Bochum. Auch für das nun abgelaufene Ausbildungsjahr 2014 gilt: Unternehmen finden nicht immer die gewünschten Bewerber und Bewerber entscheiden sich nicht immer für den richtigen Beruf. Die Anforderungen an die Jugendlichen sind gestiegen.

Beinahe könnte es ein Nullsummenspiel sein. 165 unbesetzte Ausbildungsstellen sind bei Agentur für Arbeit Ende Oktober noch gemeldet — für Anlagenmechaniker, Elektriker oder Mechatroniker. Zugleich suchen 132 unversorgte Bewerber eine Lehrstelle. Beide Seiten sind auch in diesem Jahr nicht exakt auf einen Nenner zu bringen. Denn nicht immer decken sich Interessen und die Fähigkeiten von Schulabgängern mit den Anforderungen, die Betriebe an Azubis stellen.

Zumal diese Anforderungen „deutlich zugenommen haben“, so Kreishandwerksmeister Johann Philllips. Aus seiner Sicht ist das eines der Probleme, die es trotz des allmählich spürbaren demografischen Wandels weiterhin bei der Suche und Vergabe von Lehrstellen gibt. Dass auch im Jahr nach dem doppelten Abi-Jahrgang die Zahl der angebotenenen Ausbildungsstellen (2047) ähnlich hoch ist wie 2013, wertet Luidger Wolterhoff. Leiter der Agentur für Arbeit, als positives Signal. Gleichwohl hapert es aus Sicht von Gewerkschaftssekretärin Anne Sander (DGB) auch an einem auswahlfähigen Angebot von Ausbildungsplätzen.

Ausbildungsbericht der Arbeitsagentur

Mehr denn je, das wurde bei der Vorstellung der Zahlen zum abgelaufenen Ausbildungsjahr 2014 offensichtlich, gilt es beide Seiten in Einklang zu bringen. Luidger Wolterhoff setzt dabei auf eine noch gezieltere Berufsvorbereitung. Denn: „Für die Zukunft wird jeder Mann und jede Frau benötigt“, heißt es im Ausbildungsbericht der Arbeitsagentur. Nicht zuletzt deshalb bemühen sich die Agentur und ihre Ausbildungspakt-Partner IHK, Kreishandwerkskammer, Arbeitgeberverband und Deutsche Gewerkschaftsbund darum, auch noch für das laufende Lehrjahr Nachzügler zu finden. Auch jetzt würden noch Stellen besetzt, alle Partner bieten Nachvermittlungsaktionen an. Zumal: Allein die IHK verzeichnet im Bezirk Mittleres Ruhrgebiet noch 250 unbesetzte Stellen.

Wieder weniger Arbeitslose

Auf 9,6 Prozent gesunken ist die Arbeitslosenquote in Bochum im Monat Oktober. Sie ist so niedrig wie lange nicht mehr. Luidger Wolterhoff, Leiter der Agentur für Arbeit, spricht von einer „schönen Überraschung“. Die Agentur hatte mit einem weiteren Rückgang gerechnet, nachdem die Quote im September erstmals wieder unter die Zehn-Prozent-Marke gefallen war. Aber ein Rückgang um 0,3 Prozentpunkte sei nicht zu erwarten gewesen. Gegenüber September hat sich die Zahl der Arbeitslosen um 552 verringert. Nach wie vor aber sind 17 889 Personen in der Stadt ohne Arbeit. Im Jobcenter wurden im Oktober 13 903 Personen gezählt, die langzeitarbeitslos sind. Damit erhalten gut drei Viertel aller Arbeitslosen in der Stadt Arbeitslosengeld II.

Den richtigen Bewerber für die richtige Ausbildungsstelle zu finden, ist jedoch nur ein Teil des Problems. Erschreckend hoch ist die Zahl der Azubis, die ihre Lehre nicht beenden. 645 junge Frauen und Männer haben im vergangenen Jahr in Bochum ihre Ausbildung abgebrochen. Das geht aus Daten des Statistischen Landesamts IT.NRW hervor. „Wenn jeder vierte Jugendliche seine Lehre abgebrochen hat, ist das ein Problem – insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels“, sagt Yvonne Sachtje von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NG). Gründe dafür sind unter anderem „falsche Vorstellungen vom Beruf“, so Wolterhoff. Mangelndes Durchhaltevermögen (Ulrich Ernst, IHK) oder eine nur bedingt Ausbildungsfähigkeit von Betrieben (Sander, DGB) spielten aber auch eine Rolle.