Bochum. In Bochum sucht der Kinderschutzbund weitere ehrenamtliche Vormünder. Der Bedarf steige stetig. Vor allem, weil immer mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut werden müssen.

Ganz ungezwungen bewegt sich an diesem Bowling-Abend die neunjährige Chantal zwischen den viel größeren Jugendlichen und den Erwachsenen, immer wieder sucht sie die Nähe von Birgit Fischer. Nur der oberflächliche Beobachter vermeint sich auf einem Treffen befreundeter Familien. In Wirklichkeit treffen sich Vormünder – männliche und weibliche – mit ihren Mündeln.

Kinder und Jugendliche mit ganz unterschiedlichen Geschichten, Erfahrungen und Herkunftsländern sind das. Gemeinsam haben alle, dass die Verantwortung für ihre Entwicklung bis zum 18. Geburtstag oder manchmal auch darüber hinaus beim Vormund liegt. Die Eltern leben entweder weit weg in einem anderen Land, sind verstorben oder können aus verschiedensten Gründen nicht adäquat für ihre Kinder, ihr Kind sorgen.

In Bochum organisiert der Kinderschutzbund die Vormundschaften von Ehrenamtlichen. Außerdem gibt es die Amtsvormundschaften, die das Jugendamt übernimmt und die Vereinsvormundschaft, die in Bochum der Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) inne hat.

Bedarf steigt stetig an

Sabine Wappler hat vor gut einem Jahr die Vormundschaft für den damals 16-jährigen Malale Sidibe übernommen. Der junge Mann stammt aus dem afrikanischen Staat Guinea, kam als sogenannter unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland. „Ich bin damals über ein Faltblatt des Kinderschutzbundes aufmerksam auf Vormundschaften geworden. Je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto sicherer wurde ich in meinem Entschluss, mich um ein Mündel kümmern zu wollen.“ Nein, bereut habe sie das nie, im Gegenteil, sie würde es immer wieder tun. Natürlich gebe es auch Belastendes und Arbeit, Behördengänge müssen übernommen werden, Entscheidungen, etwa über den Schulweg getroffen werden. „Aber ganz gleich, das Schönste ist immer, wenn er lächelt.“ Gemeinsam mit ihrem Mann Burkhard nimmt sie die ehrenamtliche Aufgabe war.

Beim Kinderschutzbund kümmern sich Nicole Quade und Jutta Devantié um die Organisation. Es hat sich einiges verändert, seit die Organisation vor bald fünf Jahren anfing. Insgesamt wurden 76 Mündel vermittelt. Heute kümmern sich 50 Vormünder um die Mädchen und Jungen. „Der Bedarf steigt stetig. Vor allem kommen mehr jugendliche Flüchtlinge. Wir haben jede Woche zwischen zwei und drei Anfragen“, berichtet Nicole Quade. Ihre Kollegin Devantié ergänzt: „Heute sind etwa die Hälfte der Mündel unbegleitete Flüchtlinge.“