Bochum. Der Autobauer Opel richtet im Verwaltungsgebäude seines Werks I in Bochum ein Unternehmensforum ein. Er will sein Firmennetzwerk nutzen, um seine Ende 2014 ausscheidenden Beschäftigte zu vermitteln. Uni-Rektor Weiler schlägt derweil als Leitthema für die Flächenentwicklung „Bochum 4.0“ vor.

Der Strukturwandel hat in Bochum Geschichte. Doch was auf die Kohle (Bochum 1.0), den Stahl (Bochum 2.0) und den Autobau (Bochum 3.0) folgen soll, ist noch ungewiss. Geht es nach Professor Elmar Weiler, Rektor der Ruhr-Universität, gibt es zumindest schon das Leitthema dieser Entwicklung: Bochum 4.0 könnte es heißen. Dahinter verbirgt sich die Idee von einer wissensbasierten Industrie, die geprägt sein soll von mittelständischen Unternehmen, einem hochdiversifizierten Branchenmix und einer großen Veränderungsdynamik, wie der RUB-Rektor in einem Papier anlässlich der Ratssondersitzung zur Gründung der Gesellschaft „Bochum Perspektive 2022“ schreibt.

Die gesamte hiesige Hochschullandschaft habe sich bereit erklärt, sich in diesen Gestaltungsprozess einzubringen. „Wir sind überzeugt davon, dass nur ein Masterplan mit kräftigen und originellen Ermöglichungsstrategien und einer langen Perspektive, eine nachhaltige, wissensbasierte Stadtentwicklung“ gewährleiste. Binnen 20 Jahren etwa 15.000 Arbeitsplätze zu schaffen, hält Weiler durchaus für möglich.

Berufsperspektive vor Transfergesellschaft

Was kurz- und mittelfristig aus den mehr als 3000 Opel-Beschäftigten wird, die Ende des Jahres ihre Arbeit verlieren, ist derweil nicht nur Gegenstand des angestrebten Sozialtarifvertrags zwischen der Adam Opel AG und der IG Metall. Danach können 265 Opelaner ins Warenverteilzentrum wechseln, das für 60 Millionen Euro ausgebaut wird, weitere 200 in den Opel-Werken Eisenach oder Rüsselsheim anheuern, 700 Beschäftigte eine „Altersbrücke“ nutzen und 1700 mit einer Abfindung ausscheiden oder in eine Transfergesellschaft gehen.

Es bahnt sich nun aber noch eine weitere Möglichkeit an, die Opel-Vorstand Ulrich Schumacher am Donnerstag in der Sondersitzung des Rats ankündigte: „Wir werden nicht warten bis eine Transfergesellschaft beginnt, sondern schon vorher eine Berufsperspektive aufsetzen, mit der wir in Kürze beginnen werden. Hierbei wird Opel als Bindeglied zwischen unseren Mitarbeitern und potenziellen neuen Arbeitgebern fungieren.“

Opel-Beschäftigte sind gefragt

Konkret geht es um die Vermittlung von Opelanern an andere Unternehmen, so Opel-Sprecher Alexander Bazio. Derzeit wird im Verwaltungsgebäude von Werk 1 umgebaut und ein Unternehmerforum eingerichtet, in dem sich Firmen vorstellen werden, die Personal suchen. Bazio: „Wir holen die Unternehmen hier her.“ Die Deutsche Bahn sei eines davon. 30 Lotsen, Opelaner aus der Personalabteilung, Mitarbeiter der Arbeitsagentur oder vom Ausbildungspartner TüV Nord, werden in den Abteilungen als Ansprechpartner für die Beschäftigten fungieren. Sie werden dabei unter anderem Profile entwickeln und diese abgleichen mit den Angeboten, die in diversen Suchmaschinen angeboten werden.

Solidarität für Opel

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    Dass Opel-Beschäftigte auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind, dafür gibt es Beispiele. Die Deutsche Bahn bildet bereits frühere Opelaner zu Zugführern aus. Die Deutsche Annington ist voll des Lobes über 20 frühere Opel-Beschäftigte, die 2011 bei dem Wohnungsunternehmen als Objektbetreuer angefangen haben. „Wir haben extrem gute Erfahrungen mit ihnen gemacht“, sagt Sprecher Philipp Waters. Das Unternehmen könne sich vorstellen, in Zukunft weitere Kräfte zu übernehmen. „Wir wären verrückt, wenn wir das nicht in Erwägung ziehen würden.“

    Selbst bis nach Sachsen hat es Bochumer bei der Arbeitssuche schon gezogen. Im neuen Porsche-Werk in Leipzig haben einige angeheuert. Da der Autobauer dort erst 1100 seiner angepeilten 1500 Beschäftigen rekrutiert hat, gesucht werden unter anderem Schlosser, Mechatroniker, Lackierer oder Ingenieure, gibt es auch dort Möglichkeiten für Facharbeiter „made by Opel“.