Bochum. Das Adipositas-Zentrum in Bochum-Linden blickt auf sein 25-jähriges Bestehen zurück. 200 Übergewichtige werden jährlich von den Experten betreut - die meisten mit nachhaltigem Erfolg. Am 16. April richtet die WAZ eine Telefonsprechstunde ein.

Die Waage hat XXXL-Format. Auf bis zu 300 Kilogramm kann der Zeiger ausschlagen. „Den Rekord hält eine Frau Anfang 30. Die brachte es auf 273 Kilo“, sagt Dr. Thomas Hulisz, Ärztlicher Leiter des Adipositas-Zentrums NRW. In der nächsten Woche steht er mit einem Kollegen den WAZ-Lesern am Telefon Rede und Antwort.

Seit 25 Jahren heißt es in Linden: Ran an den Speck! 1989 – anfangs als Einrichtung des Evangelischen Krankenhauses Hattingen – ging das Adipositas-Zentrum an der Dr.-C.-Otto-Straße an den Start. Seit Beginn der 1990er Jahre gilt unter dem Dach der Bochumer Augusta-Kliniken: mehr Lebensfreude durch weniger Gewicht.

200 Patienten werden jährlich betreut. Allesamt mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30. Deren Zahl steigt. 67 Prozent der Männer und 59 Prozent der Frauen gelten in Deutschland als übergewichtig. 22 Prozent schleppen einen Ü-30-BMI mit sich herum. „Auf Bochum heruntergerechnet bedeutet das: Rund 75 000 Bürger sind deutlich zu dick“, so Hulisz.

Jeder zweite Patient ist ein Mann

Die „schwersten Brocken“ finden seit einem Vierteljahrhundert im Adipositas-Zentrum Rat und Hilfe. Viele haben -zig gescheiterte Diäten hinter sich, sind verzweifelt, häufig krank (Bluthochdruck, Diabetes, Gelenkbeschwerden). Zu viel falsches Essen bei zu wenig Bewegung: Die Waage dokumentiert schonungslos die Folgen – mit meist dreistelligen Kilozahlen.

20 Mitarbeiter, u.a. Ärzte, Psychologen, Ernährungsberater und Sporttherapeuten, sagen in Linden der Fettleibigkeit den Kampf an. Die Patienten im Alter von 18 bis 80 – anfangs meist Frauen, inzwischen zur Hälfte Männer – absolvieren ein 52-Wochen-Programm. Nach einer eingehenden Eingangsuntersuchung beginnt die dreimonatige Fastenzeit. Täglich sind fünf spezielle Tüten-Drinks („Optifast“) erlaubt. Nicht weniger. Aber auch nicht mehr. Bei den wöchentlichen Abendtreffen gibt es Bewegungskurse, Gruppengespräche und ärztliche Untersuchungen.

Kassen zahlen unterschiedlich

In der „Umstellungsphase“ (acht Wochen) werden die Tüten sukzessive durch ausgewogene Mischkost ersetzt. In der „Stabilisierungsphase (31 Wochen) sollen die Patienten das neu erlernte Essverhalten trainieren und verinnerlichen. Das gelingt fast allen. „90 Prozent halten durch. Männer verlieren in dem Jahr im Schnitt 26, Frauen 22 Kilo“, sagt Dr. Hulisz, weiß aber auch: „Nach drei Jahren haben nur 50 Prozent der Teilnehmer ihr Gewicht halten können.“ Der berüchtigte Jojo-Effekt.

Telefonsprechstunde am 16. April

Auch Leser mit Normal- oder nur leichtem Übergewicht sind eingeladen, sich am Mittwoch, 16. April, an einer WAZ-Telefonsprechstunde zu beteiligen.

Von 15 bis 17 Uhr beantworten der Leiter des Adipositas-Zentrums, Dr. Thomas Hulisz, und Psychologe Uwe Machleit alle Fragen rund ums Abnehmen und zu gesunder Ernährung.

Die Telefonnummern:
Dr. Thomas Hulisz: 0234/517 46 00
Uwe Machleit: 0234/517 49 00

Die 800 Euro für die Diät-Kost müssen alle Patienten aus eigener Tasche bezahlen. Ansonsten werden die Kosten je nach Kasse komplett, teilweise oder gar nicht übernommen. Wer alles allein berappen muss, ist mit 2000 Euro allein für die Behandlungskosten dabei. Immerhin: Das Geld ist gut angelegt. Damit der Zeiger auf der Waage nicht mehr ganz so heftig ausschlägt.