Auf 341 Hektar sind am Erfurter Kreuz in Thüringen in den vergangenen Jahren 7224 Stellen entstanden – eine erfolgreiche Flächenentwicklung. In Bochum sollen es auf einer deutlich kleineren Opel-Fläche viel mehr sein.

Heute gilt es. Die Mitglieder des Stadtrats werden aller Voraussicht nach am Nachmittag in einer Sondersitzung die Gründung der Gesellschaft „Bochum Perspektive 2022“ beschließen und damit formal die gemeinsamen Anstrengungen der städtischen Entwicklungsgesellschaft Ruhr-Bochum GmbH (51 Prozent) und der Adam Opel AG (49 Prozent) für die künftige Nutzung der Opel-Flächen auf den Weg bringen.

Nach der überraschenden Wendung durch den Autobauer, Teile der Flächen von Werk II nun doch selbst nutzen zu wollen, tauchen indes neue Fragen auf. Dazu zählt auch die nach der Schaffung von Arbeitsplätzen. Von 15.000 Stellen waren die Teilnehmer des von NRW.Urban moderierten ersten Werkstattgesprächs für drei Flächen mit einer Größe von 170 Hektar noch ausgegangen. Tatsächlich werden voraussichtlich Mitte 2015 aber nur 70 Hektar (Werk I) an die neue Gesellschaft übergeben. Werk III (Warenverteilzentrum, 42,2 ha) und zumindest Teile von Werk II (49,5 ha abzüglich 10 ha für Ausbau des Warenverteilzentrums) bleiben vorerst außen vor.

Investitionen von 1 Milliarde Euro

Im Wirtschaftsraum Erfurter Kreuz südlich der Landeshauptstadt Thüringens wurden in den vergangenen zehn Jahren 1 Milliarde Euro investiert.

So hat alleine das Unternehmen Bosch Solar Energy 530 Millionen Euro ausgegeben und knapp 2300 Jobs geschaffen. Weitere große Unternehmen sind die N3 EOS GmbH (Instandhaltung von Flugzeugtriebwerken; 456 Arbeitsplätze), Thales Transportation Systems (Bahnsicherungstechnik; 480) oder BorgWarner Transmissions Systems (Kupplungssysteme; 445).
Quelle: Stadtmarketing Arnstadt

Und: Maximal wird es um die Entwicklung von 110 bis 120 Hektar Land gehen. Wie viele Arbeitsplätze tatsächlich auf dieser kleineren Gesamtfläche geschaffen werden können, muss sich zeigen.

Entwicklung über acht Jahre

Ein Blick nach Thüringen gibt Aufschluss über die Möglichkeiten. Auf dem 141 Hektar großen Industrie- und Gewerbegebiet Erfurt Kreuz sind binnen acht Jahren von 2005 bis Ende 2012 auf freier Wiese insgesamt 3250 neue Arbeitsplätze entstanden. Gemeinsam mit weiteren Gebieten rund um die Kleinstadt Arnstadt, dem sogenannten Wirtschaftsraum Erfurter Kreuz, haben zahlreiche Firmen auf 341 Hektar – dreimal so viel wie in Bochum zur Verfügung stehen – im gleichen Zeitraum 7224 Stellen geschaffen.

Kein Kirchturmdenken

Die gute Lage rund um das Erfurter Kreuz und große freie Flächen habe die Ansiedlung enorm begünstigt, sagt Jörg Neumann, Geschäftsführer von Stadtmarketing Arnstadt. Die 25.000 Einwohner große Gemeinde im Süden von Erfurt ist für die Erschließung des Areals zuständig. Vor allem aber habe das „gemeinsame und aufeinander abgestimmte Handeln“ vieler Akteure, angefangen vom Freistaat Thüringen über den Landkreis und Stadt Arnstadt bis zur Arbeitsagentur und der IHK eine große Rolle gespielt: „Aus meiner Sicht hat das eine überragende Bedeutung. Kirchturmdenken ist für Firmen nicht nachvollziehbar.“