Bochum.. „Mental Space“ nennt sich eine interessante neue Atelier-Galerie für junge Kunst in Langendreer. Roman Zheleznyak, Absolvent der Düsseldorfer Kunstakademie, zeigt hier aktuell drei Arbeiten des Ungarn Róbert Olawuyi, die sich mit dem Thema „Deutschland“ beschäftigen.
Immer wieder derselbe eine Takt aus dem „Fehrbelliner Reitermarsch“. Doch der ungarische Künstler Róbert Olawuyi will nicht „unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben“, sondern beschäftigt sich in der kleinen Ausstellung „Mein liebstes Stück Deutschland“ mit der Wahrnehmung Deutschlands. Es ist schon die zweite kleine Schau in der neuen Galerie „mental space“ in Langendreer.
Montierter Frauenunterleib
Roman Zheleznyak (*1985), hat hier, in unmittelbarer Nähe zur verdienten Galerie Januar, ein Ladenlokal gemietet. Der in der Ukraine geborene Künstler, der mit 14 nach Deutschland kam, seine Jugendjahre in Bochum verbrachte und dann die Kunstakademie Düsseldorf abschloss, hat sich ein Atelier eingerichtet und wird den Schaufensterraum fortan als Galerie nutzen. „Ich plane in kurzen Abständen jeweils 14-tägige Ausstellungen“, so der Meisterschüler von Marcel Odenbach. Wer sich die Ausstellungen anschaue, könne gern auch einen Blick Zheleznyaks Atelier werfen. Zuletzt entstand hier „experimentelles Archivieren“, etwa abgegossene Negative von Vinyl-Schallplatten.
Semantischer Kern
Für die neue Ausstellung brachte der Jung-Galerist drei Arbeiten des 1982 geborenen Ungarn zusammen. Die Videoarbeit zeigt montierte und geloopte Frauenunterkörper in schwarz-rot-gold, dazu erklingt der Musik-Clip mit dem Reitermarsch. Sexualisierte Bilder in Verbindung mit der Flagge und daneben der Sound, der Marschmusik mit Berlin-Techno koppelt (mit Gruß an die Achse Detroit-Berlin) bilden den semantischen Kern der Arbeit.
Idylle mit Hundehäuflein
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine Installation - gut sichtbar auch durch die Schaufensterscheibe. Ein großformatiges Foto gelegt auf zwei Euro-Paletten, darauf zu sehen eine junge Frau, neben einer Lidl-Plastiktüte sonnenbadend in einer Park- oder Freibad-Liegewiesen-Situation. Eigentlich idyllisch, doch bei nähere Betrachtung der Fotografie findet der Betrachter darauf das Hundehäuflein im Gras.
Durchaus ironisch
Drittes Element ist ein kleines Foto mit Schnappschussanmutung, das eine Fenstersituation zeigt. Ein Mann hat offenbar eine Deutschland-Fahne im Fenster gehisst. Die Frage stellt sich, wann man das tut, welche Ereignisse bewegen Menschen dazu? Olawuyis Arbeiten kommentieren „sein“ Deutschland durchaus ironisch, ohne denunziatorisch zu wirken.
Der Galerie „Mental Space“ ist ein langer Atem zu wünschen, „Januar“ hat einen tollen Nachbarn. Öffnungszeiten nach Vereinbarung unter Tel. 0157 / 577 987 56.