Bottrop. . Wegen des Ärgers um die Kokerei schaltet sich die Stadt Bottrop als neutrale Stelle ein. Experten lassen Luftverschmutzung genauer untersuchen.

Die Stadt lässt jetzt in Batenbrock und Welheim den Staub untersuchen, der in den beiden Stadtteilen seit Monaten vom Himmel fällt. Ein Jahr lang wird das Hygiene-Institut Gelsenkirchen in ihrem Auftrag nun Proben des Niederschlages entnehmen und untersuchen.

Ein Auffangglas haben die Mitarbeiter des Hygiene-Institutes an der Leiblstraße in Batenbrock auf einen Pfahl montiert und in den großen Garten von Beate und Andreas Krzykawski gestellt. Eine Kiste mit drei weiteren solcher Bergerhoff-Gläser wird das Paar auf den Boden seiner Gartenterrasse stellen. „Irgend ein Ergebnis muss nun ja mal dabei herauskommen“, hofft Andreas Krzykawski. Die Batenbrocker Familie und auch ihre Nachbarn wollen schließlich wissen, wer für die Verschmutzung ihrer Gärten, Häuser und Fahrzeuge verantwortlich ist. In Verdacht haben die Bürger die Kokerei Prosper von Arcelor-Mittal.

Misstrauen gegenüber externen Behörden wächst

Diese drei Bergerhoff-Gläser sollen die Anwohner auf den Boden ihrer Terrasse stellen.
Diese drei Bergerhoff-Gläser sollen die Anwohner auf den Boden ihrer Terrasse stellen. © Thomas Gödde

Den Angaben der zuständigen Behörden trauen die Anwohner nicht mehr. So erhielten die Krzykawskis neulich Post von der Bezirksregierung Münster. In dem Schreiben heißt es: Sie wohnen an der am wenigsten vorkommenden Windrichtung. Daher falle die Belastung nur gering aus, schlussfolgerten die Vertreter der Behörde. Dabei hatte auch die Batenbrocker Familie vor gut einem Jahr ein Schreiben der Kokerei Prosper über die Sanierung eines der beiden Türme erhalten, in denen sonst der glühende Koks abgelöscht wird. Während der Reparatur könne es bei ungünstiger Wetterlage im Wohnumfeld zu Staubbelastungen kommen, heißt es in dem Schreiben, und: Es handele sich um Koksstaub.

Schwarzer Staub macht seit Monaten auch der Batenbrocker Familie und ihren Nachbarn in dem Wohnviertel um die Leiblstraße, die Thomastraße, und die Holbeinstraße zu schaffen. Wenn Beate Krzykawski mit dem Staubtuch über die Sitze der Stühle im Esszimmer fuhr, haftete schwarzer Schmutz am Lappen. Auf den Fliesen ihrer Gartenterrasse lag dichter Dreck. Die Batenbrockerin zeigt einen Videofilm, in dem der starke Schmutz mit Hilfe eines Hochdruckreinigers von den Terrassenfliesen abgespült wird.

Bürger sprechen Sorgen beim Oberbürgermeister an

Die Initiative für die Untersuchung des Staubniederschlags in Batenbrock ergriffen die Mitarbeiter des städtischen Umweltressorts nach einem Gespräch der aufgebrachten Anwohner im Oktober bei Oberbürgermeister Bernd Tischler. Außer in Batenbrock werden jetzt auch in Welheim auf einem privaten Grundstück am Kämpchen neue Messstationen eingerichtet.

„Das ist eine Reaktion auf die Problematik der Luftverschmutzung in den letzten zwölf Monaten in diesen Stadtteilen“, erklärt Tilman Christian, Abteilungsleiter im Umweltressort. „Wir wollen unseren Bürgern helfen. Die Anwohner wünschen sich, dass wir uns als unabhängige Stelle einbringen. Wir sind daher auch mit Kokerei und Bezirksregierung im Gespräch“, sagte er.

Landesumweltamt wertet Messergebnisse aus

Staub nach Reparatur um die Hälfte verringert

Die Großreparatur an ihrem zweiten Löschturm Ost hatte die Kokerei wegen der positiven Auswirkungen der Sanierung des Löschturms West in Angriff genommen.

Bei dieser Reparatur seien vielfältige Maßnahmen zur Staubreduzierung ergriffen worden. So sei es durch neue Wartungsöffnungen möglich, die eingebauten Kaskaden regelmäßig zu spülen und bei Bedarf auszutauschen.

Dadurch sei es gelungen, die Staubemissionen um zirka 50 Prozent zu verringern.

Ein Jahr lang werden jeden Monat Proben des Staubniederschlags in Batenbrock und Welheim genommen. „Wir haben vorher gemeinsam mit den Bürgern überlegt, auf welchen Grundstücken wir messen lassen. Die Bürgerinitiative teilt sich ja auch auf beide Stadtteile auf“, erklärt Tilman Christian. Das Landesumweltamt und die Bezirksregierung werden die Messergebnisse auswerten und so aufbereiten, dass sie für alle verständlich seien, erklärte der Abteilungsleiter.

Die Reparatur des Löschturms Ost, dessen Ausfall die Kokerei-Geschäftsführung in ihrem Schreiben an die Anwohner für die Staubbelastung in Betracht zog, müsste nach den Plänen des Unternehmens aber längst abgeschlossen sein. Trotz der Verzögerungen wollte die Kokerei den Löschturm ja eigentlich im November wieder in Betrieb nehmen.