Bochum. Die Kapelle im Augusta-Krankenhaus an der Bergstraße wird abgerissen. Das 108 Jahre alte Gebäude soll einem neuen Bettenhaus für Urologie, Chirurgie und Gefäßchirurgie weichen. Manche bedauern das und sind “traurig“ ob des Verlusts dieses historischen Gebäudes. Doch der Abriss ist alternativlos.

Seit 108 Jahren spendet die Kapelle im Augusta-Krankenhaus an der Bergstraße geistlichem Trost in schwerer Stunde. Noch in diesem Jahr soll damit Schluss sein, denn sie wird abgerissen, weil sie einem neuen Bettenhaus im Wege steht. Das hat die Krankenhaus-Leitung vor kurzem in einem Rundschreiben an die Belegschaft mitgeteilt.

Für das Bettenhaus, schreibt Geschäftsführer Ulrich Froese, „muss leider die jetzige Kapelle weichen. Das ist sicher sehr schade, aber es gibt keine andere baulich sinnvolle Erweiterungsmöglichkeit“.

Von dem Neubau sollen die urologische, die chirurgische und die gefäßchirurgische Klinik profitieren. Es soll dann nur noch Ein- und Zwei-Bett-Zimmer geben.

© Dietmar Wäsche / WAZ Fotopool

1906 errichtet

Das geplante Ende der Kapelle stößt nicht nur auf Zustimmung. „Das ist sehr schade“, sagte am Dienstag eine Klinik-Mitarbeiterin, die vor der Kapelle eine kleine Pause in der Sonne einlegte. Und auch ihre Kollegin hatte von zwei kritischen Stimmen in ihrer Abteilung gehört.

1906 war die Kapelle aus rötlichen Backsteinen errichtet und eingeweiht worden. 200 Menschen bot sie Platz. Sie ist innen wie außen ein zwar einfacher und schmuckloser Bau, dennoch strahlt er eine würdevolle Erhabenheit und Stille aus. Am Dienstagmittag zum Beispiel betrat ein etwa 40-jähriger Mann das Gotteshaus, bekreuzigte sich und sank im Mittelgang auf die Knie, um vor dem schlichten Holzkreuz über dem Altar zum Herrgott zu sprechen. Auf einem Tisch vor ihm lag ein Buch für die Gläubigen. Darin hat jemand notiert: „Liebe Maria Mutter Gottes! Manchmal sieht man das Licht am Ende des Tunnels nicht, weil man den Kopf hängen lässt.“

In der Zugangsbrücke zur Kapelle mit kleinen geschmackvollen Fenstern.
In der Zugangsbrücke zur Kapelle mit kleinen geschmackvollen Fenstern. © Dietmar Wäsche / WAZ Fotopool

Nach dem Krieg wurde dort getauft und geheiratet

Eine ganz besondere Bedeutung gewann die Kapelle nach dem 2. Weltkrieg, weil sie die einzige evangelische Kirche der Stadt war, die die Bomben überstanden hatte. Deshalb wurden dort viele Taufen und Hochzeiten gefeiert.

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„Am Anfang war ich nicht begeistert, weil sie schön und historisch ist“, sagte am Dienstag Klinik-Pfarrerin Martina Haeseler, als die WAZ sie zu dem geplanten Abriss befragte. Bei älteren Bochumern sei das Gotteshaus „mit vielen Emotionen verbunden“. Es mache „traurig, dass wir die Kapelle verlieren“. Allerdings berichtet sie auch von einem Ersatz. In der 6. Etage der Klinik solle der Sitzungsraum der Geschäftsführung in eine neue Kapelle umgestaltet werden. Wie auch jetzt in der alten soll es auch dort Gottesdienste geben.

Das Krankenhaus selbst wollte sich gestern zu dem Abriss und zu weiteren Fragen nicht äußern. Der Geschäftsführer sei im Urlaub.

Die Augusta-Krankenanstalt feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Am 30. August wird das gefeiert.