Bottrop. . Messungen weisen Koksanteile teils weit unter 50 Prozent im Staub aus. Auch das Landesumweltamt erklärt Anwohnern, dass es mehrere Quellen gibt.

Anwohner in Welheim und Batenbrock klagen noch immer über den Staubniederschlag, der auf ihren Hausdächern, den Terrassen und Autos landet. Am Pranger steht dann die Kokerei Prosper. Mitglieder der Bürgerinitiative aus der Nachbarschaft der Kokerei veröffentlichen immer wieder Videos mit schwarz rauchenden Schornsteinen und Fotos mit Staubkörnern in sozialen Medien.

Vertreter von Arcelor-Mittal beteuern in Versammlungen mit Anwohnern aber, dass nicht allein die Kokerei an der Staubbelastung in den Wohngebieten in ihrer Nähe schuld sein kann. Auch Mitarbeiter des Landesumweltamtes (Lanuv) erklärten in einem Schreiben an Anwohner in Welheim: „Für Feinstaub ist die Kokerei nicht der alleinige Verursacher“. Auch teilte die Behörde der WAZ mit, dass die Feinstaubbelastung in Welheim „nur geringfügig höher als an Messstellen im städtischen Hintergrund“ sei. Überschreitungen der Grenzwerte für Feinstaub gebe es in Welheim seit Jahren nicht mehr. In dem Schreiben an die Anwohner heißt es außerdem: „Für den groben Staub, der als Staubniederschlag gemessen wird, gibt es ebenfalls mehrere Quellen.“

In Welheim landet relativ wenig Flugkoks

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Von Norbert Jänecke

Darauf deuten auch Ergebnisse von Staubuntersuchungen der Kokerei selbst hin, die der WAZ-Redaktion vorliegen. Der Industriebetrieb sammelt an drei Messstellen auf dem eigenen Gelände und an drei Stellen in Batenbrock, Welheim und neuerdings auch in der Welheimer Mark Staub in Sammelgläsern, um sich auch selbst überprüfen zu können.

In den Messproben für Welheim lag danach der Anteil von Flugkoks im Januar bei 15,2 Prozent. Auffallend ist, dass der gesammelte Staub in Welheim dagegen weitaus höhere Konzentrationen von Pflanzenresten und Boden aufwies. Deren Anteile betrugen zusammen 44 Prozent. Hinzu kommen ähnlich hohe Werte von Gestein und Glas von insgesamt 38,2 Prozent. So enthielt der Welheimer Staub fast 17 Prozent glasige Schlacke und elf Prozent Gesteinsbruchstücke.

Verglaste Schlacke wird auf Skihallen-Halde geschüttet

In solchen Bergerhoff-Gläsern lässt die Kokerei Staub sammeln. Dieses Auffanglas hier ließ aber die Stadt aufstellen.
In solchen Bergerhoff-Gläsern lässt die Kokerei Staub sammeln. Dieses Auffanglas hier ließ aber die Stadt aufstellen. © Thomas Gödde

Mitglieder der Bürgerinitiative im Johannestal äußerten in sozialen Medien längst auch schon den Verdacht, dass die Staubbelastung auch Folge der Aufschüttungen auf der Alpincenter-Halde sein könnte. Die Inhaber des Alpincenters lassen ein Gemisch aus Hausmüllasche und Eisensilikatgranulat auf den Nordhang schütten, um der Halde mehr Stabilität zu verschaffen. Bei dem Eisensilikatgranulat handelt es sich um verglaste Hüttenschlacke. Abgedeckt wird diese dann mit Erde, die bepflanzt wird.

Die Messergebnisse der Kokerei zeigen allerdings auch, dass anders als in Welheim der Anteil von Erde und Pflanzenresten in Batenbrock keine acht Prozent ausmachten. Dafür fanden sich um die 20 Prozent Gestein im Batenbrocker Staub - und der Koksanteil lag dort bei mehr als 46 Prozent.