Bochum. Am Freitag beginnen viele Jugendliche ihre Berufsausbildung. Doch noch immer gibt es viele Bewerber ohne Ausbildungsplatz und auch Ausbildungsplätze ohne passenden Bewerber. Gefragtester Beruf in Bochum ist der Sozialversicherungsangestellte.

Seine erste Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellter konnte Florian Adamiak nicht abschließen. Doch für den 23-Jährigen waren die Schwierigkeiten im Ausbildungsbetrieb kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Heute um 8 Uhr beginnt der Bochumer im Essener St. Josef-Krankenhaus seine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Adamiak ist einer von den 2310 jungen Menschen, die sich seit vergangenen Herbst bei der Agentur für Arbeit Bochum als ausbildungssuchend gemeldet hatten. Für einen Teil der Jugendlichen beginnt der Alltag heute, der nächste Schwung folgt am 1. September. „Die heiße Phase läuft noch bis zum 1. Oktober, in der noch viele Bewerber nachrücken können“, so Cordula Cebulla von der Arbeitsagentur. Bei Nachfrage am Donnerstag waren 719 gemeldete Bewerber bisher ohne Ausbildungsplatz.

Chemie muss stimmen

Insgesamt konnte die Agentur für Arbeit auf 1882 betriebliche Ausbildungsplätze in Bochum zugreifen, was 50 weniger als im vergangenen Jahr sind. Noch sind 632 Plätze unbesetzt. Diese könnten nicht ohne Weiteres mit den noch suchenden Bewerbern besetzt werden, weiß Cebulla. „Arbeitgeber und Auszubildende müssen zueinander passen. Wir raten den Jugendlichen immer, sich nicht nur auf den einen Traumberuf zu fixieren“, sagt sie. Der gefragteste Ausbildungsberuf in Bochum ist aktuell der/des Sozialversicherungsangestellten, gefolgt von der/des zahnmedizinischen Angestellten, Verkäufer/in und Kauffrau/-mann im Einzelhandel. Viele freie Stellen sind zu melden bei den Bankkauffrauen/-männern (35), Verkäufern/innen (34) und Friseuren/innen (34).

Auch die Bochumer Industrie- und Handelskammer und die Kreishandwerkerschaft weisen auf freie Ausbildungsplätze hin. IHK-Sprecher Jörg A. Linden meldet:„29 in Bochum, 51 im IHK-Bereich und 251 in einem Umkreis von 20 Kilometern.“ Darunter seien Berufe wie: Fachinformatiker, Koch oder Lagerist. „Der Beruf des Fachinformatikers muss in das Bewusstsein der Jugendlichen gelangen, Bochum ist eine Hochburg für IT und IT-Sicherheit“, so Linden. Johannes Motz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft meldet 120 offene Stellen. „Es sind interessante Berufe dabei, z. B. Anlagemechaniker, Dachdecker, Elektroniker und Friseur“, informiert er und bittet Interessierte, sich zu melden. Einsatz zahlt sich aus: Auch für Florian Adamiak fiel der Ausbildungsplatz nicht vom Himmel:„Online und schriftlich zusammen habe ich etwa 90 Bewerbungen geschrieben“, schildert er.