Bottrop. . Betroffene des Apotheken-Skandals wollen sich stark machen für Kontrollen und Medikamentensicherheit. Mittwoch zieht der Zug durch die City.
- Heike Benedetti hat die Demonstration bei der Polizei angemeldet und hofft auf rege Teilnahme
- Still soll die Gruppe durch die Innenstadt zur Cyriakuskirche ziehen und dort Kerzen aufstellen
- Teilnehmer wollen sich einsetzen für bessere Kontrollen und eine bessere Informationspolitik seitens der Ärzte
Heike Benedetti geht es gut, sagt sie selbst. Ein Satz, der nicht selbstverständlich ist, schließlich war die 56-Jährige an Brustkrebs erkrankt. Ihre Medikamente bekam sie aus der Apotheke von Peter S.. Die Wirkstoffe, die ihr Arzt ihr verschrieben hatte, tauchen auch auf der Liste der Stoffe auf, die Peter S. gestreckt haben soll.
Als Heike Benedetti das im Juni erfährt, wächst ihre Furcht, auch zu jenen zu gehören, die falsch dosierte Medikamente erhielten. Ob dem tatsächlich so ist, kann ihr niemand sagen. Besonders schlimm: Anfangs hieß es noch, es seien nur vier Medikamente betroffen, keines davon erhielt sie. Doch je länger die Ermittlungen andauerten, umso mehr kam ans Licht.
Motto der Demo: „Gemeinsam gegen Krebs“
Sie will nicht einfach stillhalten. Sie hat deshalb für Mittwoch zu einer Demonstration aufgerufen. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen den Krebs“ will sie mit möglichst vielen Mitstreitern still durch die Bottroper Fußgängerzone ziehen.
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Um 17.30 Uhr sammeln sich die Teilnehmer an der Hansastraße 1 vor dem Büro des Journalistenkollektivs Correctiv. Von dort aus zieht die Gruppe über die Hansa-straße und den Pfedemarkt zur Hochstraße und dann hinunter zur Cyriakuskirche. „Wer mag, der kann dann dort noch eine Kerze aufstellen“, sagt Heike Benedetti. Denn sie erwartet auch Teilnehmer, die Angehörige verloren haben.
Die Bottroperin hat Freundinnen verloren, die sie während der Chemo kennengelernt hat. „Wir waren zu zehnt. Jetzt sind innerhalb von anderthalb Jahren fünf gestorben. Natürlich fragt man sich, ob sie noch leben könnten.“ Sie ist den Hinweisgebern, die den Fall ins Rollen brachten, dankbar. Und doch bleiben Hilflosigkeit und Wut. Mit der Demo will sie jenen eine Stimme geben, die nicht mehr selbst sprechen können.
Forderung nach unangekündigten Kontrollen
Die Sicherheit der Medikamente und die Kontrolle der Herstellung sind ihre Anliegen. Dass solche Laboratorien bislang nur nach vorheriger Ankündigung geprüft wurden, ist für sie ein Skandal. „Wenn meine Mutter mir früher gesagt hätte, ich komme gleich dein Zimmer kontrollieren, was glauben Sie denn, wie es da ausgesehen hätte“, bringt sie die Kritik von Patienten und Selbsthilfegruppen auf den Punkt.
Kritik übt sie auch an der Informationspolitik. Ihrer Meinung nach hätten Patienten besser informiert werden müssen – auch von ihren Ärzten. Bis heute wüssten nicht alle Bescheid, die möglicherweise betroffen sind.
Sie hat Anzeige erstattet
Heike Benedetti hofft, dass mehr Nebenkläger zugelassen werden als die 27, deren Infusionen die Staatsanwaltschaft bei der Durchsuchung der Apotheke sicherstellen und die geringe Dosierung feststellen konnte. Hier wirft die Staatsanwaltschaft Peter S. versuchte Körperverletzung vor. Auch sie hat Anzeige erstattet, weiß bisher aber noch nicht, was dabei herauskommt. Der Vorgang wird geprüft.
Dass es Heike Benedetti jetzt gut geht, bedeutet nicht, dass die Wut über den unfassbaren Fall verraucht ist. Trotzdem soll der Marsch am Mittwoch still erfolgen, eine Art Gedenkmarsch. Die Kerzen, die die Teilnehmer vor der Kirche aufstellen können, will sie im Zweifel sogar selbst wieder einsammeln. „Damit der Propst nicht am nächsten Morgen aufräumen muss. Das macht man nicht.“ Bei der Polizei hat sie 50 Teilnehmer angemeldet, selbstverständlich hofft sie, dass es mehr werden und dass alles friedlich bleibt.
Polizei geht von ruhigem Verlauf aus
Davon geht die Polizei aus. „Uns liegen keine Hinweise auf Störungen vor. Der Bezirksdienst wird sich den Zug ansehen, eine dauerhafte Begleitung planen wir nicht“, so Polizeisprecher Michael Franz.