Bochum. Helmut Breitkopf-Inhoff, Bezirksbürgermeister Süd, zeigt im WAZ-Interview klare Kante zu den „heißen Eisen“ in seinem Sprengel. Positiv sieht der SPD-Politiker die Entwicklung der Hustadt und auch die gute Zusammenarbeit mit der Opposition. Doch Breitkopf-Inhoff hat noch mehr zu berichten

Die neue Legislaturperiode ist in vollem Gange. Welche Ziele hat sich die Politik für den Bezirk Süd gesteckt? Wo drückt der Schuh? Welche heißen Eisen muss die Bezirksvertretung in den nächsten sechs Jahren anpacken? Ein Interview mit Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf-Inhoff (62).

Herr Breitkopf-Inhoff, wo wollen/müssen Sie und ihre politischen Mitstreiter in der Bezirksvertretung Süd in den nächsten Jahren die Hebel vor allen Dingen ansetzen?

Helmut Breitkopf-Inhoff: Vieles wird mit Bildung zu tun haben. Die Hochschulen sind zwar ein überbezirkliches Thema, aber mit den Auswirkungen etwa der enormen Verdichtung der Bildungseinrichtungen haben auch die Leute vor Ort zu kämpfen.

Sie spielen auf die umstrittene Bebauung der Lennershof-Siedlung an.

Breitkopf-Inhoff: Ja. Dieser riesige „Arena-Bau“ hätte nie so geplant werden dürfen. Auch die Nachfolgeplanung mit der „Schlange“ ist sehr problematisch. Ich zweifle an, dass das so realisiert werden kann. Wir werden das bei der Abstimmung über den Bebauungsplan in der Bezirksvertretungssitzung am 4. November berücksichtigen.

Was geschieht mit dem Uni-Center?

Breitkopf-Inhoff: Das vergammelt leider seit zehn Jahren, es gibt ständig Wasserschäden. Eigentümer ist Comer-Immobilien aus Irland. Die Stadt will mit der Bezirksverwaltungsstelle raus. Wir aber wollen mit der Bezirksverwaltungsstelle gar nicht weg.

Weshalb nicht?

Breitkopf-Inhoff: Weil es einfach keine Alternative gibt. Stiepel ist zu weit weg, Wiemelhausen zu citynah. Nein, das Uni-Center ist schon prima zu erreichen. Allein durch die U35 . . .

. . . deren Verlängerung nach Langendreer ja ein weiteres Thema ist. Wie stehen Sie dazu?

Breitkopf-Inhoff: Eine Verbindung wäre eine echte Erleichterung. Wir im Süden sind dafür, der Bezirk Ost, auch die Bogestra. Anträge sind gestellt, aber ich denke, 10, 15 Jahre wird das noch dauern.

Wie realistisch ist die Umsetzung?

Breitkopf-Inhoff: Platz genug ist da. Die U35 endet ja in Hochlage und könnte von dort rechts neben der Universitätsstraße verlaufen. Einziges großes Problem: Es müsste eine Brücke über die A43 gebaut werden.

Wie bewerten Sie die Entwicklung der Hustadt?

Breitkopf-Inhoff: Als sehr positiv. Die Hustadt hat inzwischen eine gut multikulturelle Durchmischung und wird immer beliebter. Ich bin sehr froh, dass sie jetzt in einem guten Zustand ist. Die Mittel aus dem Stadtumbau-West-Programm haben sehr geholfen. Es hat aber auch Jahre gedauert. Ein nächster Schritt ist die Gropius-Siedlung. Dort werden die Wohnungen aktuell kernsaniert. Es läuft gut an, es tut sich was. Ebenso beim Aldi-Bau am ehemaligen Grunewald. Weihnachten steht der Bau hoffentlich.

Was gibt es Neues in Sachen Brenscheder Schule/Borgholzschule in Wiemelhausen?

Breitkopf-Inhoff: Zwei Schulen müssen nicht sein, aktuell wäre es aber unklug, eine von beiden zu schließen. Die Brenscheder Schule an sich würde reichen, hat aber keine Mensa für den offenen Ganztag. Damit kann hingegen die Borgholzschule dienen. . . Wir stehen im ständigen Dialog mit Schule und Eltern.

Wo drückt in Stiepel der Schuh?

Breitkopf-Inhoff: Hier fehlen uns vor allem altengerechte Wohnungen, damit die Menschen auch im höheren Alter in ihrer Heimat wohnen bleiben können. Ein Problem, das uns sehr beschäftigt. Und das nicht einfach zu lösen sein wird, da die Stadt in Stiepel kaum Grundstücke besitzt.

„Wir versuchen, die Dinge einvernehmlich lösen“

Wie wichtig ist Ihnen als Politiker der Kontakt zum Bürger?

Breitkopf-Inhoff: Sehr wichtig. Dazu biete ich regelmäßig Bürgersprechstunden an, die auch rege angenommen werden. Zudem veranstalten wir viele Bürgerversammlungen, um über bauliche Veränderungen zu informieren. Ohne frühzeitige Aufklärung geht es nicht.

Sie sind jetzt 62 Jahre alt. Ist diese erste richtige Amtszeit – Sie haben das Amt des Bezirksbürgermeisters ja im Januar 2011 von dem scheidenden Lutz Gollnick übernommen – zugleich Ihre letzte?

Breitkopf-Inhoff: Darüber will ich heute noch nicht nachdenken. Wir sind bis 2020 gewählt. Dann werden wir sehen, wer als Nachrücker bereit stünde.

Wie sehen Sie die Zusammenarbeit mit der Opposition?

Breitkopf-Inhoff: Wir arbeiten meiner Meinung nach sehr zielorientiert zusammen. Dort, wo es geht, versuchen wir die Dinge einvernehmlich zu lösen. Streiten bringt nichts, wir müssen doch etwas für die Bürger bewegen. Seien wir ehrlich: 90 Prozent der Entscheidungen, die wir treffen, sind doch nicht hoch politisch. Wir von der SPD versuchen aber nicht nur, die große Opposition CDU mit einzubinden, sondern auch die kleineren Parteien wie FDP und Linke.

Wie harmonisch verläuft die Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner, den Grünen?

Breitkopf-Inhoff: Sehr gut. Die Koalition besteht seit acht Jahren. Aber einige von uns kennen sich schon seit 30 Jahren. Das macht die ganze Sache ohnehin einfach.

Wann sprechen Sie in sechs Jahren von einer erfolgreichen Legislaturperiode?

Breitkopf-Inhoff: Wenn die Bürger sagen: „Das habt ihr gut gemacht.“ Das ist unser Ziel.

CDU lobt das Miteinander - „Sind ja auch für den Bürger da“ 

Wie geht die Opposition die Legislaturperiode an? Wir fragten Gerd Sauer, Fraktions-Chef der CDU.

Herr Sauer, wie sehen Sie die Koalitionsparteien? Als politische Gegner oder als Mitstreiter für das Wohl des Bürgers?

Gerd Sauer: Ganz klar Letzteres. Wir verstehen uns alle gut, gehen respektvoll miteinander um und trinken auch mal ein Bier zusammen.

Aber Reibereien bleiben bestimmt nicht aus.

Sauer: Natürlich kabbeln wir uns auch. Aber wir machen hier nicht die große Parteipolitik, sondern sind für den Bürger da. Bestimmt 90 Prozent unserer bezirklichen Entscheidungen sind einstimmig.

An welchen Schrauben muss in Süd aus Sicht der CDU gedreht werden?

Sauer: Wir kämpfen weiterhin für den Erhalt der Borgholzschule und der Seniorenbegegnungsstätte Glücksburger Straße. In Sachen Lennershof-Siedlung stehen wir auf Seiten der Bürger. Wir wollen weiterhin Vereine und Jugendeinrichtungen unterstützen. Wichtig ist zudem, die Einkaufssituation zu verbessern, etwa im Kirchviertel, durch kostenloses Kurzzeitparken.