Bochum.. Junge Frauen und Männer, die es im ersten Anlauf nicht geschafft haben, einen Schulabschluss zu erreichen haben dies jetzt beim VHS-Angebot „Schulabschluss Plus“ erfolgreich nachgeholt. Das Projekt erfreut sich mittlerweile wachsender Beliebtheit.
Zeit für ein Gespräch über dieses oder jenes ist jetzt nicht. Als Ute Vielhaber-Jesse und Andreas Schürmayer im VHS-Gebäude an der Baarestraße kurz beieinander stehen, ist das Thema klar. Als Schürmayer sagt, „ich bin gedanklich gerade bei zwei, drei Leuten“, antwortet Vielhaber-Jesse wissend: „Die fangen wir auch wieder ein.“ Suchen und finden, abholen, einfangen. Das gehört zum Alltag der beiden. Vielhaber-Jesse ist Sozialpädagogin, Schürmayer Lehrer. Beide arbeiten bei der VHS für den Fachbereich Schulabschluss Plus.
Es ist ein besonderer Tag für die Schülerinnen und Schüler. Sie machen bei der VHS einen Abschluss oder haben ihn bereits gemacht. 18 junge Menschen bekommen später am Tag von Dr. Peter Reinirkens, Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Wissenschaften der Stadt Bochum, ihre Zeugnisse überreicht. „Ein guter Schulabschluss ist das Entree in den Beruf“, sagt er und: „Kein Abschluss ohne Anschluss.“
Nur lobende, wärmende Worte
Der Markt sei günstig, Arbeitskräfte würden gesucht. Er findet bei der Begrüßung ohnehin nur lobende, wärmende Worte. „Ich freue mich, dass Sie durchgehalten haben.“ Das Projekt sei ein Beispiel für Zusammenarbeit in der Stadt. „Ich bin jetzt schon zum dritten oder vierten Mal hier. Ich bin erneut beeindruckt von der Arbeit und sehe hier einen Teil der Bürger Bochums: viele junge Menschen unterschiedlicher Herkunft.“ Mit unterschiedlichen Vorgeschichten.
Fast allen gemein ist dennoch die Tatsache, dass sie Schwierigkeiten mit dem Regelweg hatten. Schulabschluss Plus ist auch ein Treffen von Schulabbrechern, Flüchtlingen, von jungen Menschen, die eine Chance, eine Möglichkeit einen neuen Start sehen und suchen und „die“ so sagt es Vielhaber-Jesse, „oft gehört haben, dass sie nichts können, die wenig bis gar kein Selbstvertrauen haben oder hatten, denen kaum mit Respekt begegnet worden ist“. Das ist beim VHS-Projekt anders. „Hier erleben wir“, sagt Vielhaber-Jesse, „was es in Menschen auslösen kann, wenn er positive Rückmeldungen und Unterstützung bekommt.“
Abschlussquote von 75 Prozent
Belegbar ist das an Zahlen. Die Abschlussquote nach einem Jahr vollgepackt mit Praktika, Projekten und berufsbegleitenden Maßnahmen beträgt 75 Prozent. „Wenn wir die erreichen, dann sind wir glücklich“, sagt Vielhaber-Jesse mit einem Lächeln und strahlenden Augen, denen man ansieht, wie stolz sie auf die Absolventen ist. „Die wenigsten brechen ab, weil sie es nicht könnten.“ Belegbar ist das auch am Miteinander zwischen Schülern und Pädagogen.
„Es geht hier wirklich sehr familiär zu“, sagt zum Beispiel Marian Peters (24). Er könnte es anders sagen, wenn es anders wäre. Er hat seinen Abschluss in der Tasche, fängt bald eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann an. „Wir haben gute Sozialarbeiter, es herrscht ein respektvoller Umgang.“ Sayed Ahmed (20), der nach München zieht und dort eine Ausbildung als Wirtschaftsprüfer beginnt, fügt hinzu: „Das Jahr haben wir gemeinsam geschafft.“