Bochum. Rund 2000 Menschen haben am Dienstag in der Bochumer Innenstadt bei einem ganztägigen Warnstreik für die Tarifforderungen geworben. „Geld ist sehr wohl da“, sagte die Bochumer Verdi-Geschäftsführerin Gudrun Müller, „es ist nur falsch verteilt.“

„Ich will es nicht akzeptieren, dass für eine gute Arbeit kein Geld da sein soll“, rief die Bochumer Verdi-Geschäftsführerin Gudrun Müller am Dienstag über den gut gefüllten Dr. Ruer-Platz. Geschätzt 2000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst hatten sich zum Warnstreik versammelt und mit Trillerpfeifen eine ohrenbetäubenden Lautstärke entfacht. „Geld ist sehr wohl da“, sagte die Rednerin, „es ist nur falsch verteilt.“ Wenn man in dem „unglaublichen reichen Deutschland“ eine gerechtere Steuerpolitik haben würde, die die Reichen stärker belasten würde, ließen sich die Tarifforderungen „locker aus der Portokasse“ zahlen.

100 Euro Lohn im Monat mehr und zusätzlich 3,5 Prozent fordert die Gewerkschaft. „Damit wollen wir teilhaben an dem Wirtschaftsaufschwung und den sprudelnden Steuereinnahmen“, sagte Gudrun Müller und nannte ein paar Beispiellöhne von Busfahrern, Fuhrpark-Mitarbeitern und städtischen Reinigungskräften in Höhe von 2100 Euro beziehungsweise 1500 Euro brutto. Außerdem müsse ein einheitlicher Urlaubsanspruch über 30 Tage für alle Beschäftigten her.

Unbefristete Übernahme aller Lehrlinge

Michael Hortig, Auszubildenden-Vertreter bei der Bogestra, forderte auch eine unbefristete Übernahme aller Lehrlinge. Er trat in einem Superman-Kostüm auf. „Es ist Zeit für Helden“, rief er. Direkt vor ihm hatten junge Streikende neun selbstgebastelte Tafeln mit jeweils einem großen Buchstaben gebastelt - zusammen hochgehalten ergab dies das Wort „Ü-B-E-R-N-A-H-M-E.“ Sie skandierten das Wort mit kräftiger Stimme wie auf einer Fußballtribüne. Dazu passte denn auch, dass aus den Lautsprechern Grönemeyers „Bochum“ erdröhnte wie vor jedem VfL-Heimspiel.

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Unter den Teilnehmern waren Beschäftige der Stadt, des Jobcenters, der Sparkasse, der Bogestra, der Kitas, der Bauhöfe, der Knappschaft, des Akafö und anderer Arbeitgeber. Viele trugen dünne Verdi-Westen aus Kunststoff mit dem Satz: „Wir sind es wert!“ Auf der Rednerbühne stand in großen Lettern: „Wir sind die Guten.“ Darauf zielte auch Jochen Marquardt ab, Geschäftsführer der DGB-Region Ruhr-Mark: Er forderte von den Arbeitgebern „mehr Wertschätzung für die, die das Land voranbringen“.

Thema Befristungen war ein Thema

Auch das Thema Befristungen war ein Thema. Pamela Strutz von Verdi beklagte, dass 50 bis 70 Prozent der Neueinstellungen an Befristungen gekoppelt seien. Deshalb forderte sie, dies grundsätzlich abzuschaffen, damit die Beschäftigten auch vernünftig eine Zukunft planen könnten.

Kurz vor 12 Uhr, nach einer Stunde, war die Kundgebung beendet. Gudrun Müller warnte die Arbeitgeber für den Fall, dass sie den Forderungen nicht entgegenkämen: „Dann werden wir die passende Antwort finden.“