk Prosper-Haniel darauf hinweist, dass die Stadt ja große Erfahrungen mit der Wiederbelebung alter Zechenareale besitze, dann meint er vor allem auch das Gelände von Prosper III. Galt die Reaktivierung der 26 Hektar, also mehr als 36 Fußballplätze, großen Industriebrache unter Experten doch in den 1990er Jahren als Impuls für die Entwicklung der Stadt.
Ein Beispiel für Altlastensanierung
Prosper III kann nicht nur als Beispiel für den Umgang mit den Umweltlasten der alten Bergbauindustrie gelten, sondern auch für modernen Wohnungsbau, die Ansiedlung neuer Betriebe und die Schaffung von Grün auf einer Zechenbrache.
Gerade vor dem Hintergrund aktueller Kritik im Rat, dass die Aufbereitung aktueller Zechengelände zu lange dauere, zeigt das Großprojekt auf Prosper III, dass es auch schneller gehen kann. Denn unter dem Siegel der Internationalen Bauausstellung Emscherpark sahen Fachleute das Projekt schon in den 90er Jahren als Modell für zeitsparende Planung an.
Das Prosper-III-Gelände, das sich zwischen Gladbecker Straße, Rheinstahlstraße, Scharnhölzstraße und Beckheide erstreckt, wurde als Ergebnis eines internationalen Wettbewerbs im Sommer 1990 im Großen und Ganzen dreigeteilt:
- 1. Mehr als 400 Wohnungen entstandenZum einen wurden mehr als 400 Wohnungen für mehr als 1000 Bewohner geschaffen. Dabei entstand einerseits ein Quartier mit mehr als 240 Mietwohnungen und andererseits die Gartensiedlung Beckheide mit mehr als 120 teil als Eigenheim gebauten Reihen- und Doppelhäusern. Hinzu kamen Seniorenwohnungen, Pflegeeinrichtungen, eine Sozialstation und eine Kindertagesstätte.2. Platz auch für GewerbebetriebeAuf einer etwa 6 Hektar großen Fläche wurde Platz für Gewerbebetriebe geschaffen. Auch ein Gründerzentrum für zehn bis 15 Handwerksbetriebe entstand. Dorthin zogen zum Beispiel ein Betriebshof des Rheinisch-Westfälischen Wasserwerkes, das Bottroper Möbelhaus Beyhoff oder ein Autohaus. Hinter dem alten Haupteingang der Zeche finden sich auch heute noch Läden, Praxen und Wohnungen.3. Mittelpunkt: der Prosper-ParkZum Mittelpunkt des neuen Prosper-Viertels wurde der etwa 11 Hektar große Prosper-Park erklärt. Der angeschüttete Hügel darin besteht aus Abbruchschutt und teils kontaminierten Böden. Der Park ist mit Fußwegen und Radwegen mit den anderen Parks in der Stadt verbunden.
Am Beispiel des Parks aber machte etwa Prof. Hans-Werner Wehling zum Beispiel in einem Beitrag für die Geographische Kommission für Westfalen deutlich, dass die einstigen Ziele sich in der Realität auch ins Gegenteil entwickeln können.
Strebten die Planer der Bauausstellung Emscher Park mit dem Prosper Park in Bottrop eine Verknüpfung der beiden Prosper-Wohngebiete an, haben sich mittlerweile die Pläne „heute eher in eine akzeptierte Trennwirkung zwischen zwei sozial sehr unterschiedlichen Siedlungsteilen verkehrt“, so Prof. Hans-Werner Wehling dazu.
Nicht alle neuen Wohnquartiere wurden problemlos angenommen
Der heute emeritierte Wissenschaftler stellte auch fest, dass im Rahmen der Internationalen Bauausstellung konzipierte „neue Wohnquartiere aufgrund der architektonischen Gestaltung nicht problemlos von der Bevölkerung angenommen wurden“.
Dafür ist der Westen des Prosper-Viertels ein Beispiel. So wurden dort die Mietshäuser dichter angeordnet als in den Plänen vorgesehen war. Etliche Bezirksvertreter in Bottrop sahen den Komplex daher als Negativbeispiel an, das in anderen Vierteln auf keinen Fall wiederholt werden sollte. Streit gab es auch um die Zechenmauer. Bauherren sahen in ihr ein Hindernis, so dass Teile schließlich abgerissen wurden.
Schwierig war es auch in der Siedlung Beckheide
Auch in der Eigenheimsiedlung Beckheide taten sich nur sieben Jahre nach dem Richtfest Probleme auf: Die Anwohner klagten über Pfusch am Bau und Schimmel in den vermeintlichen Vorzeigehäusern.
Ihre Sanierung zog sich über Jahre hin und hätte ohne den Einsatz der Siedlergemeinschaft um den SPD-Ratsherrn Rüdiger Lehr auf der einen Seite und von Burkhard Drescher als Geschäftsführer der Montangrundstücksgesellschaft auf der anderen Seite wohl weitaus länger gedauert.
Ein erprobtes Konzept im Ruhrgebiet
Dass es schnell ging mit dem Aufbau des neuen Stadtviertels, darüber sind sich Experten einig: Keine vier Jahre nach dem Aus für die Zeche Ende 1986 gab es Konzepte für die neue Nutzung. Ab 1992 wurde gebaut, 1994 war das Gründerzentrum fertig und zu 90 Prozent belegt. Die Eigenheimsiedlung Beckheide sieht mittlerweile ihrem bald 25jährigen Bestehen entgegen.
Doch neue Probleme tun sich längst auf: Zwischenzeitlich kam Kritik an dem in die Jahre gekommenen Gründerzentrum auf, weil es Verluste einbringe. Die SPD sieht den Mietkomplex um den Roten Platz als Brennpunkt an und forderte mehr Präsenz von Polizei und Ordnungsdienst.
Universitäten bringen Fortschritt
Neue Chancen für Prosper III verspricht sich die Stadt nun vom Kompetenzzentrum für Zirkuläre Wertschöpfung der Hochschule Ruhr West, das in Bottrop auf dem ehemaligen Zechenareal angesiedelt werden soll. Auch das ist ja ein erprobtes Konzept im Ruhrgebiet: Universitäten bringen Fortschritt mit sich.
Das Ende für das alte Bergwerk kam auf einmal ganz schnell
Auf einer Bürgerversammlung hatte Hanns Ketteler im Mai 1983 das Aus für die Zeche an der Rheinstahlstraße in aller Öffentlichkeit vorweg genommen. Nur wollte das keiner wissen.
„Prosper III ist gefährdet“, sagte der Direktor des Bergwerks Prosper-Haniel. Setze sich die Kohlekrise so fort, sei mit der Einstellung der Förderung auf Prosper III zu rechnen. Rund 1200 Arbeitsplätze gingen dann im Bottroper Bergbau verloren, machte Ketteler klar.
Eine Schlagzeile aus der WAZ vom Mai 1983
„Kohle-Krise: Sorge um Zeche Prosper III wächst“, lautete die Schlagzeile am 9. Mai 1983 in der Bottroper WAZ. Doch noch im Juli hagelte es Dementis, als weitere Medien von Schließungsplänen für Zechen und einer Drosselung der Kohleförderung berichteten.
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„Alte Gerüchte um die Schließung von Prosper III lebten wieder auf“, tat Betriebsratsvorsitzender Erwin Degen das ab. „Bei der Meldung um die Schließungspläne handelt es sich um eine Ente“, sagte er. Es bestehe zwar die Absicht, die Kohleförderung herunterzufahren, berief sich der Betriebsrat auf die Bergbau AG Niederrhein (BAN), doch an die Schließung einer bestimmten Zeche werde nicht gedacht.
Hunderte Arbeitsplätze eingespart
Zuvor schon hatte sich die DKP-Zeitung „Unsere Zeit“ auf die WAZ berufen und berichtete dann: Auf Prosper III werde die Förderung eingestellt. Das bedeute den Verlust von 500 Jobs. Auf weiteren Zechen des Verbundbergwerks gingen zusammen noch einmal 700 Stellen verloren.
Als Falschmeldungen stufte auch die IGBE solche und andere Nachrichten über Schließungspläne ein. Die RAG hatte ohnehin dementiert: „Nichts dran“. Die Förderung werde mit Feierschichten und Kurzarbeit der Kumpel gedrosselt. Für Zechenschließungen aber gebe es keine Beschlüsse, nicht einmal Papiere.
Keine 18 Monate später wurde das Aus verkündet
Keine 18 Monate später jedoch stellten Vorstände im Dezember 1984 im Stadtrat die Pläne für den Förderberg auf Prosper II vor - und verkündeten damit das Aus für Prosper III. Das Zechengelände an der Rheinstahlstraße werde bald frei, hieß es.
Vier Förderschächte sollte der Prosper-Berg überflüssig machen. Der Förderberg sicherte zwar den Bergbau in Bottrop - allerdings sollten von den 1984 insgesamt 5000 Jobs auf Prosper-Haniel 2000 sozialverträglich abgebaut werden.