Das Verhältnis von Sinnlichem und Sinnhaftem lotet eine neue Ausstellung in der Galerie Januar in Langendreer aus. Der in Bochum geborene Künstler Peter Schloss, lebend und arbeitend in Düsseldorf zeigt „out of the air“, eine zunächst spröde wirkende Schau, die alle drei Etagen bespielt.
Der 1974 geborene Künstler, der an den Kunstakademien in Nürnberg und Münster studierte und 2010 zum Meisterschüler von Maik und Dirk Löbbert ernannt wurde, arbeitet in allen Disziplinen, wobei ein Schwerpunkt auf der Auseinandersetzung mit Sprache liegt. Das rührt auch daher, dass seinem Kunststudium ein Studium der Philosophie und Politologie (Münster, York und Bamberg) voraus ging.
In der Galerie ist eine neue Werkgruppe zu sehen, die philosophische Diskurse skulptural inszeniert. In jeder Etage ist ein Ensemble zu sehen, jeweils leicht variiert: Filigrane Stative tragen Klemmbretter oder Plexiglasschilder, beschienen werden die darauf befestigten Texte und Abbildungen von kühlem Licht aus individuell ausgerichteten Neonröhren. Assoziationen zu Laborsituationen, Versuchsaufbauten und wissenschaftlichen Experimentierräumen sind intendiert.
Die derat zentral inszenierten Texte und Abbilder sind kurz und prägnant, sollen aber größere philosophische Assoziationsketten anregen. Im Keller etwa stellt Schloss Platons moralische Erzählung vom den Charakter korrumpierenden „Ring des Gyges“ Jeremy Benthams architektonischem Prinzip des „Panoptikums“ zur Seite. Aufgerufen werden so Fragen nach dem moralphilosophischen Gut und Böse, gleichzeitig kann aber auch die doppelte Ringstruktur ins Auge fallen.
Im Erdgeschoss fragen zwei nebeneinander gestellte Klassiker aus dem Bereich der optischen Täuschung nach dem Verhältnis von Illusion und Realität, während die Installation oben prägnante Ergebnisse einer Untersuchung aus dem Bereich der experimentellen Moralphilosophie präsentiert.
Die drei filigranen Licht-Text-Installationen können als autonome Werke angesehen werden. Genauso erzeugen die Ensembles als Trio aber bei der Durchquerung der kleinen Schau individuelle Sinnzusammenhänge bei den Betrachtern. Nicht im Sinne von „Alles hängt mit allem zusammen“, sondern womöglich näher hin zu konkreten sozialen und politischen Fragen. Das die hier aufgerissen Interpretationsräume letztlich im Vagen verbleiben ist kann als Schwäche der Schau verstanden werden, wie auch als eine ganz große Stärke.