Bochum. Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Januar in Langendreer entlehnt Hitchcocks Film „Das Fenster zum Hof“ ihren Titel. Auch der jungen Künstlerin Sara Dietrich geht es in ihrer Raum-Installation „Rear Window“ um den neugierigen, möglicherweise auch voyeuristischen Blick.

„Das Fenster zum Hof“ (engl. „Rear Window“) heißt einer der bekannsten Filme von Alfred Hitchcock. Ein Fotograf im Rollstuhl (James Stewart) steht stellvertretend für den Kinozuschauer, der den Geschehnissen in 31 Fenstern eines Hinterhofs, die wie 31 kleine Kinoleinwände wirken, auf denen simultan 31 Filme ablaufen, zuschaut – wehrlos, ohne die Möglichkeit des Eingreifens, aber auch neugierig und voyeuristisch.

Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Januar in Langendreer entlehnt diesem Film ihren Titel; auch der jungen Künstlerin Sara Dietrich (* 1984) geht es in ihrer Präsentation „Rear Window“ um den neugierigen, möglicherweise auch voyeuristischen Blick.

Raumwahrnehmung aus dem Gleichgewicht

Die in Köln lebende Meisterschülerin von Maik und Dirk Löbbert (Kunstakademie Münster) schafft es in den kargen Galerie-Räumlichkeiten, durch subtile künstlerische Eingriffe die erwartete Raumwahrnehmung aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und das, obwohl die drei Bereiche in Keller, Erd- und Obergeschoss betont „leer“ wirken, beinahe „unbesetzt“ durch die Kunst scheinen. Aber gerade dadurch richtet sich die Aufmerksamkeit umso stärker auf die Brechungen, die sich beim Einlassen auf Dietrichs zurückhaltende Installationen offenbaren.

Vernissage und Öffnungszeiten

„Sara Dietrich: Rear Window“ ist bis zum 25. September in der Galerie Januar, Eislebener Straße 9, zu sehen. Öffnungszeiten Do. 17-19 Uhr und nach Vereinbarung (0234/3600578).

Die Vernissage findet am kommenden Freitag (22.8.) um 20 Uhr in der Galerie Januar statt, die Künstlerin ist anwesend. Die einführenden Worte spricht Ulrich Fernkorn.

Tatsächlich ist es genau dieses Moment des Unauffälligen, das die Künstlerin inszeniert. Ihre Minimal-Interventionen scheinen den Räumen „nichts anzutun“, und zeigen doch Wirkung. Auffällig wird das schon im Erdgeschoss, wo Dietrich eine Installation wie einen Kachelofen hinsetzt. Das ist alles; auf diese „Ofenbank“ kann der Betrachter sich setzen und die Dinge auf sich wirken lassen: Durch den leeren Raum huschen Licht und Schatten, durch das geöffnete Fenster weht der Wind, hallen die Geräusche der Straße nach. Es ist (im Wortsinn) das „Fenster zum Hof“ der Galerie, das hier Aufmerksamkeit und Raum-Spannung erzeugt.

Panorama der Hinterhöfe

Das Wenige ist Sara Dietrich genug, um aus ihrer Kunst ein Instrument der gesteigerten Wahrnehmung zu machen. So im Obergeschoss, wo Fotografien von Hinterhof-Ansichten (sic!) gehängt sind. Auch dieser Raum ist leer bis auf einen hochbeinigen Tisch, der sich zunächst verschlossen gibt, aber auf seiner der Wand zugewandten Seite durch ein gläsernes Fensterchen die visuelle Illusion des auf den Fotografien festgefrorenen Hinterhöfe-Panoramas abermals aufnimmt.

Erlebbar wird hier eine Kunst auf der Schwelle; der Übergang zwischen Innen und Außen wird fließend. Die Räume öffnen sich, obwohl geschlossen, in die Welt, sie fordern den Betrachter auf, sich einzulassen: Auf (s)ein verändertes Empfinden, aber auch auf die poetische Aura, die Sara Dietrichs Raumeinlassungen stets innewohnt.