Bochum. . Die Kooperationspartner Jugendamt, Stiftung Overdyck, Polizei und Feuerwehr haben jetzt eine Zwischenbilanz zum Kindernotruf gezogen. Der Bedarf ist gestiegen. In diesem Jahr gingen bereits 89 Anrufe ein. Im Jahr 2013 waren es insgesamt 111. Außerdem werden weiterhin Pflegefamilien gesucht.

„Wir haben es geschafft, eine gemeinsame Verantwortung für den Kinderschutz zu schaffen“, freut sich Ruth Piedboeuf-Schaper vom Jugendamt und lobt die Zusammenarbeit der Kooperationspartner im Kindernotruf. Das Jugendamt arbeitet seit 2008 eng zusammen mit der Stiftung Overdyck sowie Feuerwehr und Polizei in diesem Projekt. Jetzt haben sie eine Zwischenbilanz gezogen und über die Entwicklung sowie die Zusammenarbeit berichtet.

Geht ein Notruf bei der Feuerwehr ein, wird der Fall nach einer ersten Einschätzung an das Jugendamt weitergeleitet. Hat das Amt geschlossen, wird die Stiftung Overdyck informiert. In diesem Jahr sind bisher 89 Notrufe eingegangen. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 111. „Der Bedarf ist gestiegen, das ist jetzt schon zu erkennen“, sagt Piedboeuf-Schaper: „Vor allem seit wir mit dem Kindernotruf an die Öffentlichkeit gegangen sind, machen mehr Bürger auf Missstände aufmerksam.“

Durch eine telefonische Beratung konnte 81 Anrufern im vergangenen Jahr direkt am Apparat geholfen werden. In den anderen 30 Fällen wurden die Familien vom Jugendamt aufgesucht. Für 21 Kinder davon mussten Schutzmaßnahmen eingeleitet werden. Petra Hiller, Leiterin der Stiftung Overdyck, erklärt, dass oftmals Familienangehörige anrufen oder Menschen aus dem näheren Umfeld der Kinder, wie zum Beispiel Nachbarn. Auch Ärzte melden sich, wenn bei einer Untersuchung die Vermutung einer Misshandlung des Kindes vorliegt. Neben anonymen Hinweisen gab es in der Vergangenheit auch einen Anrufer aus dem öffentlichen Umfeld.

Pflegefamilien werden gesucht

Ein Busfahrer hatte eine alkoholisierte Mutter mit einem Kind gemeldet. „Sehr selten rufen die Kinder selbst an“, sagt Hiller. Piedboeuf-Schaper erklärt, dass der Großteil der Einsätze abends, nachts und am Wochenende stattfinde.

„Oftmals geht es um Alkohol- sowie Drogenprobleme, Gewalt und Vermüllung der Wohnung“, weiß Hiller. Andreas Wrobel von der Feuerwehr ergänzt, dass man die Anrufe in vier Gruppen kategorisieren kann: Häusliche Gewalt, Vernachlässigung, allgemeine Hilflosigkeit sowie Probleme bei der Unterbringung der Kinder. In der letzten Zeit beschäftigen sich Jugendamt und die Stiftung Overdyck vermehrt mit minderjährigen Flüchtlingen.

Wenn es um die Weiterversorgung in Not geratener Kinder geht, werden zunächst Unterkünfte im familiären Umfeld gesucht. Gibt es keine direkten Angehörigen, dann kommen sie in Pflegefamilien unter. Geeignete Pflegefamilien zu finden, sei schwierig erklärt Peter Kraft vom Jugendamt: „Es gibt einfach zu wenige und wir suchen stets Familien, die sich für eine solch anspruchsvolle Aufgabe bereiterklären.“