Bochum. Immer mehr Frauen lassen sich zu Jägerinnen ausbilden. In Bochum schätzt ein Ausbilder, dass der Anteil der Frauen in der Jägerschaft bald bei 50 Ppozent liegt.

Heute geht es um Hühnervögel: Auerwild, Birkwild, Rackelwild, Alpenschneehuhn, Haselwild, Rebhuhn, Wachtel, Fasan und Trutwild. Wer sich die alle merken soll, will ein Jäger werden oder eine Jägerin. Frauen sind im aktuellen Lehrgang der Jägerausbildung in Bochum zahlreich vertreten. Von insgesamt 30 Teilnehmern sind elf Damen. „Das sind mehr als wir je hatten“, bestätigt Heinrich Schulte Uemmingen, Vorsitzender der hiesigen Kreisjägerschaft, und fügt an, dass das zunehmende Interesse vor allem junger Frauen die Struktur in der Jägerschaft mittelfristig stark verändern werde.

„Großer Respekt“ vor dem Schießen

Die Emanzipation zieht in der eingeschnitzten Männerdomäne der Jagd ihre Kreise. Das ist nicht ganz neu. Schon seit einigen Jahren zählt der Deutsche Jagdverband eine zunehmende Anzahl Jägerinnen, deren Anteil mittlerweile auf zehn Prozent beziffert wird. Der Bochumer Lehrgang erfreue sich schon seit knapp zehn Jahren einer weiblichen Teilnehmerquote von 20 bis 30 Prozent, berichtet Oliver Balke, Obmann für die Jungjägerausbildung der Kreisjägerschaft Bochum.

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Doch wer sind die Frauen, die mit dem Gewehr in den Händen durch das Dickicht streifen möchten? Was treibt sie an? „Mein Endziel beim Jagdschein ist die Hege und Pflege der Natur. Vor dem Schießen habe ich großen Respekt. Ich weiß nicht, ob ich das schaffen kann. Beim Jagen muss man schon richtig gut schießen können und noch bin ich kein guter Schütze“, schätzt Krankenschwester Claudia Grunwald (51) sich selbst ein. Durch den eigenen Jagdhund entdeckte sie ihre Liebe zur Natur. Hier im Lehrgang lernt sie, Landschaften und Tiere besser zu verstehen.

„Ich finde da nichts Schlimmes dran“

„Faireres Fleisch kann es nicht geben“, sagt Cynthia Pfeiffer (25). Als Studentin nachhaltiger Ernährungs- und Dienstleistungswirtschaft interessiert sie das Jagdwissen sowohl aus privater als auch aus beruflicher Perspektive. Auch ihr Weg in den Lehrgang führte über einen Jagdhund namens Ebby. Pfeiffer hat eine vage Vorstellung davon, wie es sein wird zu töten. „Das werde ich dann mit mir selbst ausmachen müssen, aber ich denke, es wird okay sein. Das Fleisch hat dann eben einen emotional höheren Preis, als wenn man es im Supermarkt aus der Tiefkühltruhe nimmt. Dann weiß ich, was es wert ist“, sagt sie.

Die Jüngste im Bunde, Cornelia (15), kennt die Jagd aus der Familie von früher Kindheit an und nimmt das Töten der Tiere bis jetzt locker: „Ich finde da nichts Schlimmes dran.“

Das weibliche Interesse an der Jagd bringe den Frauen auch von männlicher Seite den nötigen Respekt ein, schildert Dozent Oliver Balke. „Ich kann keine Vorbehalte der Jäger gegenüber den Jägerinnen feststellen. Es ist selbstverständlich geworden, dass Damen mit zur Jagd gehen. Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das Verhältnis auf 50:50 einpendelt“, schätzt er.