Bochum. 19 Kilometer sind die Wege auf dem Bochumer Hauptfriedhof insgesamt lang. Gerade für Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden ist das bei so mancher Beerdigung kein Zuckerschlecken. Das neue Friedhofsmobil soll da nun Abhilfe schaffen und gehandicapte Menschen direkt ans Grab transportieren.

Horst Mroß steht still und guckt. Hinter dem Portal des Hauptfriedhofs am Freigrafendamm hat er sich zum Schutz um eine Ecke gestellt. Der Wind ist nur schwach, auf Dauer aber lästig und zehrend. Mroß steht aufrecht, hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt und die Brust nach vorne gereckt. An Allerheiligen sieht er hunderte Friedhofsbesucher vorbeipilgern. Um halb eins mittags sagt er: „Ich stehe hier schon seit neun Uhr.“

Allein, Horst Mroß, 51, wird nicht fürs Stehen bezahlt. Horst Mroß ist Fahrer. Er fährt das neue Friedhofsmobil, das älteren oder kranken Menschen auf dem weiten Areal des Hauptfriedhofs beschwerliche Fußmärsche ersparen soll. Wenn Mross das batteriebetriebene Mobil nicht gerade über die 19 Kilometer Weg durch den Friedhof fährt, dann steht er hinter dem Friedhofsportal und wartet auf Fahrgäste.

Kaufpreis rund 20.000 Euro

Am Donnerstag wurde das 20.000 Euro teure Mobil der Öffentlichkeit vorgestellt. Bis Freitag um halb eins hatte Mross genau eine Fahrt mit zwei älteren Damen, die zwei Grabgestecke mitbrachten. Sie nahmen den Service dankend an und ließen sich chauffieren. „Dann haben sie gleich noch mit dem Handy ein Foto gemacht“, erzählt Mross und lacht. Alle anderen haben bis Freitagmittag aber nur geguckt.

Von den Friedhofsbesuchern an Allerheiligen bleiben viele stehen. Manche öffnen eine Tür und sehen neben dem Fahrer- noch drei Ledersitze. Mross sagt, viele würden nachfragen und wären dann ganz überrascht, dass die Fahrt kostenfrei sei.

Ein Wunsch des Seniorenbeirats

Theo Kraushaar hatte mit dem Seniorenbeirat die Idee für das Friedhofsmobil. Er hatte gehört, dass es einen solchen Service in anderen Städten schon gebe. Anfang 2011 reichte er offiziell eine Anregung bei der Stadtverwaltung ein. Kraushaar erklärt: „Viele sagen, sie blieben zu Hause, weil sie nicht mehr laufen können. Diese Menschen dürfen aber nicht ausgeschlossen werden. Sie müssen auch an Trauerfeiern und Beerdigungen teilnehmen und die Gräber ihrer Angehörigen besuchen können.“

Inge Möller, 74, kommt oft auf den Friedhof und hat auch an Allerheiligen ein Grab besucht. „Hier kommen vielen Menschen mit Gehstock hin“, sagt sie und hebt ihren eigenen. „Und es gibt viele Menschen, die es nicht mehr ans Grab schaffen.“ Möller ist sich deswegen sicher, dass das Friedhofsmobil genutzt werden wird, „wenn die Leute das erstmal kennen.“