Bochum. Zum Warnstreik ruft die Gewerkschaft Verdi am Freitag die Erzieherinnen in den Bochumer Awo-Kitas auf. 20 der 24 Einrichtungen werden geschlossen bleiben, in vier Häusern wird ein Notdienst aufrecht erhalten. Die Eltern von etwa 1350 Kindern müssen sich um andere Betreuungsmöglichkeiten kümmern.

Einen Streik kann Nicole Leo im Moment so gut gebrauchen wie Zahnschmerzen. Am Freitag, wenn in Bochum die 24 Kindertagesstätten, vier Seniorenheime und das Behindertenheim der Awo bestreikt werden und damit wahrscheinlich auch der von der Awo betriebene Betriebskindergarten bei der Knappschaft geschlossen bleibt, hat sie ein massives Betreuungsproblem. Und doch schlägt sie sich auf die Seite der Streikenden: „Ich weiß meine Tochter in der Kita in guten Händen, dort wird wundervolle Arbeit geleistet.“ Daher stehe sie hinter der Forderung nach besserer Bezahlung.

1500 Kinder werden in den 24 Awo-Einrichtungen betreut. Für etwa 1350 von ihnen müssen sich die Eltern für Freitag etwas einfallen lassen. Urlaub nehmen, Großeltern oder Freunde bitten, die Betreuung zu übernehmen, oder Überstunden abfeiern.

Etwa 150 Kinder aus allen Kitas werden von einem Notdienst in vier Einrichtungen betreut werden. „Welche Einrichtungen geöffnet sein werden, das veröffentlich die Awo am Donnerstag auf ihrer Internetseite (www.awo-ruhr-mitte.de). Betreut werden sie von Erzieherinnen, die sich nicht am Streik beteiligen. Wer den Notdienst in Anspruch nehmen möchte, könne seinen Bedarf in der jeweiligen Kita anmelden.

80 Prozent Beschäftigungsgrad

Der gewerkschaftliche Organisationsgrad ist in den Kitas so groß wie in sonst keiner anderen Awo-Einrichtung des Bezirks, so Verdi-Gewerkschaftssekretärin Agnes Westerheide. 80 Prozent der Beschäftigten sind organisiert.

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Fluglotsen, Piloten, Müllwerker, Erzieherinnen. Immer wieder sorgen Tarifauseinandersetzungen für einzelnen Berufsgruppe dafür, dass das öffentliche Leben stockt und das betroffene Reisende, Kunden, Eltern in Mitleidenschaft gezogen werden. So ist es auch am Freitag beim Verdie-Warnstreik.

Was halten Sie, liebe Leser, von der angekündigten Maßnahme. Ist der Streik gerechtfertigt? Wie, sollten Sie betroffen sein, gehen Sie mit der Ausnahmesituation. Schreiben Sie uns und schildern Sie uns Ihre Meinung: WAZ-Redaktion. Huestraße 25, 44787 Bochum, redaktion.bochum@waz.de.

Sie werden am Freitag früh mit Plakaten vor ihren Einrichtungen demonstrieren, dann zu einem gemeinsamen Frühstück in der Verdi-Geschäftsstelle zusammen kommen und später zur zentralen Veranstaltung nach Recklinghausen fahren. Dort werden die Erzieherinnen und Pflegerinnen mit einem Marsch durch die City auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Es gehe darum, mit dem ersten Warnstreik gegen eine Abkopplung des Tarifvertrags vom öffentlichen Dienst zu protestieren.

Verdi fordert 3,5 Prozent mehr

Verdi fordert die Erhöhung der monatlichen Bezüge um einen Sockelbetrag von 100 Euro plus 3,5 Prozent, eine höhere Ausbildungsvergütung und einen Tag mehr Urlaub. Die Gewerkschaft orientiert sich dabei traditionell an der Entwicklung im öffentlichen Dienst. „Zur Zeit bekommen die Awo-Erzieherinnen bis zu 170 Euro weniger als ihre Kolleginnen in den städtischen Kitas und in der Altenpflege sind es gut 90 Euro Unterschied“, so Westerheide. Verhandlungsdetails kommentiert der hiesige Awo-Geschäftsführer Ernst Steinbach zwar nicht, das sei Sache der entsprechenden Kommission. Aber überzeugt ist er davon, „dass man die Gehälter nicht von der allgemeinen Lohnentwicklung abkoppeln kann“, sonst werde es ein Personalproblem geben.

Bestreikt werden auch alle vier Seniorenheime und das Behindertenheim der Awo. In allen Einrichtungen werde es aber Notdienste geben, so Agnes Westerheide.