Bochum. Eine malerisches Dorf, mitten in Harpen, das ist die Katholikentagssiedlung rund um den Apostelplatz. 76 Häuser gibt es in der Siedlung, die die Bewohner mit eigenen Händen errichteten: Der erste Bauabschnitt war anno 1950 bereits nach einem Jahr fertig, zwei Jahr später standen alle Häuser.
Braun färben sich allmählich die Blüten der Hortensien, Blätter fallen auf die gepflegte Grünfläche an diesem sonnigen Herbsttag. Kein Auto rauscht vorbei, Kinderlachen ist zu hören, es schallt vom Kindergarten „Heilig Geist“ herüber. Die Kirchturmglocke läutet. Eine malerisches kleines Dorf, mitten in Harpen. Insgesamt 76 Häuser gibt es rund um den Apostelplatz, in der Siedlergemeinschaft Schleipweg.
Eine ganz besondere Siedlung
Viel ist hier nicht los, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Und dennoch ist die Siedlung rund um den Apostelpatz eine ganz besondere. Heinrich Rose, „ein Baby der ersten Stunde“, wie er lachend sagt, weiß genau, was diese Gemeinschaft ausmacht. Sind es die gepflegten Vorgärten? Ist es die Hilfsbereitschaft der Nachbarn untereinander, die fast alle Siedler loben und preisen? Es ist mehr als das., was hier alle zusammenhält. „Erbaut wurde das Dorf von 1950 bis 1953“, weiß Heinrich Rose, geboren im Jahr 1950. Zeit seines Lebens wohnt der Familienvater an der Florianstraße, die ebenso wie die Monikastraße (1), die Laurentiusstraße (2), die Augustinusstraße, die Altfriedstraße sowie die Theresiastraße (3) zur Gemeinde gehört.
„Jeder sollte ein eigenes Heim besitzen“
Und um diese schmucke Siedlung zu begreifen, muss man weit zurückblicken, zurück in das Jahr 1949. „Einer Zeit, in der Bochum nach dem Krieg noch immer in Trümmern lag“, wie sich Günter Reimann, Siedler an der Augustinusstraße nur allzu gut erinnert.
Kirchharpen, uralter Ort
Der Teil von Harpen mit der „Katholikentagssiedlung“ rund um den Apostelplatz heißt „Kirchharpen“ zur Unterscheidung von „Kornharpen“ auf der anderen Seite des Harpener Hellwegs.
Der Hellweg ist Teil einer uralten Handelsstraße, die über die Hansestadt Dortmund nach Soest und Paderborn führte. Seine Bedeutung verdankt der Hellweg Karl dem Großen, der um 800 n.Chr. entlang des Weges befestigte Quartiere anlegen ließ, die reisenden Handwerkern und Händlern Schutz boten. So konnte auch die St.-Vinzentius-Kirche, ursprünglich als katholisches Gotteshaus, erbaut werden.
Die frühesten Funde belegen eine Besiedlung des Kirchharpener Raumes bereits in der Jungsteinzeit; Harpen existierte als dörfliche Gemeinschaft bereits vor dem Jahre 1000. Die St.-Vinzentius-Kirche, mit steinernen Gestaltungselementen, die um das Jahr 1000 datiert werden, beweist dies.
Harpener Bauern waren später in eine Episode der Großen Dortmunder Fehde (1388/89) verwickelt, die zur Tradition des Bochumer Maiabendfestes führte; bis heute schlagen die Maikerls die Maieiche bekanntlich im Harpener Bockholt.
In und um den agrarischen Kern des alten Harpen entstanden ab 1850 zahlreiche Bergwerke, darunter die Zechen Prinz von Preußen, Heinrich Gustav und Amalia, die später zur Harpener Bergbau AG gehörten, einer der bedeutendsten Konzerne an der Ruhr.
Reimann zählt zu den wenigen Protestanten in der Siedlung. Mit aufrechter Haltung zeigt er voller Stolz auf das Holzkreuz am Apostelplatz. Errichtet wurde es zur Erinnerung an den 73. Deutschen Katholikentag 1949 in Bochum. „Als Nachruf an diesen Tag wuchs die Idee, dass jeder ein eigenes Heim mit Garten besitzen sollte.“ Jedenfalls jene, die bereit waren, für ihren großen Traum hart zu schuften. Ein eigenes Haus, das war ein Ziel, das zur damaligen Zeit für viele unerreichbar schien.
1 DM Stundenlohn
Nicht aber für die Väter von Heinrich Rose oder Günter Reimann. „Über 125 Familien bewarben sich“, so Günter Reimann – geblieben sind 76, galt es doch, eine Menge Arbeit zu leisten. „Mit der Hand wurden die Gruben für die Häuser ausgeschachtet.“ Jeder angehende Siedler musste zwischen 2000 und 3000 Arbeitsstunden leisten. 1 DM gab es pro Stunde, der Betrag sollte später an den Kaufpreis angerechnet werden.
Per Hand die Steine geputzt
„Ich selbst habe hier Steine geputzt“, sagt Günter Reimann, der von 1968 bis 1999 den Vorsitz der Siedlergemeinschaft „Am Schleipweg“ inne hatte und seinerzeit Josef Rose ablöste. Gut kann er sich noch an seinen Vorgänger erinnern. „Er war damals der praktische Siedlervater, sorgte für die Umsetzung des Projektes.“ Eine Siedlung, errichtet mit den eigenen Händen: Der erste Bauabschnitt war bereits nach einem Jahr fertig, zwei Jahr später schon standen alle Häuser der Siedlung.
Sinn für Ordnung ist geblieben
Über 600 Quadratmeter Land musste jeder Siedler bewirtschaften, denn die Devise lautete: Jeder muss sich selbst von seinem Grundstück ernähren können. „Wir hatten Schweine, Kaninchen und Hühner“, sagt Reimann. Diese Zeiten sind freilich längst vorbei. Und wie es der Wandel eben so mit sich bringt, stehen dort, wo einst die Tiere futterten, heute Garagen für den fahrbaren Untersatz parat.
Geblieben indes ist der Sinn für Ordnung. Reimann freut sich über seine Kaiserkrone, ein apartes Muster, das der Siedler seiner Hecke im Vorgarten verpasst hat. Generell wird Gartenarbeit offensichtlich in Perfektion betrieben, manch’ Vorgarten erinnert an einen englischen Rasen. Fleißig sind sie wie eh und je, die Anwohner rund um den Apostelplatz, den zentralen Platz mit den Holzbänken und den Platanen, die selbst Sturm „Ela“ überlebt haben.
Doch hin und wieder wird auch mal pausiert und der Vorsitzende Reimann betont: „Wer viel arbeitet....“ – gewiss, der darf auch mal feiern! Und so treffen sich die Siedler alljährlich an ihrem Platz, um mal etwas anderes zu tun, als zu arbeiten. Es sei ihnen mehr als gegönnt.
Kirchharpen, ein uralter Ort
Der Teil von Harpen mit der „Katholikentagssiedlung“ rund um den Apostelplatz heißt „Kirchharpen“ zur Unterscheidung von „Kornharpen“ auf der anderen Seite des Harpener Hellwegs.
Der Hellweg ist Teil einer uralten Handelsstraße, die über die Hansestadt Dortmund nach Soest und Paderborn führte. Seine Bedeutung verdankt der Hellweg Karl dem Großen, der um 800 n.Chr. entlang des Weges befestigte Quartiere anlegen ließ, die reisenden Handwerkern und Händlern Schutz boten. So konnte auch die St.-Vinzentius-Kirche, ursprünglich als katholisches Gotteshaus, erbaut werden.
Die frühesten Funde belegen eine Besiedlung des Kirchharpener Raumes bereits in der Jungsteinzeit; Harpen existierte als dörfliche Gemeinschaft bereits vor dem Jahre 1000. Die St.-Vinzentius-Kirche, mit steinernen Gestaltungselementen, die um das Jahr 1000 datiert werden, beweist dies.