Bochum. Wegen starker Schäden, die Sturmtief “Ela“ auch in Bochum hinterließ, ist der Hauptfriedhof seit einigen Wochen aus Sicherheitsgründen gesperrt. Dagegen gibt es nun Protest: „Das ist ein Skandal!“ schreibt ein Bürger. Er beklagt, dass seit vier Wochen kein Gedenken am Grab möglich sei.

Seit mehr als vier Wochen können viele Tausend Bochumer nicht ihre verstorbenen Verwandten auf den Friedhöfen besuchen – und das sorgt vereinzelt für großen Unmut. Vor einem verriegelten Tor des Hauptfriedhofs an der Straße Feldmark hing gestern ein anonym verfasstes DIN-A4-Blatt in einer Schutzhülle: „Das ist ein Skandal!“ stand darauf.

„Das Grünflächenamt macht den Angehörigen der Toten das Gedenken am Grab sowie die Pflege der Grabstätten seit nunmehr vier Wochen unmöglich.“ Dabei hätten die gefährdeten Stellen in nur wenigen Tagen gekennzeichnet oder beseitigt werden können. „Fehlt hier der Sachverstand für eine richtige strategisch sinnvolle Planung, die auch die berechtigten Belange des Bürgers berücksichtigt???“

„Bestattungen finden statt“

Die Stadt hat 13 ihrer 25 Friedhöfe wieder freigegeben, nicht aber den Großteil des 54 Hektar großen Hauptfriedhofes. Der Haupteingang an der Immanuel-Kant-Straße war gestern ein besonders trostloser Ort: Das Eisentor, in dem verwelkte Blumen herabhingen, war mit einer Kette verriegelt, und der ganze Vorplatz war menschenleer.

Auf einem Hinweisschild stand allerdings: „Bestattungen finden statt.“ Seit dem Pfingst-Unwetter am 9. Juni soll keine einzige Beerdigung ausgefallen sein. Die Trauerzüge verlaufen auf extra gesicherten Wegen und werden von einem Stadtmitarbeiter begleitet. Der normale Besucher aber darf „bis auf weiteres“ immer noch nicht auf den Friedhof.

Keine Grabpflege möglich

Gerd Werdelmann, Leiter des Technischen Betriebes, erklärte gestern auf WAZ-Anfrage, dass auf dem Gelände bis heute ein „völlig ungesicherter Zustand“ herrsche. Es sei vom Sturm „durchweg betroffen“, und überall gebe es große Bäume. Wann der Hauptfriedhof wieder freigegeben werde, sei unklar. Das bedeutet, dass die Gräber viele Wochen lang nicht mehr gepflegt werden können.

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Gesperrt sind weiter auch Grünanlagen wie das Wiesental. Dort sah es bis vor wenigen Tagen nicht gut aus, weil der Abwasserkanal auf der Wiese übergelaufen war. Der Druck war so groß, das eine mehrere Meter breite und 25 Zentimeter dicke Betonplatte hochgedrückt wurde - und sich die Kloake samt Klopapier über die Wiese verteilte. Leserin Annette Kemper spricht von „Ekelalarm“.

Das Kanalloch ist nun abgesperrt, bis die Platte wieder gerichtet wird. Mittlerweile ist der Müll - auch in den Mülleimern, die übergequollen waren - von der Stadt großteils beseitigt worden. Ein Anwohner zeigte für die Verzögerung bei dem Aufräumarbeiten aber Verständnis: Die Stadt hätte wegen der Sturmschäden Wichtigeres zu tun gehabt.