Bochum. In Berlin halten die scheidenden Hausärzte ihren Kopf hin. „Ich bin niedergelassener Arzt. Ich werde Ihnen fehlen“, warnen Plakate vor Engpässen bei der ortsnahen Versorgung. Auch in Bochum könnten genügend Konterfeis für eine Plakataktion gefunden werden: Etlichen Praxen droht das Aus.

Die Bochumer werden immer älter und behandlungsbedürftiger. Zugleich droht die Zahl der Hausärzte massiv zu schrumpfen. Noch ist die Versorgung ausreichend. Doch jeder dritte der 211 Hausärzte ist über 60 Jahre alt.

„Die Überalterung ist ein großes Problem. Eine Vielzahl von Kollegen wird in den nächsten Jahren aufhören, ohne dass genügend Nachfolger in Sicht sind“, hatte Dr. Wilhelm Vermaasen, Vorsitzender des Hausärztenetzes, bereits 2011 geklagt.

Bei den Studenten anfangen

Die Altersstruktur hat sich seither weiter verschärft. 20,9 Prozent der Bochumer Hausärzte sind Ende 50, 16,1 Prozent zwischen 60 und 64 Jahre alt, 15,2 Prozent sogar älter als 65. Es mangelt an Nachwuchs. „Wir müssen“, so Dr. Wilhelm Vermaasen, „mit Praxisschließungen rechnen.“ Heißt: In den nächsten Jahren steuert Bochum auf eine Unterversorgung zu.

Welche Bedeutung hat Ihr Hausarzt für Sie?

Ist die Praxis meines Hausarztes bald geschlossen? Eine Frage, die sich viele Patienten stellen. Zahlreiche Allgemeinmediziner stehen vor dem Ruhestand. Es mangelt massiv an Nachwuchs.

Welche Bedeutung hat Ihr Hausarzt für Sie? Haben Sie Sorge, dass Sie sich einen anderen Arzt suchen müssen? Wie kann es gelingen, mehr Studenten für diese Aufgabe zu gewinnen?

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„Für viele Studenten ist die Allgemeinmedizin nicht interessant“, beobachtet Dr. Olaf Hagen von der Augusta-Stiftung. „Andere Fachrichtungen nehmen sich oft unglaublich wichtig und sehen Allgemeinmediziner als Pseudo-Doktoren“, bedauert Hagen, der selbst an der Uni Essen unterrichtet. Dabei sei es „total spannend, wie breit gefächert das Wissen als Allgemeinmediziner sein muss“.

Vermittlung in Praxen niedergelassener Ärzte

Um Studenten den Weg zur eigenen Praxis schmackhaft zu machen, wurde 2011 der Ausbildungsverbund Bochum-Hattingen gegründet, dessen Koordinator Hagen ist. Dort bekommen Studenten das Komplett-Paket aus einer breit gefächerten Ausbildung im Krankenhaus und einer Vermittlung in Praxen niedergelassener Ärzte.

„Um die hausärztliche Arbeit im Ansehen voranzubringen, muss schon bei den Studenten angefangen werden“, bekräftigt Dr. Christoph Bideau, Allgemeinmediziner an der Brenscheder Straße. In diesen Tagen war er Gastgeber eines „Professionalisierungskurses“. Mit 14 Kollegen aus verschiedenen Universitätsstädten ging es im Hotel Claudius ums wissenschaftliche Arbeiten, aber auch darum, „eine Aufbruchstimmung zu vermitteln und dem Schlechtreden zu begegnen“. Dr. Bideau: „Innere, Chirurgie und die andere Spezialfächer stehen häufig in der Bevölkerung in höherem Ansehen, weil sie angeblich mehr können als der Hausarzt. Was sie aber nicht können, ist den ganzen Menschen zu sehen.“