Bochum/Witten. Tanja Knopp ist Rettungssanitäterin und eine von vielen ehrenamtlichen Helfern des Deutschen Roten Kreuzes. Im vergangenen Winter rettete sie in Bochum einen zehnjährigen Jungen vor dem Ertrinken und wurde dafür von NRW-Ministerpräsident Hannelore Kraft mit der Rettungsmedaille ausgezeichnet.

Seit 150 Jahren helfen Rotkreuzler, Not zu lindern. Das ist auch gut so, denn viele soziale Dienste sind heute nicht mehr wegzudenken und können nur mit Hilfe von ehrenamtlichem Engagement möglich gemacht werden. Allein in NRW engagieren sich rund 600.000 Mitglieder aus Liebe zum Menschen. Ob im Katastrophenschutz, der Ersten Hilfe oder im Rettungsdienst, in Pflegeeinrichtungen und Beratungsstellen, beim Blutspendedienst, dem Suchdienst oder in der Migrationsarbeit – stets nimmt das Deutsche Rote Kreuz kompetent und zuverlässig gesellschaftlich wichtige und notwendige Aufgaben wahr.

Hierbei wird die Organisation auch von Westlotto unterstützt: Rund 40 Prozent der Spielerträge von Westlotto fließen über den Haushalt des Landes Nordrhein-Westfalen an Einrichtungen der Wohlfahrtspflege und kommen somit auch dem DRK zugute. Das ist auch gut so, denn das DRK rettet Leben – so wie Tanja Knopp (39), ehrenamtliche Rettungssanitäterin des DRK-Kreisverbandes Witten, die jetzt mit der Rettungsmedaille von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ausgezeichnet worden ist. Sie rettete ein Kind, das ins Eis eingebrochen war. Wir sprachen mit ihr.

Im letzten Winter kam es in Bochum zu einer dramatischen Rettungsaktion auf dem Eis, bei der Sie einem zehnjährigen Jungen das Leben gerettet haben. Was ist genau passiert?

Tanja Knopp: Der Junge hatte sich auf einem Nachbargrundstück der Schule auf die Eisfläche eines Teiches begeben, brach ein und stürzte ins Wasser. Er konnte sich nicht selbst befreien und erlitt offensichtlich einen Herz-Kreislaufstillstand.

Wie ist die Rettung abgelaufen?

Knopp: Schulkinder, die das Ereignis sahen, riefen uns sofort zur Hilfe. Im Teich entdeckte ich eine Kinderjacke. Mir wurde heiß und kalt. Aber von da an handelte ich wie in Trance – ohne zu zögern. Ich musste dem Kind helfen. Ich bat eine Kollegin, ein Seil, meine Notfalltasche und eine Decke zu holen. Während ich überflüssige Kleidung ablegte, testete ich die Tragfähigkeit des Eises vorsichtig und legte mich dann, wie man es immer so schön in Filmen sieht, flach auf den Bauch und robbte in Richtung der Jacke. Es war nicht nur ein Stück Stoff, sondern ein lebloser Körper. Ich holte den Kopf unter der Eiskante hervor und erkannte einen unserer Schüler. Ich versuchte ihn aus dem Wasser zu holen.

Was ohne Hilfe sicher schwer war.

Knopp: Zum Glück hatten sich inzwischen einige Kollegen ebenfalls kettenartig aufs Eis gelegt und zogen nun an meinen Beinen. Durch diesen kollektiven Einsatz gelang es uns, das Kind aus dem eisigen Wasser zu ziehen. Wir prüften die Vitalfunktionen und begannen sofort mit der Wiederbelebung. Da ich meine Notfalltasche noch nicht hatte, leistete ich Erste Hilfe – ohne Material, ganz so wie es jeder im Erste-Hilfe-Kurs lernt: Ich machte die Mund-zu-Nase-Beatmung und eine Kollegin führte die Herzdruckmassage durch. Dann traf die Feuerwehr ein und übernahm die Reanimation. Als nach kurzer Zeit auf dem EKG-Gerät eine Pulswelle erschien und sich die Herzfrequenz des Jungen auf ein normales Maß steigerte, war ich unendlich froh.

Sie haben für Ihr Handeln eine Auszeichnung erhalten.

Knopp: Ja, aber auf eines bin ich besonders stolz: Es waren nicht teure Geräte, es war auch nicht meine rettungsdienstliche Ausbildung, nein! Es war eine gute Teamarbeit und ganz schlichte Maßnahmen, die jeder mit etwas Mut und bloßen Händen leisten kann: die Maßnahmen der Ersten Hilfe. So wurde wieder einmal bestätigt: Erste Hilfe kann Leben retten! Jeder sollte sie beherrschen.