Bochum-Dahlhausen. Viele jugendliche Draufgänger stürzen sich in Bochum-Dahlhausen von der gesperrten Eisenbahnbrücke aus knapp zehn Metern Höhe in die Ruhr. Dabei riskieren sie Leib und Leben. Die Polizei will nun härter gegen sogenannte Brückenspringer durchgreifen.

Dicke Wolken hängen über Dahlhausen. An diesem Nachmittag ist alles ruhig rund um die gesperrte Brücke direkt hinter dem Eisenbahnmuseum mit einem traumhaftem Blick über die Ruhr. Doch das könnte sich bald ändern: „Wenn am Wochenende das Wetter schöner wird, dann verbringen viele ihre Freizeit in den Ruhrwiesen und treffen sich hier zum Spielen oder Sonnenbaden“, sagt Hauptkommissar Ralf Heisterkamp von der Polizeiwache Südwest.

Sorgen bereiten dem Bezirksbeamten sogenannte Brückenspringer: Das sind zumeist jugendliche Draufgänger, die sich eine Riesen- Gaudi draus machen, von der alten Eisenbahnbrücke in die Ruhr zu springen und dabei Leib und Leben riskieren. Viele würden dafür die Brückenpfeiler hinauf klettern und sich aus schwindeliger Höhe rund zehn Meter hinab ins Wasser stürzen. „Die Gefahr, dabei abzustürzen, gibt den Jugendlichen wohl erst den richtigen Nervenkitzel“, glaubt Hauptkommissar Andreas Schacht.

Zäune zeigen wenig Wirkung

All das ist natürlich streng verboten. Stabile Zäune, die die Deutsche Bahn vor etwa zwei Jahren an beiden Seiten der Brücke angebracht hat, hätten allerdings nur wenig Wirkung gezeigt. „Die Schilder, auf denen ‘Betreten verboten’ steht, sind vor zwei Wochen entwendet worden“, sagt Heisterkamp. „Die liegen jetzt entweder unten im Fluss oder hängen als Trophäe in irgendeinem Partykeller.“ Zur Sommersaison im kommenden Jahr sollen erneut welche angebracht werden.

Gemeinsam mit der DLRG möchte die Polizei verstärkt auf die immensen Risiken aufmerksam machen, die vom Brückenspringen ausgehen. „Die Ruhr ist halt kein klares Schwimmbecken, sondern ein Naturgewässer. An dieser Stelle herrscht eine Tiefe von knapp vier Metern“, erklärt Martin Preuß von der DLRG. „Für einen Sprung aus dieser Höhe ist das zu flach.“

Gefährliches Treibgut

Hinzu kommt die Gefahr von Strömungen. Erst vor knapp zwei Wochen ist in der Ruhr ein 35-jähriger Mann ertrunken. „Das hatte zwar ursächlich nichts mit dem Springen von der Brücke zu tun, zeigt aber doch, wie gefährlich das Baden in der Ruhr ist.“ Bei einem Verstoß drohen bis zu 1000 Euro Bußgeld.

Was die Brückenspringer ebenfalls wissen sollten: In der Ruhr treibt jede Menge Treibgut. Also haufenweise Schrott oder Unrat, den so mancher hier schon versenkt hat. „Das können Fahrräder sein oder Einkaufswagen“, erzählt Martin Preuß. „Wir haben hier vor ein paar Jahren einen komplette Audi Quattro raus gezogen.“ Durch die Unterströmung könne all dies die Ruhr entlang treiben und so manchem Springer böse im Weg stehen.

Polizei will härter durchgreifen

Das irre Springen von der alten Eisenbahnbrücke habe in diesem Jahr stark zugenommen, beobachtet Ralf Heisterkamp. „Wir werden daher jetzt verstärkt durchgreifen“, kündigt er an. Wo es früher meist bei Mahnungen oder Platzverweisen blieb, will die Polizei nun härter vorgehen und Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeit schreiben. Zwar habe sich beim Brückenspringen nach Kenntnis der Polizei bislang noch niemand ernsthaft verletzt. „Doch darauf können wir nicht warten“, sagt Heisterkamp. „Dafür ist die Sache einfach zu gefährlich.“