Bochum. Opel bietet seinen Beschäftigten ein sofortiges Abfindungsprogramm an. Etwa 120.000 Euro dürfte im Schnitt ein Opelaner bekommen. 90.000 Zafira werden in diesem Jahr noch im Bochumer Werk produziert. Beginnen soll schon bald die Vermittlung von Beschäftigten an andere Unternehmen.

Mit einem freiwilligen Abfindungsprogramm und dem baldigen Start der Vermittlungsinitiative „Berufsperspektive“ versucht Opel die sich hinziehende Beratungen um den Sozialvertrag zwischen dem Autobauer und seinen Bochumer Beschäftigten anzuschieben. „Wir verlieren Zeit zum Nachteil der Beschäftigten“, sagte eine Unternehmenssprecher.

Nachdem sich 50 Opelaner erfolgreich auf Stellen an den anderen Standorten Eisenach, Rüsselsheim und Kaiserslautern beworben und etwa 25 eine Abfindung genommen haben, kündigte Manfred Gellrich am Montag das neue Angebot an. Der Werksleiter warb vor etwa 1000 Beschäftigten der Früh- und der Normalschicht im Rahmen einer Belegschaftsversammlung: „Wir wissen dass großes Interesse besteht.“

Abfindungsformel orientiert sich an Sozialtarifvertrag

Die Abfindungsformel orientiert sich an der in den schon im Dezember festgelegten Eckpunkten des Sozialtarifvertrags. Sie lautet: Alter des Beschäftigten mal Betriebszugehörigkeit in Jahren (maximal 24) mal Bruttomonatseinkommen dividiert durch 30. Bei einem Durchschnittsalter von 48/49 Jahren, langjähriger Betriebszugehörigkeit einem Bruttodurchschnittslohn von etwa 3100 Euro würde sich ein Wert von etwa 120.000 Euro ergeben. Hinzu kämen die Bruttomonatsgehälter der Kündigungsfrist, abgezogen müsste 30 bis 35 Prozent Steuern.

Fixiert hat Opel mittlerweile, dass am 12. Dezember das letzte Auto vom Band rollen soll. Dann endet die 52-jährige Geschichte des Autobaus in Bochum. 90.000 Opel Zafira Family, und nicht wie vor Wochen noch angekündigt 100.000 Stück, werden in diesem Jahr noch einmal in Werk I produziert.

Über Ersatzbesetzungen kompensieren

Ausgeschlossen scheint ein deutlich vorzeitiges Ende der Fertigung. Es bestehe Liefertreue, so ein Sprecher. Beschäftigte, die vorher das Werk verlassen, müssten über Ersatzbesetzungen kompensiert werden. Wenn Werk I endgültig geschlossen ist, würden einige Teile der Produktionsanlage nach Rüsselsheim transportiert werden. Dort wird bereits die Produktion des Zafira Tourer von 2015 an vorbereitet.

Solidarität für Opel

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    Derweil haben nach Auskunft des Unternehmens schon mehr als 1000 Beschäftigte die Chance wahrgenommen, um sich in die erst vor zwei Wochen eingerichtete Datenbank des TÜV-Nord Transfer Netzwerk einzutragen. Der Opel-Sprecher: „Ich gehe davon aus, dass sich am Ende alle eintragen. Schaden kann da ja nicht.“

    Schon bald sollen „namhafte Unternehmen“ wie es heißt, in eigens dafür hergerichteten Räumen in Werk I die Chance bekommen, Opelanern Arbeitsplätze zu offerieren. Der Produktionsplan sei in den kommenden drei Monaten darauf abgestellt worden, die nötigen Freiräume für Informations- und Bewerbungsgespräche frei zu halten.

    Beidseitig im Sozialtarifvertrag geschlossen

    „Für diejenigen, die eine Alternative haben, ist das sofortige Abfindungsangebot eine gute Sache“, kommentiert derweil Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel das einseitige Angebot des Unternehmens. Überraschend sei diese Wendung für ihn nicht. „Das Unternehmen hatte ohnehin vor, sich im Laufe des Jahres schon von 300 bis 450 Leuten zu trennen.“ Nun sei es der Regelung, die beidseitig im Sozialtarifvertrag geschlossen werden soll, zuvor gekommen.

    Auf den Plan gerufen hat Opel möglicherweise dabei die Tatsache, dass sich die Ausformulierung der schon im Dezember vorgestellten Eckpunkte länger hinzieht als erwartet. Wolfgang Nettelstroth, Sprecher der IG Metall NRW und Mitglied der Verhandlungskommission, hatte dem Vernehmen nach am Morgen eine Vorstellung des ausformulierten Vertrags für Anfang April angekündigt. Der Betriebsrat geht davon aus, dass die Beschäftigten dann über das Papier abstimmen. Einenkel: „Ich wüsste nicht warum das anders sein sollte.“

    Brief an den Chef der IG Metall NRW

    Die Gewerkschaft habe versprochen, bis dahin besser über den Stand der Dinge zu berichten als das bislang geschehen ist und damit unüberhörbaren Unmut ausgelöst hat. Mehr als 200 Vertrauensleute hatten sich vor einigen Tagen in einem Brief an den Chef der IG Metall NRW, Knut Giesler, gewendet und die Beantwortung zahlreicher offener Fragen eingefordert. Rainer Einenkel spricht von „berechtigter Kritik“, auf die die IG Metall nun eingegangen sei.