Bottrop. . Bürger in Welheim machen sich wegen der Verschmutzung Sorgen. Die Kokerei in Bottrop sorgt für Besserung. Im Sommer will sie längst fertig sein.

Der große Garten von Peter Hünselar ist sauber und gepflegt. In den Sammelgläsern, die in dem Garten am Kämpchen stehen, ist außer Regenwasser und Pollen auch ein wenig Schmutz zu finden. Momentan habe er keinen Grund, groß zu klagen, sagt der Hausherr denn auch. Auch Vertreter der Kokerei halten fest, dass die Anzahl der Beschwerden nach dem zwischenzeitlichen Boom wieder zurückgegangen sei.

Das war aber auch schon anders. Die Welheimer erinnern sich nur ungern an den vorigen Sommer, als sich Schmutz und Staub auf ihren Dächern, Autos und in ihren Gärten ablegte. „Seit drei Jahren haben wir hier immer wieder diesen schmierigen Staub“, klagt Peter Hünselar.

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Das sei Kohlenstaub gewesen, der von der Kokerei Prosper herüber wehe, argwöhnen die Sprecher der Welheimer Bürger. „Das hat hier förmlich Kohle geregnet“, sagt Hünselars Mitstreiter Peter Pausch, und er befürchtet, dass sich das alles bald wiederholen könnte. Kokerei-Geschäftsführer Jörn Pufpaff hat Anwohnern auf einer Versammlung allerdings schon eine ganze Reihe von Verbesserungen vorgestellt, damit es dazu möglichst gar nicht erst kommt.

Trockenheit und starker Wind werden zum Problem

„Der nächste Sommer kommt bestimmt. Ich habe jetzt schon Angst davor, dann haben wir wieder nichts anderes zu tun, als zu putzen“, befürchtet Peter Pausch dennoch. Vor allem von der Kohle-Mischhalde der Kokerei Prosper wehe dann der Kohlenstaub nach Welheim, meint er. „Im Sommer herrschen meistens heißes Wetter und Trockenheit. Wenn dann auch noch der Wind hierhin weht, dann haben wir das Zeug hier wieder im Garten“, sagt auch Peter Hünselar. Das Misstrauen der beiden Welheimer sitzt tief.

Dieses Staubmessgerät steht in Welheim im Garten von Peter Hünselar.
Dieses Staubmessgerät steht in Welheim im Garten von Peter Hünselar. © Norbert Jänecke

Vertreter der Kokerei hatten Anwohnern auf einer Versammlung allerdings erklärt, dass sie die Staubbelastung gerade an jenem Kohle-Mischbett, das die Welheimer als Staubverursacher so sehr in Verdacht haben, verringern wollen. Dazu gehöre etwa der Einsatz eines besseren Bindemittels, mit der die Oberfläche des Kohlebergs erhärtet wird, sagte Kokerei-Sprecher Carsten Pischla. Außerdem werden die Kohlen in Zukunft von einer geringeren Fallhöhe auf diese Halde geschüttet, damit sie dem Wind weniger ausgesetzt werden. Auch die Schürzen an dem Förderband, über das die Kohlen auf die Halde fallen, werden zu diesem Zweck verlängert. Bei starkem Wind wird das Förderband sogar komplett gestoppt. „Dazu gibt es eine automatische Abschaltung“, erklärt der Kokerei-Sprecher.

Kokerei verbessert Befeuchtung der Kohlemischhalde

Stammt der Staub von der Kohlemischhalde der Kokerei Prosper? Das Unternehmen kümmert sich um eine Reihe von Verbesserungen.
Stammt der Staub von der Kohlemischhalde der Kokerei Prosper? Das Unternehmen kümmert sich um eine Reihe von Verbesserungen. © Hans Blossey

Stärker befeuchtet werden soll die Kohle-Mischhalde ohnehin. „Die Wassersprinkler kommen gar nicht hoch genug bis zur Spitze der Halde“, hat der Welheimer Sprecher Peter Pausch festgestellt. Die Kokerei arbeite auch daran, sagt deren Sprecher. „Wir werden die Bewässerung optimieren und zum Beispiel auch die Anzahl der Düsen an den Bandübergabestellen erhöhen“, erklärte Carsten Pischla. Der gesamte Kegel der Halde werde besser bewässert. Erste Pläne der Kokereileitung sehen vor, dass solche kurzfristigen Verbesserungen bis Ende Mai umgesetzt werden. „Das wird im Sommer längst fertig sein“, versicherte der Kokereisprecher daher.

Allerdings weist die Kokereileitung ja auch darauf hin, dass der Staub, der in Welheim und Batenbrock niedergeht, keineswegs ausschließlich von der Kokerei stammen könne. Das zeigen ihre eigenen Messungen in Welheim und Batenbrock. Das Landesumweltamt verweist ebenfalls auf andere Staubquellen. „Wo sitzen die anderen Verursacher denn? Sind diese Arcelor-Mittal etwa bekannt?“, fragt Peter Pausch. Er stelle sein neues Auto, so sagt der Welheimer, zur Sicherheit prinzipiell nur noch in seiner Garage ab.

Anwohner in Batenbrock klagen erneut über Schmutz

Solche Auffanggläser stehen auch an der Terrasse von Beate und Andreas Krzykawski an der Leiblstraße in Bottrop.
Solche Auffanggläser stehen auch an der Terrasse von Beate und Andreas Krzykawski an der Leiblstraße in Bottrop. © Thomas Gödde

Anwohner in Batenbrock klagten erneut über starke Staubniederschläge. „Dieser Dreck, der sich bei uns auf dem Grundstück wiederfindet, ist der selbe, mit dem wir von Oktober 2017 bis November 2018 zu kämpfen hatten“, schrieb Beate Krzykawski an das Bottroper Umweltamt. Die Bottroperin ist eine Sprecherin der Bürgerinitiative der Nachbarschaft der Kokerei Bottrop.

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Sie äußert den Verdacht, dass die Kokerei Prosper für die erneuten Verschmutzungen verantwortlich ist. „Wir sehen beim Ablöschen wie die schwarze Wolke mit dem Ostwind zu uns getragen wird, kurz danach ist unser Grundstück wieder voll mit schwarzen Niederschlägen“, beschwerte sich die Anwohnerin. Der Wind wehte in der Woche vor der Beschwerde aus nordöstlicher Richtung.

Auch auf ihrem Grundstück hat das Umweltamt der Stadt Sammelgläser aufstellen lassen, um mehr Klarheit über die Verschmutzungen zu erhalten. „Da wir immer wieder feststellen müssen, dass zwar unsere Terrasse voll ist, aber in den Probegläsern kaum was drin ist, läuft da was falsch“, teilte die Anwohnerin der Leiblstraße den Mitgliedern der Bürgerinitiative mit. „Terrasse voll, Glas leer“, klagt sie und dokumentiert den zusammengefegten Staub auf ihren Bodenfliesen mit Fotos.