Bochum. Die SPD kritisiert das Aus für den Frauenfußball beim VfL Bochum und fordert eine Kurskorrektur. Der Sparzwang beim Profiklub ist auch ein Resultat der Atriumtalk-Affäre bei den Bochumer Stadtwerken. Diese senken ihre Zuschüsse für den Profisport bis 2016 von 2,65 auf 1,2 Millionen Euro.
Waren die seit 2010 beim VfL Bochum kickenden Damen letztlich nur ein schöner PR-Gag im Vorfeld der Frauenfußball-WM 2011? Um das Stadion an der Castroper Straße mit einigen Millionen Euro aus der Stadtkasse aufzupeppen? Dieser Gedanke ist mit Blick auf die Entscheidung des VfL, den Spielbetrieb zum Ende der Spielzeit 2014/15 schon wieder einzustellen, nicht völlig abwegig.
Etwas mehr als drei Millionen Euro wurden in den WM-Spielort Bochum investiert. Unter anderem gab es ein neues, helleres Flutlicht, sanierte Herren- und zusätzliche Damen-Toiletten sowie TV-Bildschirme für die Medientribüne – an den Überbleibseln der WM erfreut sich heute aber nur noch die Profiabteilung des Zweitligisten.
Ersparnis pro Jahr beträgt 150.000 Euro
Nur 150.000 Euro/Saison will der VfL mit dem Rausschmiss seiner Frauen und Mädchen sparen. Der Spardruck ist in der Tat groß. Bis 2016 sinken die Sponsoring-Gelder der Stadtwerke Bochum für den Spitzensport in unserer Stadt von 2,65 auf 1,2 Millionen Euro – eine Folge der Atriumtalk-Affäre.
Gleich drei Verträge gab es bislang zwischen Energieversorger und VfL: 900.000 Euro jährlich spülten die Namensrechte für das Stadion in die Kasse (Vertrag bis Ende der Saison 2015/16), 600.000 Euro zahlten die Stadtwerke pro Jahr als Premium-Partner (2014/15) und 550.000 Euro für die VIP-Lounge. Dieser Vertrag endete mit der Saison 2013/14. Eigentlich, denn die Lounge gibt es immer noch.
Stadtwerke äußern sich nicht mehr zu Sponsoring-Verträgen
Auskünfte zur aktuellen Gestaltung der Verträge gibt es indes nicht mehr. „Die Verträge laufen bis zum Ende der Saison 2015/16 nach und nach aus. Über die Ausgestaltung der einzelnen Verträge haben wir Stillschweigen vereinbart“, sagte am Montag Christian Seger aus der Unternehmenskommunikation.
Forderungen aus der Politik, das Sponsoring mit Blick auf das Aus für den Frauenfußball noch weiter zurückzufahren, erteilte Seger eine klare Absage: „Auf die inhaltliche Ausgestaltung der Vereinsarbeit haben die Stadtwerke keinen Einfluss. Es gibt keine Überlegungen, als Sponsor des VfL Bochum zurückzutreten.“
SPD: Entscheidung ist ein Image-Schaden für Stadt und Verein
Das gleiche gilt für die Sparkasse, die den VfL Bochum ebenfalls unterstützt, sich aber nach wie vor weigert, Zahlen zu nennen. „Wir bedauern die Entscheidung des VfL Bochum sehr, können sie aber nicht beeinflussen“, sagte Sprecherin Sabine Strohmann. Die Sparkasse werde aber ungeachtet der VfL-Entscheidung ihr Engagement im Frauen- und Mädchenfußball Bochums aufrecht erhalten.
Zu Wort gemeldet hat sich mittlerweile die SPD-Ratsfraktion. „Die Stadt hat mit hohem finanziellen Aufwand das Stadion für die Frauenfußball-WM ausgerüstet“, sagt ihr sportpolitischer Sprecher Hans-Peter Herzog. Diese Entscheidung sei „ein Image-Schaden für den Verein und die Stadt“. Sie signalisiere, dass „Frauen- und Mädchenfußball jederzeit zur Disposition gestellt werden kann“. Herzog: „Die SPD-Fraktion erwartet und hofft, dass der VfL Bochum seine Entscheidung korrigiert.“
Vfl Bochum aus der Luft