Bochum. Rund 2000 Beschäftigte versammelten sich zur Verdi-Kundgebung auf dem Dr.-Ruer-Platz in der Innenstadt. Der Streik wirkte sich besonders durch die Ausfälle von Bussen und Bahnen aus. Die meisten Bochumer waren jedoch darauf vorbereitet und einige profitierten sogar von der Situation.
Der Warnstreik der Gewerkschaft Verdi legte am Dienstag weite Teile des Öffentlichen Dienstes lahm. Während die Teilnehmer der Kundgebung auf dem Dr.-Ruer-Platz lautstark und entschlossen ihre Forderungen stellten, reagierten die meisten Bochumer gelassen.
Die größten Auswirkungen auf das städtische Leben hatten die Ausfälle im Bus- und Bahnverkehr der Bogestra. Einige Kunden wurden am Hauptbahnhof vom Streik kalt erwischt und erst durch die Anzeigetafeln informiert. Die Mehrzahl nutzte aber ohnehin alternative Fortbewegungsmittel, auch zur Freude der Taxifahrer.
In der Innenstadt konnte man den Eindruck gewinnen, es seien mehr Eltern mit ihren Kindern unterwegs, da einige Kitas geschlossen hatten. Vor dem Rathaus gab es angesichts der zum Teil verschlossenen Türen der Verwaltung einige ungläubige Gesichter. Viele Bochumer zeigten dennoch Verständnis. Durch die Ankündigung des Warnstreiks konnten sich offenbar viele darauf einstellen.
Das sagen streikende Beschäftigte
„Wir leisten 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche gute Arbeit. Das muss auch gutes Geld wert sein. Von den Verhandlungen erhoffe ich mir vor allem ein Ende der sachgrundlos befristeten Arbeitsverhältnisse. In seinem Job sollte man eine Zukunftsperspektive haben.“ Nicole Misterek (37), Betriebsratsvorsitzende der Stadtwerke
„Ich würde mir vor allem eine verpflichtende Übernahme der Auszubildenden wünschen. Wenn man sieht, was wir hier heute auf die Beine gestellt haben, bin ich optimistisch, dass wir viele unserer Forderungen durchsetzen werden.“ Christine Schweiger (22), Verwaltungsfachangestellte im dritten Lehrjahr
„Alles ist teurer geworden, besonders Benzin und Strom. Die Löhne haben mit dieser Entwicklung in den vergangenen Jahren aber nicht Schritt gehalten. Zur Not muss man den Arbeitskampf ausweiten, bis auch der kleine Mann mal wieder mehr Geld in der Tasche hat.“ Michael Weber (49), Schulhausmeister
Das sagen Betroffene
„Eigentlich wollten wir in der Mensa essen, als uns eine Kommilitonin berichtet hat, dass dort wegen des Warnstreiks nur ein Gericht, nämlich Erbsensuppe, angeboten wird. Das war aber nicht weiter schlimm. Wir haben dann woanders Fast Food gegessen.“ Kamil Szczupakowski (29), Student an der Hochschule für Gesundheit
„Für uns als Taxifahrer sind solche Streiktage natürlich gut, weil die Busse und Bahnen ausnahmsweise mal nicht fahren. Hier am Hauptbahnhof merkt man schon, dass mehr Leute auf ein Taxi angewiesen sind als sonst. Ich habe heute rund 20 bis 30 Prozent mehr Kunden als an normalen Tagen.“ Savas Sönmez (42), Taxifahrer
„Normalerweise fahre ich mit dem Bus, der Straßenbahn und der U-Bahn zur Schule. Heute habe ich aus Gerthe 40 Minuten mit dem Rad gebraucht und bin zur spät zu ersten Stunde gekommen. Das war aber nicht so schlimm, weil ohnehin nur die Hälfte der Klasse da war.“ Marius Kirsch (19), Schüler am Neuen Gymnasium Bochum